21.12.2024Gedenkbuch Wuppertal
Die Bombardierung Vohwinkels zum Jahreswechsel 1944/45 – Niemand ist vergessen!
An diesem Silvester- und Neujahrstag jähren sich die Bombenangriffe auf Vohwinkel, bei denen über 200 Menschen starben, zum 80. Mal.
Wir möchten dieses Jahr zuerst an das fast vergessene Massaker am Verschiebebahnhof in Vohwinkel erinnern.
Wir haben uns die Grablage der Massakeropfer auf dem Friedhof Ehrenhainstraße zeigen lassen und werden an der Stelle der eingeebneten Gräber ein kleines Gedenkzeichen enthüllen.
Anschließend treffen wir uns um 15:30 Uhr vor der Kirche St. Ludger am Ludgerweg 11.
Dort möchten wir an die am 1.1.1945 im Kanal des Krutscheider Bachs ertrunkenen Menschen erinnern. Beim Angriff am 1.1.1945 zerstörten Bomben auch die Hauptwasserleitung oberhalb des Neulandweges. Eine Flutwelle überraschte die Menschen, die in der Röhre Schutz gesucht hatten. Mindestens fünf deutsche Bewohner:innen der Siedlung Bremkamp und 18 französische, sowjetische und polnische Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene ertranken im Kanal.
Wenn möglich bringen Sie bitte Blumen mit!
Projektgruppe Gedenkjahr 1944 – Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal
http://www.wuppertaler-widerstand.de
Hintergrundinformationen:
Die Bombenangriffe auf Vohwinkel
55 Lancaster-Bomber begannen am 31.12.1944 gegen 14 Uhr ihren Angriff auf Vohwinkel.
Das Ziel waren die Bahnanlagen. Bedingt durch eine dichte Wolkendecke mussten die Bomber ihre 1.500 Sprengbomben aus einer großen Höhe abwerfen. 250 Bomben erreichten ihr Ziel, nur 40 davon den Verschiebebahnhof. Es wurden sieben Häuser zerstört und 26 Häuser schwer beschädigt. Es sterben vier Menschen.
Am 1.1.1945 kehrte die allierte Luftwaffe am frühen Abend zurück. 141 Lancaster-Bomber warfen am 2. Tag insgesamt 1.010 Sprengbomben und eine Brandbombe ab. 106 zerstörte Häuser und 192 Tote waren die Folge. Der Verschiebebahnhof wurde gezielt angegriffen, ein Großteil der Gleisanlagen, Stellwerke und Brücken wurden zerstört, auch der Schwebebahnhof und die Werkstatt sowie die Schwebebahnstrecke wurden schwer getroffen. Insgesamt 200 Menschen starben. Unter den Toten waren auch 29 ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangene, die meisten von ihnen lebten in einem Zwangsarbeiterlager der Reichsbahn direkt an der Bahnlinie an der Vohwinkelerstr.166.
Das vergessene Massaker am 31.12.1944 auf dem Vohwinkeler Verschiebebahnhof
Wir erinnern an die sechs sowjetischen Bürger, Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter, die am 31.12.1944 von Wehrmachtssoldaten ermordet wurden.
Die Erschießung geschah in der Nähe des Bahnhofes Vohwinkel nach einem Angriff der britischen Luftwaffe. Es waren zwei Züge auf dem Bahnhof, ein Wehrmacht-Truppenzug und einer mit ausländischen Zwangsarbeitern oder Kriegsgefangenen. Durch den Luftangriff wurde ein Haus in der Nähe getroffen, und einige Leute aus dem Gefangenenzug holten sich Lebensmittel aus dem getroffenen Gebäude. Der deutsche Hauptmann, dem der Truppenzug unterstand, befahl, dass die Leute, die die Lebensmittel entwendet hatten, sich melden sollten. Als niemand vortrat, befahl er, dass sechs Männer, die aus verschiedenen Wagen herausgeholt wurden, sofort zu erschießen seien. Die Leute, die hierfür bestimmt wurden, wurden gezwungen,
ihr eigenes Grab zu graben. Dann wurden sie in einer Reihe aufgestellt. Ein Mann versuchte zu entkommen. Er kletterte die Böschung hinauf, wurde aber
erschossen, als er die Höhe erreicht hatte. (NRZ vom 6.10.1945)
Die Leichen der Massaker-Opfer wurden am 2. Oktober 1945 geborgen und auf dem Friedhof an der Ehrenhainstr. bestattet.
