Jugend heute: „Religion nur mäßig bewertet“
Die Autoren der Jugendstudie kommen zu einem weiteren interessanten Ergebnis: „… während die Jugend langsam wieder ein Verhältnis zur Tradition gewinnt, kann die Religion, eigentlich der stärkste Pfeiler der Tradition, davon nicht profitieren.“ Diese Entwicklung ist nicht neu, Orientierung an Bekanntem aber unter Verzicht auf Religion. Dieses Ergebnis bestätigt vielmehr andere Untersuchungen, z.B. den Bertelsmann Religionsmonitor.
Wenig überraschend ist die Feststellung, dass die Mehrheit der Jugendlichen einer Kirche oder Glaubensgemeinschaft an gehört. Aber bemerkenswert: „An Gott zu glauben finden allerdings nur 38% der Jugendlichen mit christlicher Konfession wichtig. Vor allem unter katholischen Jugendlichen hat der Glaube an Gott an Bedeutung verloren.“ Auch in Wuppertal ist bereits seit Jahren zu beobachten, dass die Anzahl konfessionsfreier Kinder und Jugendlicher kontinuierlich zurückgeht. Dies lässt sich anhand städtischer Zahlenveröffentlichungen nachvollziehen.
Des Weiteren ist den Autoren wichtig: „Konfessionslose Jugendliche sind immer noch eine Minderheit in Deutschland (23%).“ Diese Beobachtung widerspricht allerdings den Ergebnissen des Zensus2011, demgemäß es deutlich mehr Konfessionsfreie gibt, nämlich derzeit bundesweit rd. 34% (Wuppertal: siehe Grafik). Letztlich sind diese Angabe nur formal korrekt. Gehen doch die meisten Kirchenmitglieder längst nicht mehr mit ihren Kirchen konform. Gewöhnlich wird doch einfach hineingetauft.
Um hingegen Mitglied in einem Weltanschauungsverband wie z.B. dem Humanistischen Verband in Wuppertal zu werden, muss das 14. Lebensjahr vollendet sein und ein Aufnahmeantrag unterschrieben werden – mithin eine bewusste und selbsttätige Entscheidung!
Bei Jugendlichen steht die Religion heutzutage nicht mehr im Zentrum ihres Wertesystems. Zu diesem Schluss kommend auch die Autoren und schreiben: „… religiöse Rituale und Vorschriften aus vergangenen Zeiten schrecken viele Jugendliche ab. Sie verneinen nicht das Existenzrecht der Kirche, schätzen ihre soziale Rolle, vermissen jedoch oft Antworten auf wichtige Fragen ihrer Lebensführung.“ Junge Leute und ihre Eltern beschreiten längst eigenständige Wege bei der Sinnsuche. Das macht sich auch seit vielen Jahren an dem stabilen Zuspruch zur alljährlichen Jugendfeier in Wuppertal und im Bergischen Land bemerkbar.
„Ein großer Teil dieser Jugendlichen bejaht dennoch die Institution der Kirche. 42% finden es gut, dass es die Kirche gibt, 39% nicht“, heißt es in der Studie weiter. Aber: 42% zu 39%, ist das „ein großer Teil“? Die Lage ließe sich auch so ausdrücken: Nur noch zwei von fünf Jugendlichen bejahen die Institution Kirche.
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Es ist beruhigend zu lesen, dass die Mehrheit der Jugendlichen und jungen Menschen laut Shell-Studie sich die Welt mittels Vernunft und über wissenschaftliche Zugänge zu erklären versucht. Genauso wichtig scheint mir, dass die Jugendlichen und junge Menschen die emotionale Basis für ein erfülltes Leben in einer engen vertrauensvollen Beziehung zu anderen Menschen, Freunden und Familie sehen.