Gemeinsame Pressemitteilung für Natur-Erhalt statt Flächenfraß

Sechs große Flächen sollen für Gewerbe genutzt werden,. Mehrere Flächen sollen für Wohnbebauung ausgewiesen werden. Weitere Flächen sind bereits im Regionalplan für eine Nutzung und damit Versiegelung vorgesehen. Dies ist unverantwortlich. Rasches Umdenken wäre zielführender.

Zurzeit werden in Wuppertal mehrere große Bauvorhaben diskutiert:

Sechs große Flächen sollen für Gewerbe genutzt werden, mehrere Flächen sollen für Wohnbebauung ausgewiesen werden (z.B. Hipkendahl) oder sind im Regionalplan für eine Nutzung vorgesehen (Kleine Höhe, Marpe, Böhler Wiese). Hinzu kommt der geplante Ausbau der L419 zulasten u.a. der Ronsdorfer Anlagen.

Dies würde eine Versiegelung von weit über 100 ha unbebauter Fläche in Wuppertal bedeuten.

Natur erhalten, Wuppertal gestalten! ©Quelle: Initiativen-Eigenkreation

 Wir halten eine Bebauung solcher Flächen für unverantwortlich.

Bisher galt für die Sicherung unseres Wohlstands:

  1. Der Individual-Verkehr wächst jährlich. Deshalb brauchen wir mehr Straßen. So die Argumentation beim Ausbau der L419.
  2. Wir brauchen jedes Jahr mehr Wohnungen und insbesondere Einfamilienhäuser. Deshalb brauchen wir regelmäßige Neu-Ausweisungen von Baugebieten.
  3. Wir sind auf die Neuansiedlung von Gewerbe angewiesen, um Arbeitsplätze und Gewerbesteuer-Einnahmen zu sichern. Deshalb braucht die Stadt Wuppertal jährlich 12 ha neue Gewerbeflächen.

So werden täglich allein in NRW mehr als 5 ha (knapp 10 Fußballfelder) Fläche und damit wertvoller Naturraum für Bebauung und Verkehrswege versiegelt.

noch unversiegelte Landschaft am Bsp. Schmiedestraße ©Foto/Quelle privat bpe

Dies kann so nicht weitergehen, hier die Gründe:

  1. Grünflächen sind nicht unendlich vorhanden

Die noch wenigen Flächen sind kostbar. Die Pacht- und Immobilienpreise steigen – auf längere Zeiträume gesehen – extrem. Es ist absehbar, dass wir in Zukunft keine verfügbaren Flächen mehr haben werden. Schon jetzt sollen Landschaftsschutzgebiete für Bebauungen geopfert werden, schon jetzt gehen die Planungen bis an den Rand der beiden besonders streng geschützten Wuppertaler FFH-Naturschutzgebiete (Marscheider Wald, Gelpe und Saalbach).

  1. Wasserhaushalt

Flächenversiegelung wirkt gleich doppelt negativ.

1. kann bei Starkregen das Oberflächen-Wasser nicht versickern und führt zwangsläufig, gerade bei uns im Bergischen, zu Überschwemmungen. Experten betonen, dass die künftig bei Extremwetter zu erwartenden Wassermassen durch welche Maßnahmen auch immer nicht vollständig beherrschbar sind (Beispiel Kohlfurth)!

2. ist der Boden ein gigantischer Wasserspeicher, und dieses Wasser garantiert in Dürrezeiten die Versorgung von Landwirtschaft und Bäumen und eine dauernde Wasserführung der Siepen und Bäche. Diese Speicherfunktion kann ein versiegelter Boden nicht mehr erfüllen.

  1. Kleinklima

Grünflächen am Stadtrand sind im Sommer die Voraussetzung für nächtliche Kaltluft-Ströme in die aufgeheizte Innenstadt. Hitzeschutz wird in den kommenden Jahrzehnten eine große Herausforderung für Innenstädte werden.

  1. Schutz der Artenvielfalt, Biotop-Verbund

Der dramatische Rückgang der Artenvielfalt (z.B. bei Pflanzen, Insekten, Vögeln) liegt vor allem am stetig voranschreitenden Verlust von Lebensräumen. Populationen von Vogelarten wie z.B. dem Kiebitz (war auch mal Brutvogel in Wuppertal) brechen irgendwann zusammen, wenn aus einem Verbund geeigneter Lebensräume immer mehr Flächen zerstört werden. Ruhe- und Rückzugsräume für Wildtiere gehen verloren.

  1. Landwirtschaft

Die wenigen noch aktiven Landwirte in Wuppertal tragen zu unserer Ernährungssicherheit bei und pflegen das Landschaftsbild. Ihre Existenz steht auf dem Spiel, wenn die Flächen, die sie bisher in Pacht genutzt haben, jetzt für Landwirtschaft nicht mehr zur Verfügung stehen. Viele Landwirte haben schon aufgegeben, und die Begehrlichkeiten auf die verbliebenen Flächen wachsen ständig.

  1. Erholung

Wuppertal ist noch eine Stadt im Grünen, aber die wenigen naturbelassenen Landschaften sind am Wochenende von Erholungssuchenden teilweise überlaufen. Nutzungskonflikte zwischen Landwirten, Waldbesitzern, Naturschützern, Spaziergängern, Mountainbikern und Hundebesitzern nehmen zu.

Für die Zukunft Wuppertals fordern wir ein Umdenken:

Auf Landes- und Bundesebene gibt es Beschlüsse, die Neu-Versiegelung von Flächen mittelfristig zu reduzieren und langfristig auf Null zurückzufahren. Konkret vor Ort machen wir aber weiter wie bisher und versiegeln unvermindert weiter Flächen. Wir fordern uns alle auf:

Rat und Verwaltung der Stadt Wuppertal:

Setzen Sie sich dafür ein, dass im Regionalplan möglichst keine Flächen im Außenbereich für Wohnbebauung und Gewerbeflächen ausgewiesen werden. 

Wirtschaft:

Lassen Sie nicht nach in Ihrem Bemühen, Ihre Unternehmen nachhaltig zu führen. Dies gilt auch für den Flächenverbrauch, gerade auch in Gewerbegebieten. 

Bürger*innen und Vereine:

Engagieren wir uns für einen Erhalt von Wuppertals Grün!

Verhindern wir die Pläne zum weiteren Flächenfraß.

Und dies nicht nur als Interessenvertreter allein in eigener Sache, sondern für das ganze Stadtgebiet Wuppertals.

Aber auch: Lassen wir unsere Lokalpolitiker nicht allein bei der Suche nach Lösungen. 

Lösungs-Ansätze könnten sein

  • Identifizierung von Leerständen bei Wohnungen und ungenutzte Gewerbeflächen

Über 10.000 Wohnungen stehen aktuell in Wuppertal leer!
Das Problem ist, dass sie nicht attraktiv sind, weil z.B. zu viel innerstädtischer Autoverkehr vorhanden ist.

  • Umnutzung von Leerständen  für mehr Wohnqualität

Es gibt große Leerstände in den Innenstädten (Ladenlokale, Kaufhof-Gebäude, ehemaliges Postverteilzentrum am Kleeblatt).

Wir brauchen mehr Wohnqualität in den innerstädtischen Quartieren (zuverlässiger ÖPNV, Bäume, Dach- und Fassadenbegrünung, Brunnen und Wasserspender, Stadtteil-Arbeit (BOB-Campus, Ostersbaum, Arrenberg)).

Bereits erschlossene Gewerbeflächen sind ungenutzt, z.B. das Areal der Bergische Sonne, des Kabelwerks Wagner-Park in W.-Nächstebreck.

  • Sanierung, An-/Umbau im Bestand

Bei der Auswahl von Standorten müssen Nachverdichtung, Innenbereichsentwicklung und Baulückenschließung sowie Nach- und Umnutzung bereits versiegelter Flächen und aufgegebener Liegenschaften absoluten Vorrang erhalten. Positive Beispiele dafür sind die Wohnbebauung am Heubruch oder die geplante Erschließung des ehemaligen Lokschuppen-Areals am Bahnhof W-Vohwinkel.

 

Unterzeichnende Institutionen

Bewusst Leben – bergischer Verein für Gesundheit und Natur e.V.: Dieter Verst, info@bewusst-leben-wuppertal.de

Bergische Gartenarche im Wupperviereck e.V. Nadja Hildebrand, info@bergische-gartenarche.org

BI Pro-Natur-Hipkenahl: Tobias Vetter, pro-natur-hipkendahl@gmx.de

BI Kleine Höhe; Uwe Teubner; info@kleinehoehe.de

BI Marscheid / Jägerhaus / Linde; Sonja Milow; petition.jaegerhaus@gmail.com

BI Schöller West: Manuel Berlin; manuel.berlin@teamjansen.de

Bürgergemeinschaft Kemna e.V.: Heinz-Werner Schlamm. BG-Kemna@t-online.de

Bürgerverein Küllenhahn e.V., Michael Ludwig; buergerverein-kuellenhahn@t-online.de

Bürgerverein Hahnerberg-Cronenfeld: Ursula Abé; ulla1961@gmx.de

Bürgerverein Laaken-Eschensiepen; Ralf Knappen. Br-laaken-eschensiepen@freenet.de

BUND Kreisgruppe Wuppertal: Beate Petersen, bund@beate.petersen.de

Cronenberger Heimat- und Bürgerverein: Rolf Tesche. info@chbv.de

Dinner4future: Anette Müllenschläder, klima@hammesberg.net.

