17.10.2018Wupperviereck
Gemeinsame Erfolge des Bergischen Städtedreiecks
Das Bergische Städtedreieck Remscheid, Solingen und Wuppertal kooperiert seit vielen Jahren erfolgreich in unterschiedlichsten Bereichen, wie zum Beispiel bei der IT-Kooperation (Remscheid und Wuppertal), bei der Feuerwehrleitstelle (Solingen und Wuppertal), bei der Bergischen Volkshochschule (Solingen und Wuppertal) oder beim Bergischen ServiceCenter (Remscheid, Solingen und Wuppertal). Weitere Zusammenarbeitsmöglichkeiten wurden und werden angestrebt, sind aber in der Vergangenheit zum Teil aus Steuergesetzgründen und den damit verbundenen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen zunächst zurückgestellt worden.
Um dies zu forcieren wurde vom Aufsichtsrat der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (BSW) im Jahr 2017 ein Leitbildprozess für die weitere Kooperation im Bergischen Städtedreieck initiiert. Dazu hat der BSW-Beiratsvorsitzende, Uni-Rektor Prof. Dr. Lambert T. Koch, das Leitbild „Unternehmerregion …“ verfasst sowie im November 2017 dem BSW-Aufsichtsrat und dem BSW-Beirat vorgestellt. Die beiden BSW-Gremien beschlossen einstimmig, das vorgelegte Leitbild als Grundlage für einen zu vertiefenden Leitbildprozess zu übernehmen („Die bergische Region setzt auf ihre kreativen Köpfe“, rga vom 26. März 2018). Im März 2018 ist das vorgelegte Leitbild in Stadtratssitzungen in Remscheid, Solingen und Wuppertal zur Kenntnis genommen worden. Mitte April 2018 sollte dann im Rahmen einer gemeinsamen Klausurtagung von BSW-Aufsichtsrat und BSW-Beirat der zu vertiefende Leitbildprozess durch die Erarbeitung einer Agenda entlang dem vorgelegten Leitbild weiter präzisiert werden.
Zentral ist demgemäß eine enge und integre Kooperation der Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal mit der Bergischen Universität sowie den vorhandenen Fachhochschulen und Akademien. Als dritte zentrale Mission – neben Forschung und Lehre – hat die Bergische Universität hierzu schon seit dem Jahr 2009 ein erweitertes Verständnis von Transfer verankert. Besonders im Bereich Transfer handelt die Bergische Universität im Bewusstsein ihres regionalen Bezugs und ist seit über einer Dekade ein sehr großes regionales Engagement angegangen. Aktuell bahnen und stellen sich dazu weitere Erfolge im Bergischen Städtedreieck ein.
So ist auch die Kooperation zwischen der Bergischen Universität und der Bergischen IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid von zentraler Bedeutung, was auch die letzten IHK-Standortbefragungen bestätigten, indem die befragten Unternehmen im Städtedreieck die Kooperation zwischen Uni und IHK sowie die Uni-Studienangebote mit der dritthöchsten und höchsten Zufriedenheit über alle Standortfaktoren hinweg bewertet hatten (vgl. die Uni-Transferbroschüre „Starke Partner für starke Ideen“ vom 6. November 2017).
Welche „Pflänzchen“ ist die Bergische Universität im Bergischen Städtedreieck und Land seit der Jahrtausendwende angegangen und welche Erfolge konnten dabei erzielt werden (vgl. die Etatrede zum Haushalt 2019 von OB Tim Kurzbach im Rat der Stadt Solingen am 27. September 2018)?
Die Zollverein School of Management and Design gGmbH ist 2003 von den drei Gesellschaftern der Universität Duisburg-Essen, der Bergischen Universität und dem Unternehmensverbund Initiativkreis Ruhr gegründet worden. Mit dem Gründungspräsidenten Prof. Dr.-Ing. Ralph Bruder startete 2002 der design school zollverein, seit 2004 leitete dieser auch als Präsident und Geschäftsführer die Zollverein School of Management and Design gGmbH sowie entwickelte die Konzeption und steuerte den Betrieb dieser beruflichen Weiterbildungseinrichtung. Im Jahr 2004 startete der MBA-Studiengang Business Design, womit sich die private Weiterbildungseinrichtung über Studiengebühren von ca. 22.000 bis 30.000 Euro pro Privatstudent und Jahr finanzieren wollte (vgl. „Chaos auf Zeche Zollverein“, Welt Online, 14. Oktober 2007). Gleichwohl einer auskömmlichen EU-, NRW- und Kommunal-Anschubfinanzierung für die Design-School von ca. 7 Millionen Euro und für das Zollverein-Schulgebäude von ca. 23 Millionen Euro wurde konzeptionell wohl schnell klar, dass die Zollverein School ohne Dauersubventionierung wirtschaftlich nicht überlebensfähig wird, Prof. Dr.-Ing. Ralph Bruder demissionierte und die Zollverein School wurde liquidiert (vgl. „Design-Schule auf Zollverein gilt als gescheitert“, WAZ vom 9. Oktober 2008).
