31.08.2020Helge Lindh
Fünf Jahre „Wir schaffen das“ – Lindh dankt Aktiven der Flüchtlingshilfe
und dankt den andauernd Engagierten für ihr herausragendes Engagement. Anlässlich des heutigen Tages erklärt Lindh:
„‘Wir schaffen das.‘ Bis heute steht kein Satz so sehr für die tiefe Menschlichkeit, die unsere Stadt und unser Land im Spätsommer 2015 gezeigt haben, wie der Ausspruch Angela Merkels vom 31. August 2015. Bis heute steht aber auch kein Satz so sehr für Verwerfungen, Polarisierung und Sprachlosigkeit.
Es ist daher keineswegs selbstverständlich, dass auch heute noch unzählige Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger für ein solidarisches Miteinander eintreten. Ich durfte selbst seit 2015 erleben, wie viele Menschen in dieser Stadt aktiv sind. Es wurde sagenhaftes geleistet. Kirchen, Moscheegemeinden, Vereine, private Initiativen und Einzelpersonen haben sich zusammengeschlossen und der Herausforderung gestellt. Unsere Stadt ist daran gewachsen. Freundschaften und Bekanntschaften wurden geschlossen, neue Existenzen gegründet, Familien sind sesshaft geworden. Es erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit, wie wir in dieser Stadt mit dieser außergewöhnlichen humanitären Notlage umgegangen sind. Aber: Es wurde 2016 und 2017 die Chance vertan, den gesellschaftlichen Kraftakt und die Leistungen der Ehrenamtlichen in der Krise hinreichend zu würdigen.
Fünf Jahre später sind immer noch viele Menschen aktiv, engagieren sich für ein solidarisches Miteinander. Migration und Flucht sind eben keine Angelegenheiten, die man „schaffen“ kann oder nicht. Mitmenschlichkeit und demokratisches Zusammenleben sind niemals abgeschlossen, sondern andauernde Aufgaben. Es sind Herausforderungen, die sich mit unterschiedlicher Intensität regelmäßig wieder stellen. Die Integration in den Arbeitsmarkt hat vor Corona deutlich besser funktioniert als erwartet. Gleichzeitig tun sich gesellschaftliche Brüche auf und sind politische Fragen der Steuerung, Ordnung und Entbürokratisierung noch zu beantworten. Unsere Gesellschaft kann sich dem selbstbewusst stellen. Wir sind es den Betroffenen von Krieg und Vertreibung schuldig.“
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