Gelpe-Verein e.V.: Jürgen Kämper, vorstand@gelpeverein.de

IG Böhler Hof / Freudenberg: Regine Quinke, r.quinke@gmx.de

IG Wuppertals urbane Gärten: Michael Felstau, info@wuppertals-urbane-gaerten.de

Menschen- und Naturfreunde Scharpenacken: Roman Müllenschläder: info@menschenfreunde-scharpenacken.de

Permakulturhof Vorm Eichholz e.V.; Monika Heinz. info@vormeichholz.de

NABU Stadtverband Wuppertal: Hans-Peter Schill, hans-peter.schill@nabu-wuppertal.de

Naturwissenschaftlicher Verein Wuppertal, Dr. Rainer Mönig; dr.moenig@gmx.de

Neue Ufer Wuppertal e.V.: Dajana Meier; info@neue-ufer-wuppertal.de

LNU (Landesarbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt, Wuppertal): Jörg Werbeck; lnu@werbeck.org

Sudbürger e.V.: Gerrit Langefeld, gerrit.langefeld@sudberg.info

Wuppertaler Bürgerinitiativen Umweltschutz WBU e.V., Christian Limbach

Einzelunterzeichnende

Jagdrevier Cronenberg 12: Jagdpächter Torsten Bertram, bnetsrot@aol.com

Sonja Kies; sonja.kies@posteo.de

Waltraud Rinke, Hatzfelderstr. 161-163, 42281 Wuppertal

Quelle

gemeinsame PM der stadtweiten Initiative http://www.gruenstadtgrau-wuppertal.de

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Kommentare

  1. Hans-Peter Schill sagt:

    Hallo Frau Zweig,
    vielen Dank für Ihren Kommentar!
    Wenn alle / viele / mehr Menschen ein „Häuschen im Grünen“ haben möchten, dann gibt das einen sehr hohen Flächenbedarf.
    Aus Naturschutzsicht müssen wir sagen: Die ökologischen Grenzen des Flächenverbrauchs sind erreicht (siehe oben), eine weitere Versiegelung ist nicht zu verantworten. Einige Städte genehmigen gar keine Einfamilienhäuser mehr, z.B.
    Aber was machen wir mit den Wünschen / Ansprüchen derer, die mehr Wohnfläche möchten, die auch nachts bei offenem Fenster schlafen möchten? Früher wurden solche Konflikte auf Kosten der Natur befriedet und ein neues Baugebiet vor den Toren der Stadt wurde ausgewiesen. Der Bauplatz auf der grünen Wiese war die Belohnung für Anstrengung / Erfolg / sozialen Aufstieg (oder nur das Ergebnis einer Erbschaft, na ja). Aber das geht aus ökologischen Gründen nicht mehr. Im Gegenteil: Weiterer Flächenfraß, weitere Neubaugebiete steigern den Auto-Verkehr, die Pendlerwege, u.v.a.m. und verschlechtern die Lebensqualität andernorts.
    Wie lösen wir aber das Problem? Und genau dahin geht ihre Frage, wenn ich’s richtig verstehe.
    Eingeschossige Bauten aufstocken, Einfamlienhäuser zu Mehrfamilienhäuser umbauen, Altbauten sozialverträglich sanieren, verlassen Dörfer in der Provinz wieder attraktiver machen, usw. usw.
    Das kostet alles Geld. Wer soll das bezahlen? Ketzerischer Versuch einer Antwort: Vielleicht auch die, die das Glück haben, schon privilegiert am Stadtrand zu wohnen? z.B. in Form einer höheren Grundsteuer.
    Ich gehöre auch zu den „Privilegierten“, muss ich zugeben. Und wahrscheinlich auch der ein oder andere von denen, die – und das finde ich gut, richtig und wichtig!! – mit uns am Freitag demonstriert haben.
    Nachdenkliche Grüße
    Hans-Peter Schill

    1. Susanne Zweig sagt:

      Ich sehe da einen Denkfehler. Sie können natürlich die Innenstadt nachverdichten. Zumindest bautechnisch. Das ist ökologisch vernünftig. Ob das wirtschaftlich geht, entscheiden andere. Sie können aber nicht politisch anordnen, dass Menschen dort einziehen. (Schon gar nicht, wenn es Restriktionen gegen den Autoverkehr gibt.)
      Menschen suchen sich ihre Wohnungen selber aus. Und 20 % – die Zahl ist aus der Hüfte geschossen – sind (so wie vermutlich Sie) gut situiert und naturverbunden und möchten mit ihrer Familie im Grünen leben. Werden die Flächen knapper, steigen die Preise.

