10.10.2013Bea
Döppersberg – Willkommen in der Realität !
Welche Möglichkeiten haben die Bürger/innen in Wuppertal, über Großprojekte mitzureden und sich zu beteiligen? Gab/gibt es Alternativen und ergebnisoffene Verfahren? Ist ein Konsens erwünscht, den – im besten Fall – ALLE mittragen? Schließlich werden ja auch ALLE dafür zur Kasse gebeten!
Werden Bürger/innen angehört? Dürfen sie an der Lösungsfindung mitwirken?
Gelten Ehrlichkeit und Transparenz? Fließen ihre Anregungen und Bedenken in die Entscheidungen des Stadtrates mit ein? Ob/Wie dürfen Bürger/innen mitentscheiden? Insbesondere die teure Großbaustelle Döppersberg-Umbau zeigt deutlich, wie sehr Großprojekte die betroffenen Stadtbezirke prägend verändern aber auch die ganze Stadt und die Lebensqualität ihrer Bewohner/innen tagtäglich beeinflussen.
s. dazu auch njuuz-Artikel vom 19.09.2013 „Lokalpolitik(er) und Großprojekte“ https://www.njuuz.de/beitrag22981.html
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„Am Montag habe ich einen offenen Brief an den OB, den Stadtrat, die Landesregierung, die WZ und die Wuppertaler Rundschau gesandt.“ sagte R. Clasen gestern am Rande des Bündnistreffens „Unser Döppersberg“ und bat um weitere Verbreitung.
offener Brief
Vor 60 Jahren wurde der Döppersberg von klugen und weitsichtigen Köpfen geplant und baulich vernünftig umgesetzt – die BürgerInnen haben eine witterungsgeschützte Verbindung zwischen Innenstadt und Bahnhof, der Verkehr fließt reibungslos. Dieses Konzept hat sich seitdem bewährt, und die Folgekosten waren gering, da die Stadt und die Bahn (mangels finanzieller Mittel?) nichts in die Instandhaltung des Tunnel und des ganzen Döppersbergs investierten.
Dass aufgrund der Entwicklung im ÖPNV heute ein größerer Busbahnhof, möglichst in Bahnhofsnähe, errichtet werden muss ist offensichtlich.
Wie jedoch die Verantwortlichen der Stadt die Umgestaltung des Döppersbergs zu Beginn der 2000er geplant haben, stieß schon nicht auf ungeteilte Zustimmung, wurde aber mit der Zusage eines maximalen Investitionsvolumens in Höhe von EUR 105 Mio und einer Bauzeit bis 2017 unter Beibehaltung des Verkehrsflusses auf der B7 hingenommen, zumal ein großer Teil des Geldes im Rahmen des ‚Regionale 2006‘ – Projektes vom Land NRW gezahlt würde; Voraussetzung war der Nachweis von Eigenmitteln der Stadt in Höhe von EUR 36 Mio, wofür damals schon Tafelsilber der Stadt verkauft werden musste.
Die jetzige Kostensteigerung in Höhe von EUR 35 Mio (quasi Verdopplung des Eigenanteils der Stadt) zeigt die planerische Unfähigkeit aller am Projekt Beteiligten, die jahrelang beteuerten, dass die Summe von EUR 105 Mio auf gar keinen Fall überschritten würde.
Ein weiteres Indiz für den Dilettantismus der Verantwortlichen ist die vor Monaten entstandene Idee die B7 zu sperren, um im vorerst neuen Kosten- und Zeitrahmen bleiben zu können: erst eine Sperrung für 2 Jahre – kurze Zeit später schon 3 Jahre !
Das Ansinnen, die Kosten und Bauzeit durch Sperrung der B7 zu zügeln, zeugt von einer Realitätsferne und Abgehobenheit der Schreibtischtäter:
10-tausende Berufstätige sollen 3 Jahre lang täglich mehr Zeit- und Nervenbelastung in der heutigen sowieso schon überdrehten Zeit zugemutet werden, damit ein Prestigeprojekt verwirklicht wird, dessen Nutzen in keinem Verhältnis zum Aufwand steht; ganz abgesehen vom volkswirtschaftlichen- und Umwelt-Schaden, sowie unkalkulierbaren Umsatzeinbußen für die Elberfelder Einzelhändler.
