23.08.2012Georg Sander
Jörg Heynkes: Im Rathaus wird „nur geredet und selten gehandelt“
Jörg Heynkes, Geschäftsführer der Eventlocation VillaMedia, ist die treibende Kraft hinter der Kampagne „W-EMOBIL 100“. Gemeinsam mit dem Stadtmarketingverein „Wuppertal Aktiv“ kämpft er dafür, bis zum Herbst 100 Elektrofahrzeuge auf Wuppertals Straßen zu bringen. Knapp 80 der emissionsfreien Autos wurden seit dem Start der Aktion im Mai bereits verkauft, die meisten davon von Unternehmen, die sie als Werbeträger nutzen.
Angesichts des respektablen Erfolgs könnte Heynkes eigentlich zufrieden sein, doch die aus seiner Sicht passive Haltung von Politik und Verwaltung bringt ihn offenbar auf die Palme. Konkreter Anlass ist eine Stellungnahme der Verwaltung zu einem Antrag der FDP. njuuz wollte von Jörg Heynkes wissen, was er vom Rathaus erwartet.
Herr Heynkes, auf der Seite der Facebook-Gruppe W-EMOBIL100 haben Sie Politik und Verwaltung in deutlichen Worten dafür kritisiert, sich nicht energisch genug für Elektromobilität einzusetzen. Was genau werfen Sie der Rathausspitze vor?
Wir haben den Oberbürgermeiser, den zuständigen Dezernenten, Herrn Meyer und die Verwaltung ja bereits vor Monaten über das Projekt „W-EMOBIL 100“ informiert. Wir haben immer wieder darum gebeten, dass die Stadt alle Möglichkeiten ausschöpfen soll, um Anreize für den Erwerb und den Einsatz von Elektromobilen zu schaffen. Wir haben beschrieben, dass Wuppertal Aktiv, mit dem Projekt „W-EMOBIL 100“ noch in diesem Jahr Wuppertal zur Hauptstadt der Elektromobilität machen wird.
Niemand hat finanzielle Unterstützung der Stadt erwartet, aber wenigstens politische und strategische. Es ist seitdem definitiv nichts passiert!
Vor einigen Monaten hat Oberbürgermeister Jung das Ziel ausgegeben, Wuppertal zur Stadt der Ressourceneffizienz zu machen. Eine entsprechende Gesellschaft wurde mit den Städten Remscheid und Solingen gegründet. Ist das nicht ein Schritt in die richtige Richtung?
Definitiv ja! Ich bezweifle allerdings die Ernsthaftigkeit dieses Handelns. Bis jetzt wird nur geredet, aber nichts getan.
Die Verwaltung sagt, die E-Mobilität spiele umwelttechnisch keine Rolle, da die Zahl der Fahrzeuge verschwindend gering sei.
Da hat sie Recht! Würde Sie anfangen, aktiv zu werden und Voraussetzungen schaffen, um diese zu befördern, wären wir schon viel weiter. Wenn man Umweltpolitik hier ernsthaft betreiben würde, würde man aktiv werden. Auch bei diesem Thema wird immer nur geredet und nur selten gehandelt.
Was könnten Politik und Verwaltung tun, um die Elektromobilität zu unterstützen?
Sie sollten sich einfach ein Beispiel an vielen anderen Städten in Deutschland und Europa nehmen. In Stuttgart haben Elektromobile in der ganzen Stadt auf städtischen Flächen frei parken. Dort wird gerade diskutiert, die Bus- und Taxispuren für E-Mobile freizugeben. Die EnBW investiert 4,5 Mio Euro, um Stuttgart und Region flächendeckend mit Strom-Tankstellen abzudecken. 47 Lade-Stationen gibt es schon, 295 weitere werden ab sofort bis Mitte 2013 aufgebaut.
Im Rhein-Sieg-Kreis wird der Ausbau des Tankstellen-Netzes massiv voran getrieben, um private Nutzer von Elektrofahrzeugen zu fördern, die sonst keine Möglichkeit haben, in der Innenstadt ihr Fahrzeug zu laden. In Amsterdam gibt es ebenfalls kostenloses Parken und kostenloses Tanken an mehr als 100 Ladesäulen in der Innenstadt. Überall im Land, von Norden bis Süden, entwickeln Gemeinden aktiv Strategien und Projekte um die Elektromobilität zu befördern.