Im Jahr 2007 hatte die damalige Bergische Entwicklungsagentur GmbH (BEA) in Solingen wohl in Abstimmung mit der Forschungsgemeinschaft Werkzeuge und Werkstoffe e.V. (FGW) in Remscheid, dem Berufsbildungszentrum der Remscheider Metall- und Elektroindustrie GmbH (BZI) in Remscheid und dem Bergischen Institut für Produktentwicklung und Innovationsmanagement gGmbH (I.P.I.) in Solingen auf der Basis deren öffentlich-rechtlichen und wirtschaftlichen Trägerinstitutionen konzeptionelle Anstrengungen unternommen eine neue NRW-Fachhochschule in Remscheid und / oder in Solingen zu entwickeln und anzusiedeln (vgl. „‘Bahnhofsgarten Remscheid‘ und ein Bildungszentrum“, waterboelles.de und „Remscheid als Fach-Hochschulstandort?“, rga). Dieses Vorhaben wurde wohl regional ausgebremst, vermutlich da die regional-strategische Ausrichtung der Bergischen Uni und ihre Third Mission damals noch nicht griff, woraufhin BEA-Geschäftsführer Henry Beierlorzer demissionierte.
Schon mit dem Nukleus der Besetzung der unternehmensfinanzierten Stiftungsprofessur Mechatronik der Uni-Abteilung Maschinenbau im Sommer 2009 und der damit einhergehenden Gründung des Instituts für Sicherungssysteme der Bergischen Universität (ISS) in Velbert konnte vom Unternehmensverband Schlüsselregion Velbert-Heiligenhaus alsbald ein Hochschulstandort von der Hochschule Bochum („Campus Velbert/Heiligenhaus“) in der Schlüsselregion angesiedelt werden. So konnte der Campus Velbert/Heiligenhaus der Hochschule Bochum zunächst im Kiekert-Gebäude in Heiligenhaus schon zum Wintersemester 2009/2010 starten. Das ganz neu errichtete Campusgebäude für rund 25 Millionen Euro ist dann im Jahr 2017 bezogen worden (vgl. „Campus Velbert/Heiligenhaus zieht in den Neubau ein“, Pressemitteilung der Hochschule Bochum vom 4. April 2017), in dem die MINT-Studiengänge Mechatronik und Informationstechnologie, Mechatronik und Produktentwicklung, Technische Informatik, Maschinenbau, Elektrotechnik und die Zusatzqualifikation Lehramt am Berufskolleg heute belegt werden können.
Im Sommer 2003 wurde die Forschungsgemeinschaft Werkzeuge und Werkstoffe e.V. (FGW) in Remscheid als An-Institut der Bergischen Universität anerkannt, so dass es vom damaligen Uni-Rektor Prof. Dr. Volker Ronge hieß: „Ab Anfang September ist Remscheid Universitätsstadt!“ (vgl. Uni-Pressemitteilung „Universitätsinstitut in Remscheid“ vom 11. Juli 2003). Es wurde im Weiteren damals davon ausgegangen, dass dies als eine schlagkräftige und ausbaufähige Keimzelle für das Kompetenzzentrum Remscheid dienen könne. Anfang September 2018 gab der Remscheider Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz nun bekannt, dass es der Stadt Remscheid gelungen ist, einen Hochschulstandort („Campus Remscheid“) der Rheinischen Fachhochschule Köln (RFH) in Remscheid anzusiedeln. Schon ab dem gerade beginnenden Wintersemester 2018/2019 wird im Berufsbildungszentrum der Remscheider Metall- und Elektroindustrie GmbH (BZI), das vom Arbeitgeber-Verband von Remscheid und Umgebung e.V. und der Bergischen IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid getragen wird, von der Rheinischen Fachhochschule Köln der Studiengang Produktionstechnik auf dem Campus Remscheid unterrichtet. Ziel dieses neuen Hochschulstandortes in Remscheid ist es, speziell auf die Bedürfnisse der bergischen Arbeitgeber einzugehen. So soll auch ab September 2019 im zukünftigen Campus Remscheid in der dann modernisierten Remscheider Grundschule Honsberg neben dem schon laufenden Studiengang Produktionstechnik als nächstes der Studiengang Wirtschaftsinformatik von der Rheinischen Fachhochschule Köln angeboten werden (vgl. „Remscheid wird Hochschulstandort“, rga vom 6. September 2018).