Die von der Stadtverwaltung ‚Ressort Straßen und Verkehr‘ veröffentlichten, am grünen Tisch erstellten Folien mit Alternativrouten sind an Hilflosigkeit und Lächerlichkeit kaum zu überbieten – den meisten Wuppertalern sowieso bekannt und nur nachts, sowie an Sonn- und Feiertagen brauchbar. Ortsfremde, für die Wuppertal immer schon ein Labyrinth war, hätten bei Stilllegung der B7 auch mit Navi kaum mehr eine Chance die Elberfelder Innenstadt in einem zumutbaren Zeitraum anzufahren.
Die Stadt möge bitte die B7 einmal probeweise für 1 Woche sperren, möglichst wenn die ersten Schneeflocken fallen – der Einzelhandel in Elberfeld könnte Betriebsferien machen und Rettungsdienste bräuchten zu Zeiten des Berufsverkehrs nicht mehr ausfahren, weil sie keine Chance hätten, ihre Ziele rechtzeitig zu erreichen: hier würden Leben und Gesundheit Wuppertaler BürgerInnen gefährdet !
Solch ein größenwahnsinniges Prestige-Projekt passt nicht zu einer schrumpfenden und überschuldeten Stadt, die an vielen anderen Stellen existenziellen Sanierungsbedarf hat (ganz zu schweigen von den sozialen und kulturellen Aufgaben der Stadt!). Es wird mit Geld geplant und gebaut, welches effektiv nicht vorhanden ist, weder beim Land und erst recht nicht bei der Stadt (ach – ich vergaß: der Steuerzahler zahlt‘s ja …)
Der Grundsatz der ‚Verhältnismäßigkeit der Mittel‘ wird hier aufs Gröbste missachtet !
Wenn die verantwortlichen Planer und Politiker in der realen Wirtschaft tätig wären, müssten sie sich spätestens bei Weiterverfolgung des Projektes Döppersberg in der bisher geplanten Version wegen Konkursverschleppung und Betruges verantworten.
Fest steht: der Umbau des Döppersbergs ist im ursprünglich geplanten Rahmen nicht zu verwirklichen und darf keinesfalls um jeden Preis durchgezogen werden !
Der Bau des neuen Busbahnhofs und der Tiefgarage, sowie eine Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes sind notwendig und sollten ein ausreichender städtebaulicher Akzent zur Erlangung der Fördermittel des Landes sein.
Die Beibehaltung des (modernisierten) Tunnels würde eine Absenkung der B7 und andere damit verbundene, sinnlos Geld verschlingende Straßenbaumaßnahmen überflüssig machen.
Bei der (Um-)Planung des Döppersbergs sollte die Universität Wuppertal, Fachbereich Architektur, beteiligt werden – das würde lokalen Sachverstand einbringen und mit Sicher-heit erheblich Kosten sparen.
Die heutige Stunde der Wahrheit bietet der Stadt die große Chance vernünftig und verantwortungsbewusst aus der Misere herauszukommen, indem sie den Döppersberg neu plant: mit Erhaltung des zu renovierenden Tunnels und ohne nennenswerten Umbau der B7. Das wäre ein ‚Leuchtturm-Projekt‘ mit Vorbild-Charakter für andere aus dem Ruder laufende Großprojekte in dieser Republik und ließe sich bestimmt auch in Abstimmung mit dem Land NRW verwirklichen.
Anderenfalls haben die Wähler nächstes/übernächstes Jahr noch die Möglichkeit bei der Kommunalwahl/Bürgermeisterwahl eine Partei zu wählen, die den Umbau des Döppersbergs in alter Planung ablehnt – es wäre dann allerdings zu spät für eine intelligente Kurskorrektur !
Wuppertal kommt ohne den bisherigen OB und Stadtrat mit Sicherheit gut aus –
aber nicht ohne B7 !
