01.07.2014Georg Sander
Einwohnermeldeamt: Die Verwaltung kassiert ihre eigenen Empfehlungen
In den vergangenen Wochen kam es im Wuppertaler Einwohnermeldeamt (EMA) wegen des saisonbedingt gestiegenen Kundenansturms und eines hohen Krankenstandes der Mitarbeiter zu teilweise chaotischen Zuständen. Bürger berichteten von Wartezeiten bis zu acht Stunden.
Die Kommunikationspolitik der Stadtverwaltung in dieser Angelegenheit war alles andere als konsequent. Zuerst riet man „Kunden“, statt des zentralen EMA nach Möglichkeit eines der Bürgerbüros in den Stadtteilen aufzusuchen. Wenige Tage später wurde dann mitgeteilt, dass die Bürgerbüros bis zu den Sommerferien geschlossen und die Mitarbeiter ins EMA versetzt würden. Ab der kommenden Woche öffnen die Außenstellen in Cronenberg, Langerfeld, Beyenburg, Ronsdorf und Vohwinkel wieder. Was das für die Wartezeiten im EMA bedeutet, ist auch dem Rathaus klar: „Die Belastung der verbliebenen Mitarbeiter im Meldeamt wird durch die Öffnung der Bürgerbüros wieder steigen, zumal auch hier Eltern schulpflichtiger Kinder in Urlaub gehen.“
Die Verwaltung bittet jetzt wieder darum, „notwendige An- oder Ummeldungen ab Montag, 7. Juli, möglichst in den Bürgerbüros vornehmen zu lassen“. Diesen Rat gab es schon einmal (siehe oben). Die Katze scheint sich in den Schwanz zu beißen.
Wann geht man am besten zum EMA? Das Rathaus ist ratlos
Es gibt noch eine weitere Kuriosität. Bis vor kurzem hat das Rathaus Bürgern dringend empfohlen, möglichst schon am frühen Vormittag im EMA zu sein, um noch eine Wartemarke zu ergattern. Später habe man kaum noch eine Chance auf einen Termin am gleichen Tag. Jetzt rudert das Rathaus zurück: „Der Hinweis, dass man früh zum Steinweg kommen muss, um sicher eine Wartemarke für denselben Tag zu bekommen, hat dazu geführt, dass sich bereits vor Öffnung um 7:30 Uhr lange Schlangen bilden. Im Laufe des Vormittags kann es dagegen durchaus Wartezeiten von nur wenigen Minuten geben, so dass es bei nicht ganz so dringenden Anliegen sinnvoll sein kann, auch später am Tag einen Besuch zu planen.“
Immerhin: Die aktuellen Wartezeiten sind seit wenigen Tagen im Internet abrufbar.
Ist Amtsleiter Jochen Siegfried für die langen Wartezeiten verantwortlich?
Inzwischen beginnt die Suche nach dem Verantwortlichen für den Ausnahmezustand im Einwohnermeldeamt. Die FDP-Fraktion im Stadtrat hat Amtsleiter Jochen Siegfried (CDU) im Visier. Der sei womöglich bis vor kurzem so von seinem Wahlkampf um den Oberbürgermeisterjob in Remscheid in Anspruch genommen worden, „dass er sich nicht ausreichend um die Belange im Einwohnermeldeamt kümmern konnte.“
Wie auch immer, inzwischen sollte sich Siegfried wieder mit ganzer Kraft seinem Hauptberuf in der Wuppertaler Stadtverwaltung widmen können: Bei der Oberbürgermeisterwahl in Remscheid unterlag er gegen seinen Kontrahenten von der SPD.
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen