GRÜNE zu Potenzialflächen für Gewerbe

In der heutigen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Bauen wurde mehrheitlich beschlossen, für Potenzialflächen Bebauungspläne für Gewerbeflächen aufzustellen.

Die Bezirksregierung Düsseldorf kam mittels einer Trendfortschreibung zu dem Ergebnis, dass Wuppertal in den nächsten 20 Jahren einen Flächenbedarf von 248 ha für Gewerbe habe. In einer Reihe von Workshops, besetzt von Verwaltung und Ratsmitgliedern, wurden Möglichkeiten der Umsetzung eruiert. Über 120 ha soll nun in den Fachausschüssen und Rat entschieden werden. Die ausgewählten Flächen befinden sich im Außenbereich, teils in Landschaftsschutzgebieten und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Eigentümer und Pächter der Flächen wurden im Vorfeld nicht einbezogen. Die Ratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zweifelt die zugrunde gelegten Zahlen an, ist mit der Vorgehensweise nicht einverstanden und kann das Ergebnis nicht mittragen.

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Cornelia Krieger, Stadtverordnete und Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss:
„Wir lehnen die gesamte Vorlage ab. Wenn diese Flächen als Gewerbegebiete genutzt werden, nehmen wir den Landwirten ein weiteres Stück Land für ihre Arbeit weg und den Menschen Naherholungsgebiete. Hinzu kommt, dass Frischluftzonen und Versickerungsflächen für Starkregenereignisse zugebaut werden. Wenn also diese Flächen versiegelt würden, reduzieren wir Rückzugsgebiete für die Artenvielfalt der Natur und schaden letztendlich uns selbst. Wir erinnern uns noch genau, welche Schäden durch Starkregen verursacht werden. In Zeiten der Klimakrise auf der „Grünen Wiese“ zu bauen und große Flächen zu versiegeln, ist geradezu verantwortungslos. Jede Fläche, die versiegelt wird, ist unwiederbringlich verloren. Das ist rückwärtsgewandtes Denken und nicht mehr zeitgemäß.“

Guido Mengelberg, Stadtverordneter und Fraktionssprecher im Stadtentwicklungsausschuss, ergänzt:
„Wir erkennen an, dass wir Gewerbeflächen brauchen. Die sollten aber tatsächlich und auch zeitnah erwerbbar und nutzbar sein, ohne Natur und Umwelt zu schaden. Die vorliegenden Flächen weisen Mängel auf: entweder sie gehören den Landwirten, immerhin auch Unternehmer, stehen unter Naturschutz oder sind von der Verkehrsanbindung schwer zugänglich. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels ist die Devise „Weiter so!“ eine falsche Antwort. Das Flächenwachstum in einer Stadt wie Wuppertal kann nur vom Inneren heraus erfolgen. Reaktivierung und Flächenrecycling von Brachen sind die überfällige Antwort. Neben Entbürokratisierung und Serviceorientierung der Verwaltung sind diese die zeitgemäßen Mittel, um dem Wachstum einer Wirtschaft im Strukturwandel gerecht zu werden und es zu fördern. Eine weitere Flächenversiegelung schadet der Wirtschaft, schadet uns allen.“

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Kommentare

  1. Rainer Lucas sagt:

    Der Strukturwandel produziert Brachflächen!
    Insgesamt  wurden 2016 etwa 150 Standorte durch die Stadtverwaltung erfasst und ausgewertet, von denen schließlich 101 Standorte Eingang in das Handlungsprogramm Brachflächen fanden. Diese 101 Standorte verteilen sich auf insgesamt 126 Hektar Fläche.

    Dabei handelt es sich um
    ehemalige Bahnflächen
    um Konversionsflächen
    gewerbliche Brachen
    aufgegebene Infrastrukturstandorte wie Schulen

    Ein attraktiver Wirtschaftsstandort braucht attraktive, grüne Lebensräume, eine vielfältige Kulturlandschaft für die Naherholung. Der Flächendruck kann durch Konzepte der Innenentwicklung (Integration von Gewerbe, Wohnen, Naherholung, Verdichtung, emissionsarme Mobilität) gemindert werden. Ob die in Wuppertal geplante Versiegelung landwirtschaftlich genutzter Flächen neue, zusätzliche Arbeitsplätze schafft, ist sehr zweifelhaft. Wenn ein Unternehmen seinen Standort nur verlagert, ist das ein Nullsummenspiel. Der von IHK und Wirtschaftsförderung prognostierte Bedarf basiert nicht auf nachvollziebaren Methoden und funktioniert nach dem Prinzip „Bauchladen“. Wir halten mal ein paar Flächen vor und sehen dann wer kommt. Es sollte einmal von dr WiFö ein Bericht erstellt werden, was diese Grundhaltung unter dem Strich gebracht hat….

    1. Susanne Zweig sagt:

      Wo in Wuppertal ist denn aktuell konkret geplant, landwirtschaftlich genutzte Fläche zu versiegeln?
      Potenzialflächen in Privatbesitz, die landwirtschaftlich genutzt werden, sind nach meinem Verständnis noch ziemlich weit davon entfernt, versiegelt zu werden.

  2. Susanne Zweig sagt:

    Wenn die Einwohnerzahl in Wuppertal steigt, muss auch mehr Fläche zum Wohnen und Arbeiten bereitgestellt werden. Sollte das auf der grünen Wiese „verantwortungslos“ sein, müssen die Grünen etwas anderes vorschlagen.
    Wieviel Potenzialfläche lässt sich denn mit Flächenrecycling innerstädtischer Brachen erzielen? 10 ha? 100 ha? 1000 ha? Und gehören die nicht auch jemandem? Was kostet das Recycling? Und sind diese Flächen dann qualitativ für Wohnungen oder Gewerbe ausreichend interessant?
    Werden am Ende keine neuen Flächen ausgewiesen, steigen hier die Preise, und die grüne Wiese wird anderswo versiegelt. Südlich von Gruiten sind in den letzten Jahren locker mal 30 ha Gewerbefläche entstanden.

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