12.06.2015Bea
IKEA in W-Nord– Satzungsbeschluss und durch?
Einwendungen ernst nehmen statt weg wägen
In der Abwägung heißt es weitaus überwiegend, dass den Bedenken und Einwendungen nicht gefolgt werde. Einwendungen weg zu wägen und damit langwierige juristische Ausein-andersetzungen zu riskieren, kann ein Entscheidungsweg sein – aber ist dieser zielführend?
IKEA in W-Nord? Ein Faktencheck (s. Anhang)
In der Begründung zur Satzungsbeschluss-Vorlage heißt es:
„Die Stadt Wuppertal hat im Bereich des Möbeleinzelhandels ein Angebotsdefizit und darüber einen hohen Kaufkraftabfluss in das Umland. Ziel der Stadtentwicklung ist es daher, die bestehenden Angebotsdefizite durch die Ansiedlung eines attraktiven Einrichtungshau-ses im Oberzentrum Wuppertal zu schließen und dadurch die Kaufkraft stärker am Standort zu binden. Hierfür konnte in der Fa. IKEA ein Planungspartner und Investor gefunden werden. Geplant ist die Errichtung eines Einrichtungshauses mit 25.500 m² Verkaufsfläche.“ Ist der Möbler in W-Nord tatsächlich gut für die Menschen oder doch nur für den Investor?
Verlust weiterer Grünstrukturen für den Möbler ist KEIN „Muss“
In der Abwägung heißt es zudem: „Da aber auch Alternativstandorte für einen entsprechen-den Möbeleinzelhandel im Stadtgebiet nicht ersichtlich sind, muss hier der Verlust der Grün-strukturen zu Gunsten der Stärkung der Stadt als Oberzentrum mit einem angemessenen Angebot an Möbeleinzelhandel hingenommen werden.“ Auch in Wuppertal gibt für einen Möbler mit ca. 25.500 qm Verkaufsfläche verträglich zu realisierende Standorte – es muss/ darf dafür nicht zwingend mit ca. 100.0000 qm ca. die vierfache Fläche verbraucht werden!
Nein zu Primark, Ja zu IKEA
Der Umgang mit Mensch und Mitwelt sowie die (fehlende) Bereitschaft, dort Steuern zu zah-len, wo die Umsätze erzielt und (billig) Arbeitskräfte und Infrastruktur genutzt werden, lässt in beiden Konzernen sehr zu wünschen übrig. Tatsächlich besteht aber anders als bei den durch den Billigsttextiler Primark angebotenen Textilien im Segment Möbel ein Unterangebot in der Stadt. Auch deshalb lehnen Wuppertaler Bürgerinitiativen die Ansiedlung des Billigsttextilers ab, die des Möbler aber (bisher) nicht. Dies liegt sicherlich auch an der Gesprächsbereitschaft des Möblers, wenngleich sich diese (bisher) auf das Wie beschränkt.
moderiertes Verfahren als Lösung
Angeregt wurde dies bereits mehrfach, umgesetzt aber nicht. Nur so kann der gesamtgesellschaftliche Dialog beginnen und Verwaltungsmitarbeiter/innen wieder für andere – wichtige – Aufgaben eingesetzt werden – auch hier bremsen die umstrittenen Großprojekte!
ANHANG:
FAKTENCHECK IKEA – Nutzen und Risiken im Überblick
Nutzen und Vorteile
Die Befürworter sind Lokalpolitik/er/innen, Verwaltung und Investor. Sie werben mit
• Rückholung von Kaufkraft im Bereich Möbel – wegen Unterangebot an Möbeln
• Standort in W-Nord – alternativlos (Standort wurde Ikea aktiv von Stadt angeboten)
• Mehr-Gewerbesteuer (lt. Investoren-Prognose)
• Neue Arbeitsplätze (lt. Investoren-Prognose)
Risiken und Nachteile
Anwohner/innen, andere Bürger/innen, Nachbarkommunen und kritische Experten warnen
• Investoren-Wunsch-Standort in W-Nord ist alternativlos?
– NEIN! Bessere Alternativen sind – hinreichend groß, bereits versiegelt, in integrierter Lage und mit bereits bestehender uter Anbindung an Autobahn, Busse & Bahn (und zwar an S-Bahn und an Güterverkehr!)
• Investoren-Prognose: Mehr-Gewerbesteuer?
– NEIN! Die steuerliche Bemessungsgrundlage bestimmt allein der Investor
– Besser wäre regionale Verwurzelung – mit Wertschöpfung HIER!
• Investoren-Prognose: Neue Arbeitsplätze?
– NEIN! Ein eingespieltes Team bringt Ikea mit und strebt Gewinnmaximierung durch (Personal)Kostenminimierung an, d.h. Niedriglohn und Aufstockung!
– Besser wären neue qualifizierte Arbeitsplätze und auskömmliches Einkommen!
• VERKEHR:
es droht Verkehrsbringer Ikea im bereits überlasteten Stadtrand-Stadtraum mit unsicheren, Flickenteppich-ähnlichen, nicht barrierefreien/erweiterbaren Verkehrswegen!
• NATUR/UMWELT: es drohen weiterer Flächenverbrauch und neue großflächige Versiegelung, nebst Zerstörung historischer Gewässer (Meine/Teiche), Wegeführung (Hohlweg) & Altwald!
• (Folge)KOSTEN für Infrastruktur und Umwelt in Mio. Euro Höhe:
z. B. durch neu gebautes Regenrückhaltebecken (statt traditionell kostenfreie natürliche Oberflächenentwässerung) und mehrbeanspruchte Straßen (fast Verdopplung) – dies zahlen WIR WUPPERTALER/INNEN!
