23.09.2015Westeppe
Jung für Wuppertal in Berlin
Jung: „Wir wollen in der Bundeshauptstadt deutlich machen, dass es nicht weiter ein Ungleichgewicht zwischen finanzstarken und finanzschwachen Kommunen geben darf – denn dies verschiebt die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse und birgt damit auch sozialen Sprengstoff.“ In diesem Zusammenhang kommt auch die aktuelle Flüchtlingssituation zur Sprache. Peter Jung: „Viele Kommunen sind an der absoluten Grenze ihrer Belastbarkeit. Die Situation zeigt , dass wir dringend eine gesamtstaatliche Lösung brauchen.“
Zur Flüchtlingssituation hat Oberbürgermeister Peter Jung seines Positionen zusammengefasst:
- Wir haben es geschafft, unter häufig schwierigsten Rahmenbedingungen die Menschen, die zu uns kommen, in kürzester Zeit menschwürdig unterzubringen und zu betreuen.
- Mit inzwischen drei Notaufnahmeeinrichtungen mit über 600 Flüchtlingen hat Wuppertal dem Land Nordrhein Westfalen in einer schwierigen Situation geholfen und ist seiner Verantwortung gerecht geworden
- Dafür gebührt allen Beteiligten großer Dank:
- Dem Integrationsressort, das bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit arbeitet
- Dem Gebäudemanagement, das sowohl Privatwohnungen vermittelt als auch die großen Objekte – unsere Sporthallen auf Küllenhahn und in Ronsdorf – optimal hergerichtet hat.
- Der Feuerwehr, die mit geholfen hat, dass die Hallen innerhalb kürzester Zeit belegt werden konnten
- Den caritativen Organisationen (DRK, MHD, ASB, JUH, Caritas, Diakonie), die sich um die Betreuung kümmern
- Den vielen Vereinen, Einrichtungen und Institutionen, die sich gegründet haben, um die Hilfe für die Flüchtlinge zu organisieren und zu koordinieren
- Den vielen privaten Vermietern, die Wohnraum bereit stellen
- Den Schulen, die mitgeholfen haben, dass die Sporthallen auf Küllenhahn und in Ronsdorf bereit gestellt werden konnten
- Den Sportvereinen, die großes Verständnis für die Hallenbelegungen gezeigt haben
- Den privaten Sicherheitsdiensten
- Gleichzeitig kommen wöchentlich ca. 800 Flüchtlinge zu uns, die bereits einen Asylantrag gestellt haben, und die wir deshalb auch auf Dauer integrieren wollen und müssen.
- Wir sind jetzt bald an der Grenze der Leistungsfähigkeit und der Kapazitäten angekommen.
Zwar prüfen wir weitere Objekte auf Ihre Geeignetheit für die Unterbringung – aber die Möglichkeiten werden immer begrenzter. - Wir können nicht weiter ungesteuert und ohne Vorlaufzeiten Flüchtlinge unbegrenzt aufnehmen.
- Klar ist: Wir wollen und werden weiter humanitäre Hilfe für Menschen leisten, die vor Krieg oder politischer Verfolgung bei uns Zuflucht suchen.
- Uns ist es wichtig, dass diese Menschen, die auf ihrer Flucht Schlimmes erlebt haben und traumatisiert sind, in Deutschland Schutz und Sicherheit bekommen.
Und Wuppertal sorgt dafür – wir sind Vorbild einer toleranten und weltoffenen Stadt. - Gleichzeitig sollten jedoch die Menschen, die keine Chance auf Anerkennung als Asylbewerber haben, wieder zur Rückkehr in ihre Heimatländer bewegt werden.
- Ich fordere daher eine klare Trennung der verschiedenen Gruppen:
Diejenigen, die zu uns kommen und deren Asylantrag mit hoher Wahrscheinlichkeit anerkannt wird, müssen die Chance haben, bei uns integriert zu werden.
Die übrigen Flüchtlinge müssen zunächst in Erstaufnahmestellen untergebracht werden und hier muss abschließend über ihren Antrag möglichst schnell entschieden werden. Nach Ablehnung des Antrages muss dann eine zügige möglichst freiwillige Rückführung in ihre Heimatländer erfolgen.
- Flüchtlings- und Asylpolitik ist eine nationalstaatliche Aufgabe.
Deshalb braucht es hier eine Regelung auf bundesstaatlicher und europäischer Ebene; das Versagen von EU, Bund und Land darf nicht auf dem Rücken der Kommunen ausgetragen werden. - Es muss eine faire Verteilung der Flüchtlinge innerhalb der EU geben. Dies könnte durch eine Quotenregelung erfolgen.
- Der Kreis der sicheren Herkunftsländer muss erweitert
- Wir brauchen in den Staaten, an deren Außengrenzen der Flüchtlingsandrang besonders hoch ist, feste Aufnahme- und Registrierungseinrichtungen.
- Menschen, die aus sicheren Herkunftsländern kommen, müssen dort bis zum Abschluss des Asylverfahrens in den Erstaufnahmeeinrichtungen verbleiben und dürfen gar nicht erst weiter geleitet werden.
- Die Asylprüfungsverfahren müssen dringend beschleunigt werden und die Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wird, müssen dann zügig in ihre Heimatländer zurück geführt werden. Die Länder dürfen die schwierige Aufgabe der Rückführung nicht auf die Kommunen abwälzen!
- Das Verfahren der Menschen ohne Bleibeperspektive muss in den Ersteinrichtungen beendet werden.
- Das Personal im Bundesamt für Migration muss deutlich und schnell aufgestockt werden, um die unbearbeiteten Asylanträge zu bescheiden.
- Die Zuweisung auf die Kommunen muss besser vorbereitet und organisiert werden:
Wir müssen rechtzeitig wissen, wie viele Menschen wann aus welchen Staaten wir unterbringen und versorgen müssen. - Wir brauchen eine stärkere finanzielle Beteiligung des Bundes an den Kosten für die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen.
In Nordrhein Westfalen erhalten wir nur knapp ein Viertel der Kosten erstattet – für Wuppertal sind dies geschätzt im Jahr 2016 nur 8,5 Mio. von insgesamt 42 Mio. Euro! - Wir brauchen Lösungen für die Integration derjenigen, die über längere Zeit oder dauerhaft in Deutschland bleiben werden. Hier geht es vorrangig um Maßnahmen der Integration und des Zugangs zum Arbeitsmarkt.
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