Mit Hilfe der Friedhofsverwaltung konnten wir die ehemalige Grablage der Massaker-Opfer auf dem Friedhof Ehrenhainstraße lokalisieren.
Die eigentlich geschützten Kriegsgräber wurden aber Ende der Sechziger Jahre durch Bauarbeiten eingeebnet.
Der Wehrmachtsoffizier und die Schützen wurde nie zur Verantwortung gezogen.
Ertrunken im Kanal am Neulandweg
Bei den Bombenangriffen flüchteten sich Bewohner:innen der Siedlung Bremkamp und Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene aus dem Reichsbahn-Lager in einen Kanal, der den Krutscheider Bach unter den Bahnanlagen am heutigen Ludgerweg hindurchführte und der mit Bohlen abgedeckt war. Die „begehbare Röhre“ diente als Luftschutz-Unterstand.
In der Mitte befand sich eine trennende Bretterwand, so dass die deutschen Bewohner der Straßen Neulandweg und Bremkamp, die von Süden her dort Schutz fanden, und die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen der Reichsbahn, die den Schutzraum von Norden her erreichten, keinen unmittelbaren Kontakt hatten.
Beim Angriff am 1.1.1945 zerstörten Bomben die Hauptwasserleitung oberhalb des Neulandweges. Eine Flutwelle überraschte die Menschen, die in der Röhre Schutz gesucht hatten. Die ausländischen Ertrunkenen wurden auf dem katholischen Friedhof in Vohwinkel und auf dem Friedhof am Norrenberg begraben.
In Erinnerung an:
Stanislawa Benz 7.05.1884 Lublin polnische Zwangsarbeiterin
Wassil Bondarenko 28.02.1916 Melnikowa /Russland russischer Zwangsarbeiter
Jean Bureau 1.12.1914 St. Leonard de Noblat französischer Kriegsgefangener
Raymond Cuisat 21.10.1912 Herines / Oise französischer Kriegsgefangener
Ernest Dormand 30.05.1908 Orleans / Loiret französischer Kriegsgefangener
Moritz Fumeaux 24.12.1893 Melun französischer Kriegsgefangener
Wera Gerasko 16.03.1917 Bobruysk, Belarus weißrussische Zwangsarbeiterin
Josef Gonatz 19.03.1921 Macacevo polnischer Zwangsarbeiter
Auguste Gratien 2.05.1914 Herines / Oise französischer Kriegsgefangener
Iwan Harkuscha 18.07.1904 Plyakowska / Kamenka russischer Zwangsarbeiter
Berta Kurt 14.5.1902 Bremkamp 26
Fritz Blust 16.11.1933 Bremkamp 26
Gertrud Kurt 29.12.1930 Bremkamp 26
Ursula Kurt 3.12.1929 Bremkamp 26
Robert Lagarde 16.05.1892 Paris französischer Kriegsgefangener
Jean Le Port 16.09.1911 Landevant französischer Kriegsgefangener
Ives Le Roux 26.04.1907 St. Pol de Leon/Fin. französischer Kriegsgefangener
Edmund Richard 1.12.1914 Fondettes/Indre et Loire französischer Kriegsgefangener
George Skatschenko 28.03.1919 Blyakowka russischer Zwangsarbeiter
Paulina Sienkowska 15.09.1916 Cholm polnische Zwangsarbeiterin
Iwan Schwetschenko 30.06.1925 Chatschke / Smela ukrainischer Zwangsarbeiter
Noel Uguen 6.05.1915 Scaer / Finistere französischer Kriegsgefangener
Ewald Weithe, 7.09.1895 Neulandweg 37
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