Fazit
• Kaufkraft-Rückholung im Bereich Möbel wollen auch die Kritiker/innen unterstützen.
• ABER:
Seit Anfang 2009 ist dieses Großprojekt bekannt und seither ansonsten höchst umstritten.
• Mehrfach gingen die Bürger/innen auf alle Entscheidungsträger zu – der Investor stellte sich dem Gespräch vor Ort und griff Anregungen des „Wie“ z. T. auch auf.
• Gesamtgesellschaftlich fand die Diskussion bisher weder zu Ikea, noch zum Standort bzw. Alternativen dazu oder zu Folgenutzung der unversiegelten Fläche W-Nord statt.
• Juristische Auseinandersetzungen kosten alle Beteiligten nur Zeit, Geld und Nerven,
häufig enden sie mit Vergleichen, die die Beteiligten früher hätten erwirken können.
• Gemeinsame Anstrengungen zur konsensualen Lösungsfindung wären zielführend/er!
Stadtraum-Perspektive
• ZUKUNFTSPOTENTIAL ist vorhanden und nutzbar – JETZT & interkommunal!
• „Tradition ist Heimat im Quartier“ – Dieses Motto der NSP (Nationale Stadtentwicklungs-Politik) 09/2014 gilt auch für W-Nord!
Traditionell sind hier Natur (Werbung für Neubausiedlung: „familienfreundliches Wohnen im Grünen“, dörflicher Charakter, Bauen & EnergiE – „Wir sind EnergiE, nicht Möbel!“
• Kommunikation: Eine Lösung kann es nur MIT Menschen geben, nicht gegen sie!
Weiter mit:
Die Gegner von Ikea sollten ihre Energie in Jugend- und Sozialprojekte stecken und nicht in Widerstandsverhalten. Wuppertal braucht positive Ansätze und Ikea ist ein positives Signal.
Schade, dass es immer noch so viele Menschen gibt, die nicht weiter denken als bis vor ihre Haustüre.
Der IKEA kommt allen Widerständen zum Trotz – und das ist klasse! Die Ewiggestrigen, Nörgeler, Bremser und Fortschrittsverweigerer werden sich auch bei diesem Projekt nicht durchsetzen können.
Es ging nie darum, Fortschritt zu verweigern und bisher auch nicht darum, den Möbler – zB IKEA – in Wuppertal zu verhindern.
Tatsächlich würden die Kurzfrist-Gewinnmaximierung zu Lasten von Mensch (Geringverdiener/Aufstocker) und Mitwelt (Abholzung der für das Weltklima wichtigen Urwälder zur Produktion kurzlebiger Sperrholzmöbel) sowie Steuervermeidung (auf Kosten der Kommune/n, in der die Umsätze erzielt werden) mindestens in Kauf nehmende Konzernphilosophie und -praktiken dazu aber hinreichend Anlaß geben.
Antrieb zur Kritik an diesem umstrittenen Großprojekt sind vielmehr die Sorge und Überzeugung, dass es nicht allein um DEN für den Investor alternativlos besten Standort gehen darf sondern auch um die für Mensch, Mitwelt und den – bisher alternativlos bestimmten Wunsch – Standort in W-Nord und auf lange Sicht dort verträgliche/n Lebensumstände.
Ob die in dem Kommentar gewählten Bezeichnungen auf die seit 2009 dafür aktiv lauten Kritiker zutreffen, mag dahingestellt bleiben und jede/r selbst beurteilen.
Aus einem anderen Blickwinkel könnte man diese Menschen doch auch als Zukunftspotential erkennende und nutzende Zeitgenossen sehen, die eben nicht die Investoren“Prognose“ für (möglicherweise) Gewerbesteuer und (Aufstocker-) Arbeitsplätze einfach übernehmen wollen sondern dies kritisch hinterfragen und zudem die – überwiegend negativen Langfrist – Folgen (und Kosten) der geplanten Ansiedlung für das Gemeinwohl in die Meinungsbildung einbeziehen 😉
Seltsam. Die Ikea-Baustelle wächst und wächst. Bald ist Eröffnung. Und Sie? Was ist aus Ihren großen Worten und Versprechungen geworden? Und aus der öffentlichkeitswirksamen Klage gegen das Verkehrskonzept? Man hört nichts mehr. So wie bei Ihrem Projekt döpps105. Und bei den anderen Initiativen mit Ihrer Handschrift.
Dann, liebe Dagmar, stellen Sie sich doch diesen prolligen Pressspanverramscher in Ihren Vorgarten. Ich bin mir sicher, auf Ihrer Blumenrabatte ist sicherlich auch genug Platz für ein Parkhaus.
BTW, „ewiggestrig“ ist derjenige, der immer noch auf die müllproduzierenden Produktionsweisen (z.B. Presspan- und Industriekiefermöbel) der siebziger Jahre setzt.
… und nein, in Unterbarmen wohnend, bin ich nicht vom Monster auf der grünen Wiese direkt betroffen. Aber die Ansiedlungspolitik der Stadt, will Wuppertal wohl zum Ramschzentrum (Primark, IKEA, FOC) NRWs herunterwirtschaften.
Ja, das werde ich. Aber auch in meine Wohnung, nicht nur in meinen Vorgarten.
Und das ganze mache ich mit einem Lächeln, weil ich ab 2016 nicht mehr nach Düsseldorf fahren muss, sondern der IKEA in Wuppertal sein wird. Allen Widerständen zum Trotz.
Brave new world.
(oder auf Deutsch: Hopfen und Malz verloren und Kant hat sich umsonst die Finer wund geschrieben…)