29.03.2018Gedenkbuch Wuppertal
„Es ist so unglaublich beschämend!“
20 Jahre hat es gedauert, bis die Stadt Wuppertal endlich Kenntnis davon nahm, dass es auch hier NS-Verbrechen gab, die von Wuppertaler Polizisten ausgeführt wurden. HistorikerInnen, engagierte BürgerInnen und Betroffene (ein Täterkind) haben geforscht, dokumentiert und das Burgholzmassaker öffentlich gemacht und für einen würdigen Erinnerungsort gekämpft (ja, gekämpft).
Aber das hat man uns bei der Stadt übel genommen. Man hat uns die Kompetenz abgesprochen, die weitere Durchführung der Arbeiten für einen würdigen Erinnerungsort einfach abgenommen.
Was dabei herauskam? Ein wunderschön gestalteter Stein von dem Künstler Timothy C. Vincent – allein der Text auf diesem Stein ist teilweise sachlich falsch oder gar nicht belegt. Die Diskussion um den Text hatte man zudem bei Auftragsvergabe dem Künstler nicht erklärt.
Und nun steht er da – der Stein – im wahrsten Sinne des Wortes ein Stolperstein. Da können auch QR-Codes, nachgelegte „Einweihungsfeiern“, zu denen der Verein „Spurensuche – NS-Geschichte in Wuppertal e. V.“, der „Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal“, noch Vertreter der Stadt Wuppertal, die ja als „Stifterin“ auf dem Stein verewigt ist, nicht eingeladen waren, jetzt noch etwas ändern.
Die Bezirksbürgermeisterin Frau Abé sprach ein paar sehr kurze Begrüßungsworte, die mit dem Satz endeten „und somit übergebe ich diesen Stein.“ – an wen, das blieb offen. Sie legte einen Tulpenstrauß vor den Stein und lud zu einem Glas Sekt mit launigen Worten ein – und das zur offiziellen Einweihung eines Gedenksteines für 30 von der Wuppertaler Polizei ermordeten ZwangsarbeiterInnen.
Wir hoffen, dass es nächstes Jahr ein würdigeres Gedenken geben wird.
Lieselotte Bhatia
Stephan Stracke
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