In Wuppertal tun das ausschließlich wir Bürger und Unternehmer. Unser privates Projekt findet bundesweit Bewunderer und es gibt mittlerweile zahlreiche Städte die bei uns anfragen und dieses kopieren wollen. Alle schütteln aber den Kopf darüber, wie es nur möglich ist, dass ein solch einmaliges privates Projekt von der Stadt, die massiv davon profitiert, so wenig unterstützt wird.
Wir brauchen jetzt:
– Frei Parken für E-Mobile auf allen städtischen Parkflächen (incl. WSW)
– Bus- und Taxispuren für E-Mobile
– Mindestens 100 öffentliche Ladepunkte bis Ende 2013
– Eine Politik, die dafür sorgt, dass bei allen relevanten Bauvorhaben die Installation von öffentlicher Ladeinfrastruktur vorgegeben wird.
– Eine aktive Begleitung der WMG zu diesem Projekt. Wir machen Wuppertal zur Hauptstadt der Elektromobilität. Ein guter Stadtmarketingmann hätte hierzu bestimmt Ideen wie er dieses nutzen kann um seine Stadt nach vorne zu bringen.
Darüber hinaus darf die Stadt auch gerne selber kreativ werden und überlegen was es noch für Möglichkeiten gäbe diesen wichtige Wandel voran zu treiben.
Wie lange wird es noch dauern, bis der Dienstwagen von Oberbürgermeister Peter Jung elektrisch angetrieben wird?
So lange, bis er sich dafür entscheidet.
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Die Fragen stellte Georg Sander via E-Mail.
Foto: Jörg Heynkes / VillaMedia
Weiter mit:
Im Ernst – n Fahrrad tuts auch, selbst in Wuppertal. Und ein Auto mit 40 PS auch. Es gibt ja nicht mal Werkstätten in der Nähe für die Elektrodinger. Kein Sicherheitskonzept (wie löscht man so ein Ding?). Kein Energiekonzept.
Es bringt meiner Einschätzung nach nichts, eine halbfertige Bewegung zu fördern. Und auch nicht, Förderung zu fordern.
Die eMobilität wird selbst zum Problem, wenn hier ein „Massenmarkt“ aufgebaut würde, ohne dass der dazu nötige Strom umweltverträglich, d.h. ausschließlich aus regenerativen Energien möglichst ortsnah produziert wird. Und davon ist Wuppertal mit diesem OB, der schon einmal Windräder verhindert hat, noch weiter entfernt als von der Förderung der eMobile.
– Frei Parken für E-Mobile auf allen städtischen Parkflächen (incl. WSW)
– Bus- und Taxispuren für E-Mobile
– Mindestens 100 öffentliche Ladepunkte bis Ende 2013
Gehts noch`??
Wer umweltbewusst sein will, soll Bus und Bahn fahren.
Jetzt sollen wir einfache Arbeiter mit unseren Steuergeldern den Lifestyle von Besserverdienenden noch belohnen? Vielleicht verfügen wir noch, dass wir alle die sich den teuren Luxus von E.Autos nicht leisten können, einen Diener vor den Fahrern machen und einen roten Teppich auslegen müssen.
Ich habe das Gefühl, das Sie in Ihrem Standesdünkel gefangen sind, kann das?
Nur am Rand: Elektrofahrzeuge fangen bereits weit unter 10.000 EUR an. Da können nur sehr wenige Benziner (in Ihrem Jargon vermutlich Malocherkarren) mithalten.
Gutes Interview! Mir gefällt vor allem der kritisch-konstruktive Stil. Die aufgezeigten Möglichkeiten kann die Stadt auch mit Nothaushalt umsetzen. Ich bin gespannt, ob das Konzept der Ressourceneffizienz nun mit Leben gefüllt wird.
das einzige gefährt unter 10.000 Euro ist dieses unnütze dingen vor dem h. heynkes steht. alle anderen e-fahrzeuge sind nur für ein paar 10.000 tausende zu haben. die kann sich ein armer wtaler sicher nicht leisten. ein feuchter traum der o-zehnhundert herren, wuppertal in eine e-mobilstadt zu verwandeln.