Im Sommer 2003 ist zunächst ein Förderverein und dann in 2004 das Bergische Institut für Produktentwicklung und Innovationsmanagement gGmbH (I.P.I.) in Solingen von der Bergischen Universität, der IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid, der Stadt Solingen und von einigen Unternehmen gegründet worden, welches mit der Gründung zugleich An-Institut der Bergischen Universität wurde. Wohl aufgrund spezifischer regionaler und universitärer Erwartungshaltungen verabschiedete sich Uni-Professor Gert Trauernicht schon in der IPI-Vorgründungsphase und betrieb stattdessen zusammen mit Uni-Prof. Martin Topel Visionlabs – die Plattform für visionäre Produktentwicklung. Der damalige Uni-Rektor Prof. Dr. Volker Ronge hatte dann die drei renommierten Universitäts-Professoren, den Medienökonomen Prof. Dr. Heinz-Reiner Treichel (zugleich Uni-Prorektor), den Industrial Designer Prof. Tönis Käo und den Maschinenbauer Prof. Dr.-Ing. Viktor Otte, mit der Aufgabe der wissenschaftlichen und akademischen Programmentwicklung in Solingen beauftragt (vgl. Uni-Pressemitteilung „Neues Universitätsinstitut in Solingen“ vom 15. Juli 2004). Dazu engagierte sich die IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid kraftvoll und nachhaltig in Politik und Wirtschaft für das Bergische Institut in Solingen. In den Vorgründungs-, Gründungs- und Bestandsjahren des Bergischen Instituts schien es, als ob die Zollverein School of Management and Design gGmbH alternierend als Blaupause diente, indem man sich durch hohe Studiengebühren von Privatstudenten finanzieren wollte, sobald der von Beginn an anvisierte Solinger Master-Studiengang ‚Maschinenbau und schön‘ (oder so ähnlich) auch angegangen und umgesetzt worden wäre. Stattdessen hätte hier, wie auch schon bei der Zollverein School of Management and Design gGmbH in Essen, wohl besser die örtlich fast vor der Haustür agierende, private Technische Akademie Wuppertal (TAW) mit ihren beruflichen Weiterbildungsangeboten als Blaupause dienen sollen. Im Sommer 2014 wurde die unternehmensfinanzierte Stiftungsprofessur für Neue Fertigungstechnologien und Werkstoffe der Uni-Fachgruppe Maschinenbau besetzt sowie das damit einhergehende Institut für Produkt-Innovationen der Bergischen Universität (IPI) in Solingen gegründet. Nach Prof. Dr. Thomas Müller-Kirschbaum vom IPI-Förderverein hatte das Bergische Institut für Produktentwicklung und Innovationsmanagement gGmbH in Solingen von 2004 bis 2014 „extrem gut gearbeitet“ und wurde zeitgleich von den öffentlich-rechtlichen und wirtschaftlichen Trägerinstitutionen Ende 2014 liquidiert („Bergische Uni bald auch offiziell in Solingen“, RP vom 26. November 2014). Am 27. September 2018 berichtete Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach, dass die Stadt Solingen derzeit intensive aber derzeit noch vertrauliche Gespräche mit einer Hochschule führe, die einen neuen Hochschulstandort in Solingen eröffnen wolle. OB Kurzbach hofft, sehr bald die Politik und danach auch die Öffentlichkeit über die für die Stadt Solingen so erfreuliche Entwicklung informieren zu können. Weiter wies OB Kurzbach darauf hin, dass Solingen sowohl Forschung und Lehre einer Hochschule als auch frische Ideen von Studierenden brauchen würde (vgl. die Etatrede zum Haushalt 2019 von OB Tim Kurzbach im Rat der Stadt Solingen am 27. September 2018). Die aktuelle Konzeption umfasst einen Solinger Hochschulstandort (Campus Gräfrath) der Hochschule Niederrhein zunächst zum Bereich der Lebensmittelwissenschaften anzusiedeln, zu etablieren und weiterzuentwickeln (vgl. „Gräfrath soll Hochschulstandort werden“ und „Institut braucht Geldgeber“, ST vom 12. Oktober 2018).
Nach den früh gescheiterten privaten und staatlichen Hochschulstandort-Ansiedlungsversuchen in Essen, Remscheid und Solingen in den 2000er Jahren hat die neue Strategie der Bergischen Uni mit dem erweiterten Verständnis von Transfer auf der Basis der regionalen Uni-Institutsgründungen und -Kooperationsaktivitäten in Velbert, Remscheid und Solingen, den jeweiligen Nukleus für drei weitere und viel größere Hochschulstandorte geleistet. Großartige Erfolge für die Bergische Universität, für die Bergische IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid sowie für die Städte Velbert, Heiligenhaus, Remscheid und Solingen. Die dortigen Unternehmen und Verwaltungen profitieren von diesen Erfolgen, da sie Fachkräftebedarfe für speziell ausgebildete Hochschulabsolventen haben, die in den neuen Hochschulstandorten erstmals auch im Bergischen Städtedreieck und Land ausgebildet werden können.
Die jüngsten Erfolge der Städte Remscheid und Solingen werden im BSW-Aufsichtsrat und im BSW-Beirat sowie im Bergischen Rat transparent abgestimmt und zusammen angegangen worden sein. Das heißt, sie bilden großartige Gesamterfolge von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft des gemeinsamen Bergischen Städtedreiecks und sollten entsprechend als erfolgreiche Vorgehensweisen in den aktuell zu vertiefenden, regionalen Leitbildprozess und dann auch in das neue Bergische Leitbild „Unternehmerregion …“ aufgenommen werden.
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