14.06.2024N. Bernhardt
Geplante Radinfrastruktur buten und binnen Wuppertal – gern, schnell, gut?
Autofahrer bevorzugen Autobahnen zum ampelfreien und schnellen Vorankommen. Für Radfahrer bieten sich kreuzungsfreie Radschnellwege entlang bestehender und ehemaliger Bahntrassen mit geringen Steigungen geradezu an.
Für die Erstellung eines „Mobilitätskonzeptes“ wurde von der Stadt Wuppertal die Firma „Planersocietät“ in Dortmund beauftragt, wo wir auch einen ehemaligen Beschäftigten als Verwaltung wiederfinden. Dieses Konzept wird als VO/0480/24 zur Zeit in den politischen Gremien durchgewunken. [1]
Radverbindung nach Düsseldorf
Auf Seite 45 der Anlage 3 finden wir in Abbildung 22 einen „Verlauf der Veloroute zwischen Düsseldorf und Wuppertal“. Die Route verläuft von Düsseldorf kreuz und quer entlang der Bahnstrecke Düsseldorf–Elberfeld [2], macht dann einen Schwenk am Unterbacher See entlang und schwenkt dann im Bereich der Behelfskorkenziehertrasse zurück auf die Trasse der S8. Die Route entspricht weitgehend dem Standardrouting des BikeRouters [3].
Diese Route kann mit ihrem Zickzackkurs über Kreuzungen, Ampeln, gemeinsame Geh- und Radwege (Unterbacher See) bestenfalls als Freizeitverbindung herhalten. Ampeln auf der BAB 46? – Unmöglich.
Warum kein echter Radschnellweg?
Ein echter Radschnellweg muß kreuzungsfrei entlang der Bahntrasse verlaufen. Das spart zwischen Vohwinkel und Düsseldorf Hauptbahnhof nicht nur 4,8 Kilometer ein, sondern auch 30 Höhenmeter, vgl. Abbildung oben. Wenn das im gleichen Stil von Pina-Bausch-Zentrum und BUGA läuft, kann sich Wuppertal auch Schellradwege entlang bestehender Bahntrassen leisten.
Bahntrassen enden „aus Kostengründen“ im Nichts
Schreckliche Kleinkrämerei haben wir auch am Wuppertaler Ende der Korkenziehertrasse: Statt diese durch den Tunnel unter der BAB 46 und den Bahndamm zur Düsseldorf-Wuppertaler Strecke weiterzuführen, endet die Trasse bereits am Westring am „gemeinsamen Geh- und Radweg“. Radfahrer als „die anderen Fußgänger“ paßt nicht zu einem zügigen Vorankommen.
Ebenso muß, wer von der Nordbahntrasse in Richtung Wülfrath weiterradelt, von rund 175 Höhenmeterrn über einen Feldweg zur Bahnstraße auf über 200 Höhenmeter keuchen, um dann wieder über schmale Wege und Gäßchen auf rund 160 Höhenmeter bergab zu fahren. Es wäre ja zu schön, niveaugleich zwischen 160 und 170 Meter auf der alten den alten Tesch-Tunnel radeln zu können. Die gemeinsame Nutzung von Tunnel durch Radfahrer und Fledermäuse klappt andernorts ja auch.
Da sind beispielsweise die Forst- und Welzbergtunnel der Schwarzwaldbahn (Württemberg). Für die Wiederinbetriebnahme der Tunnel, in denen bislang insgesamt etwa 1000 Fledermäuse 13 verschiedener Arten überwinterten, wurde ein Artenschutzkonzept erarbeitet, das u. a. die Trennung der Röhren in einen Zugfahr- und einen Fledermausbereich mittels einer Stahlwand vorsieht. [4]
An der inzwischen gesprengten Talbrücke Rahmede hatten mehr als 1000 Zwergfledermäuse ihr Quartier. Imzuge des Abrisses wurden für die Arten Ausgleichs- und Kompensationsmaßnahmen durchgeführt. Zwei noch nicht flügge Wanderfalken wurden dem Nest entnommen und anderen Paaren mit Jungvögeln untergeschoben. [5]
Als steigungsarme Radschnellverbindung nach Hagen bietet sich der noch nicht bebaute Abschnitt der stillgelegten Bahnstrecke nach Gevelsberg-West an. Der von der S-Bahn nicht benutzte Schwelmer Tunnel wurde bereits als „Radweg unter dem Karst“ 2023 freigegeben. [6] Der Weg von der Nordbahntrasse zum „Ersatzradgehweg“ der B 7/B 483 verläuft wie in obiger Grafik zu sehen anstelle der violetten Linie auf der Bahntrasse ab Abzweig der Strecke zunächst rund 15 Höhenmeter nach oben, um dann 30 Höhenmeter abzufallen und im Schwelmer Bereich erneut um 20 Höhenmeter anzusteigen. Der Schwelmer Tunnel ist nur über weitere 30 Höhenmeter zu erreichen.
Auf Seite 44 der Anlage 3 zu VO/0480/24 finden wir in der Verbindung vom Grifflenberg hoch zu den Südhöhen (Abbildung 20) die bis zu zwölfprozentige Steigung an der Hermannshöhe. Ernsthaft? – Diese überwindet auf rund 200 Meter Länge insgesamt 20 Höhenmeter.
Statt den wesentlich flacheren Abschnitt der Jägerhofstraße bis zur L418 hochzuhecheln, dürfen Radfahrer ohne E-Antrieb den Rest schieben.
Quellen und Verweise
[1] Maßnahmenkonzept gesamtstädtisches Mobilitätskonzept, für viel Geld erstellt, VO/0480/24,
https://ris.wuppertal.de/vo0050.asp?__kvonr=31674
[2] Bahnstrecke Düsseldorf–Elberfeld, Wikipedia,
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_D%C3%BCsseldorf%E2%80%93Elberfeld
[3] BikeRouter-Web
https://brouter.de/brouter-web/
[4] Bestandsmaßnahmen zum Schutz der Fledermäuse im Forst- und Welzbergtunnel der Schwarzwaldbahn (Württemberg), Wikipedia,
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzwaldbahn_(W%C3%BCrttemberg)
[5] Talbrücke Rahmede, Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Talbr%C3%BCcke_Rahmede
[6] Schwelmer Tunnel
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwelmer_Tunnel
Karten: openstreetmap.org, brouter.de
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