  2. Susanne Zweig sagt:

    Wuppertal hat eine Fläche von 16.839 ha.
    Die IHK spricht von einem rechnerischen Fehlbetrag von 120 ha bei den Gewerbeflächen.
    In den letzten 10 Jahren ist die Einwohnerzahl um 15.000 gestiegen. Wenn nur 20 % davon an nachverdichtetem Wohnraum (Etagenwohnung) nicht interessiert waren, sondern pro Nase 50 qm in einem Einfamilienhaus mit Grundstück beanspruchen, komme ich allein auf 15 ha zusätzlich.
    Meinen Sie, dieser Flächenbedarf lässt sich allein mit dem Heubruch und dem Lokschuppen-Areal (wo noch 500.000 Tonnen Boden fehlen) bzw. der Bergischen Sonne, dem Kabelwerk, dem Briefverteilzentrum und dem Kaufhof lösen?
    Werden die Flächen knapper, steigen die Preise. Mir kommt das wenig vor.

    1. Roman Müllenschläder sagt:

      Sehr geehrte Frau Zweig,
      nicht die IHK kommt auf ein rechnerisches Defizit bei den Gewerbeflächen, sondern das regelmäßige Controlling im Rahmen des Siedlungsflächen-Monitorings (SFM) der Bezirksregierung bzw Regionalplanung. Dieses besagt aber lediglich nur, dass Wuppertal bis zu 120ha Gewerbefläche im Regionalplan ausweisen lassen kann, ohne dass es einer aufwändigen Änderung des Regionalplans bedarf (inkl. Beteiligung, Offenlegung, etc). Nicht mehr, nicht weniger! Berechnet wird dieser „Handlungsspielraum“ aus der Fortschreibung des Bedarfs der Jahre 2001-2019! Also nach der Formel: „weiter, wie bisher“.
      Die IHK hatte 2012 für RS, SG und W einen Fehlbedarf von 1000 ha ermittelt! Diesen Wahnsinn hat auch die Bezirksregierung als abstrus abgewiesen!
      Wie hoch der tatsächliche Bedarf für Wuppertal ist, ist tatsächlich schleierhaft. Es gibt derzeit keine vorhabenbezogene Bebauungspläne als Antwort auf einen konkreten Bedarf, sondern nur Angebotspläne.
      Auch gibt es im Regierungsbezirk Düsseldorf keinen Fehlbedarf an Gewerbeflächen! Es gibt 3.000ha und das SFM ergibt einen Bedarf von 3.000ha!
      Eine Lösung hierfür wären Flächenzertifikate, ähnlich wie bei CO2-Zertifikaten. Wer Fläche spart hat Vorteile (v.a. finanziell) und wer Fläche braucht, muss ggf. Zertifikate zukaufen. (vereinfacht ausgedrückt).
      Das zum Thema „die Bezirksregierung verlangt weitere Gewerkschaften“ und Wuppertal hat „Bedarf“.

      Zum Thema Wohnungsbau sieht es noch einmal anders aus!
      Wuppertal hat entschieden, neue Wohnbauflächen ab 2ha nur noch mit wenigstens 30% Sozialwohnungen zu planen. Sollte die erste Investorenrunde scheitern, fällt auch die Pflicht zum geförderten Wohnungsbau weg! Zumeist wird der soziale Wohnungsbau nur als „Sperriegel“ gegen Lärm und als Sichtschutz genutzt (zb Nissengelände).
      Wuppertal hat zudem ein „Problem“ mit seiner Topographie. Alleine für das Nissengelände sind 8 Regenrückhaltebecken und eine Pumpstation notwendig, um Nachrainer der Düssel nicht aufgrund Versiegelung zu überfluten.
      Gerade die Entwässerung ist in Wuppertal überall ein Problem! Es gibt zu wenige „Plateaus“.

      Letztlich der Hinweis: Wuppertal mag grün sein, aber das Grün ist zum Großteil Wald! Offenlandschaft, wie sie für Kaltluft und Versickerung notwendig ist, haben wir kaum noch! Wald macht leider „nur“ Frischluft, aber keine Kaltluft.

      Eine Frage sei mir am Ende erlaubt: Wenn die IHK 1000ha, wie auch immer, ermittelt und als Maximalforderung in den Raum stellt, die Politik im stillen Kämmerlein auf die Suche nach Flächen geht, ohne Anwohner, Umweltverbände, den eigenen Geschäftsbereich „Klimaschutz“ oder auch die Wuppertaler mitzunehmen, wie soll hier heraus ein vernünftiger Diskurs entstehen, der lebenswerte Zukunft für den Bürger in Aussicht stellt?

      1. Susanne Zweig sagt:

        Die Aussage der IHK stammt vom 15.8.2024:
        ihk.de/bergische/servicemarken/6234378

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