R.Clasen – Oktober 2013
Weiter mit:
Von klugen und weitsichtigen Köpfen im Zusammenhang mit den Planern des 60´er Jahre Döppersberg zu reden, braucht Mut und zugleich eine gehörige Portion Ignoranz. Immerhin haben diese Köpfe zuerst einmal funktionierende und urbane Räume vernichtet.
Dass dem Auto der Vorrang vor den Menschen bei der Bewegung durch die Stadt gegeben wurde, wird in „reibungslosen Verkehrsfluss“ und „witterungsgeschützte“ Passage zum Bahnhof umgedeutet… Apologetik vom Feinsten!
Klar, wir renovieren den viel gesünderen, von Neonröhren belichteten Tunnel und bauen irgendwie und irgendwo den Busbahnhof näher an den Bahnhof (wegen der Änderungen im ÖPNV!!!) – und dann ist alles wieder gut!!! Bloß keinen ungesunden Stress, weil man Umwege fahren oder einfach mal den ÖPNV nutzen muss… Bevölkerungsschwund und Verschuldung hat der Verfasser damit sicher gleich auch gelöst. Der renovierte Siff-Döppersberg wird, das versteht sich von selbst, auch das ramponierte Image der Stadt aufpolieren und die Stadt einladend für Besucher und Gäste machen – zudem neue Bürger anziehen… Das Land ist auch dankbar für die Belehrung, welche Förderungskriterien ausreichen müssten….
Eine derart lächerliche Argumentation habe ich selten gelesen. Wahrscheinlich hat der Schreiber(-ling) tolle Kindheitserinnerungen an den Tunnel, dass er derart die Realität verklären…
Man muss dem Verfasser jedoch Respekt zollen, dass er um weite Verbreitung seines Pamphletes gebeten hat- so verbindet sich sein Name auf ewig mit dem typischen Muckertaler Spießbürger, der eher seine Stadt der Bedeutungslosigkeit und dem Verfall preisgibt, nachdem er sie über Jahrzehnte ohnehin nur mies geredet hat, als das er sich für eine kurze Frist einschränkt, improvisiert, das Auto auch mal stehen lässt. Eine fünfjährige einspurige B7 mit wechselnden Fahrbahnen tut dem privaten Handel in Elberfeld sicher weniger weh. Denn seine Schieflage ist natürlich immer vom Äußeren bestimmt. Dass er sich in seinen miefgen 80 ´er Jahre Ladenlokalen, mit ungepflegter und schmuddeliger Warenpräsentation und Asi-Veranstaltungen seit Zeiten selbst das Wasser abgräbt, ist nur eine böswillige Unterstellung von Döppersbergbefürwortern.
Gott sei dank gibt es heute in der Stadt tatsächlich kluge Köpfe – auch wenn das nicht heisst, dass Sie perfekt und fehlerlos sind, wie der Autor – die kommen vielfach meist von Auswärts in die Stadt – trotz der negativen Stimmungsmache. Sie haben das Potential der Stadt erkannt und in wenigen Jahren viel bewegt, um Wuppertal wieder zu einer modernen und lebenswerten Stadt zu machen.
Fakt ist doch, dass man in den letzten Jahren/Jahrzehnten nichts mehr in den Bahnhof und den Tunnel investiert hat. Daher ist beides so heruntergekommen.
Fakt ist auch, dass die Besucher-/Touristenzahlen rückläufig sind (im letzten Jahr nur 31.000). Ein Großteil davon reist mit dem Auto an, hat also nichts vom „Leuchtturmprojekt“ mit „Strahlkraft“.
Der Wuppertaler, der dieses Projekt finanzieren muss (die ersten Folgen werden wir an unseren weiterhin maroden Straßen beobachten können, die weiteren werden wir in Zukunft an Steuer- Gebühren- Abgabenerhöhungen spüren) muss doch wohl eine Meinung haben dürfen und mitentscheiden dürfen. Daher unterstütze ich diesen offenen Brief und den Antrag auf Ratsbürgerentscheid der LInken.
Alles Weitere werde ich mit meiner Stimme bei der kommenden Kommunalwahl kundtun.
was jeder Privatinvestor auch tun würde…..
Volle Zustimmung!!!