DIE LINKE.Wuppertal zum 9. November

Rede zum 9. November 2020 von Gerd-Peter Zielezinski, DIE LINKE.Wuppertal Liebe Antifaschist*innen, liebe Freundinnen und Freunde, alljährlich treffen wir uns am 9. November auf der Straße, um den Opfern der Reichspogromnacht zu gedenken.

Am 9. November 1938 überfielen die Nazis in ganz Deutschland Jüdinnen und Juden, steckten Synagogen in Brand, zerstörten tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe. Die Novemberpogrome waren ein Fanal, sie waren der Auftakt für die systematisch geplante Ermordung von Millionen europäischer Jüdinnen und Juden. Es ist unsere Verantwortung, dass wir das Gedenken lebendig halten und niemals vergessen. Das Erinnern muss sich allerdings mit dem Kampf gegen den heutigen Antisemitismus verbinden.

Es wird immer deutlicher, dass die Geisteshaltung, die bei vielen Menschen zu Mitläufer- und Mittäterschaft des deutschen Faschismus führte, auch 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs keineswegs ausgestorben ist. In den neuen Stadtrat wurden fünf AfDler*innen und eine Vertreterin von Pro Wuppertal gewählt. Sie werden den Rat als Bühne für ihre menschenfeindliche Haltung nutzen und öffentlich gegen Geflüchtete und Eingewanderte hetzen.

Gauland, der Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion und Ehrenvorsitzende der Partei, hat vom Nationalsozialismus als einen „Fliegenschiss“ der deutschen Geschichte gesprochen. Für sind die Shoa und der verbrecherische Angriffskrieg der Nazis ein „Fliegenschiss“ der Geschichte! Es war der AfD-Landesvorsitzende in Thüringen, Höcke, der das Holocaust-Mahnmal in Berlin, als „Mahnmal der Schande“ bezeichnete.

Das krasseste Beispiel sind die Aussagen des ehemaligen Sprechers der AFD-Bundestagsfraktion, der in einem Moment, als er sich unbeobachtet fühlte, sagte je schlechter es Deutschland gehe, desto besser sei dies für die AfD. Und es sollten möglichst viele Flüchtlinge kommen, denn das nutze der AfD. Dann fügte er hinzu, diese kann man „immer noch alle erschießen, … oder vergasen …“. Wir müssen feststellen, dass mit dem Einzug der AfD in die Parlamente Barrieren gefallen und Hass und mörderische Hetze zur gesellschaftlichen Realität geworden sind.

Jetzt in der Pandemie hat die AfD ein neues Agitationsfeld für sich entdeckt. Gemeinsam mit den sogenannten Querdenkern, Verschwörungsideolog*innen und Antisemit*innen demonstrieren AfDler*innen mit anderen Faschist*innen gegen die Werte der Demokratie. Die Teilnehmer*innen dieser Demonstrationen verunglimpfen durch das Tragen von Judensternen die Opfer der Shoa. Aus ihren Reihen werden Journalist*innen aggressiv angegangen und Menschen mit dem Tod bedroht Nicht nur am 9. November haben wir guten Grund gegen die hasserfüllte Ideologie der AfD und anderer faschistischer Gruppen/Parteien auf die Straße zu gehen.

Liebe Antifaschist*innen,

zur konstituierenden Ratssitzung konnte ich als Ratsältester eine kurze Rede halten, aus der ich jetzt gerne zitieren möchte: „Als ich im Juli 1945 geboren wurde, ist Europa eine schwer zerstörte Region, voller Flüchtlinge, vom Krieg und Naziterror traumatisierter Menschen. Ein Ergebnis der Barbarei der Nationalsozialisten und ihrer Vernichtungsfeldzüge, die rund 55 Millionen Menschen das Leben gekostet haben. 6 Millionen Jüdinnen und Juden wurden ermordet.
Meine Familie war ausgebombt und wohnte in einer Notwohnung, ein Bruder war als Soldat ums Leben gekommen, der andere vermisst. Ein Schicksal von vielen. Deshalb ist es für mich unerträglich, wenn heute wieder Naziparolen gebrüllt, Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Religion verächtlich gemacht und bedroht werden.
Unabhängig politischer Meinungsverschiedenheiten sollten die demokratischen Kräfte im Rat darin einig sein: 
Das friedliche Zusammenleben von über 150 Nationen in unserer Stadt muss immer von uns gewährleistet werden!
Allen Formen von Rassismus, Fremdenfeindlich, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit werden wir gemeinsam immer und überall entschieden entgegentreten!

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Kommentare

  1. Uli Armbruster sagt:

    Danke!

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