16.11.2016Gedenkbuch Wuppertal
Last Chance – Einsatzgruppen-Mörder bestrafen!
http://lubavitch.com/news/article/2058711/Atoning-for-Crimes-of-Her-Father-Nazis-Daughter-Visits-Chabad.html
Wir, eine Reisegruppe aus Wuppertal, Dortmund und Witten, wenden uns heute aus der ukrainischen Stadt Dnipropetrowsk an die Öffentlichkeit und an die deutsche Justiz.
Im Mittelpunkt unserer Reise stehen die Massenverbrechen der Einsatzgruppe C in Babij Jar/ Kiew und in Dnipropetrowsk. Auch in Dnipropetrowsk wurden etwa 12.000 Juden von Einsatzkommandos, Ordnungspolizei und ukrainischer Hilfspolizei zusammengetrieben und ermordet.
Unter den Mördern aus den Einsatzgruppen waren mindestens 13 Polizisten und SS-Männer aus dem Bergischen Land.
Am 12. November ist der fast vergessene 75. Jahrestag der Ermordung von 800 Insassen der psychatrischen Anstalt im ukrainischen Igren durch das Einsatzkommando 6 der Einsatzgruppe C.
Wir werden am Montag an dem Denkmal in Igren (heute ein Teil von Dnipropetrowsk bzw. Dnipro) an die Ermordeten erinnern und verbinden das Gedenken mit der Forderung, endlich alle noch lebenden Mitglieder der Einsatzgruppen juristisch wegen Mordes bzw. wegen Beihilfe zum Mord zu belangen.
Bereits im Oktober 2014 hat Efraim Zuroff vom Simon-Wiesenthal-Zentrum dem Justizministerium 80 Namen von Mitgliedern der Einsatzgruppen präsentiert und die deutsche Justiz aufgefordert, die Täter zu finden und wegen Mordes bzw. Beihilfe zum Mord vor Gericht zu stellen.
Etwa 3.000 Kriminal- und Gestapobeamte, SS-Leute, Waffen SSler und Ordnungspolizisten fungierten seit dem 20. Juni 1941 als Einsatzgruppen A, B, C und D und folgten den Truppen der Wehrmacht und Waffen SS. Nach den eigenen Angaben der Mörder ermordeten diese 3.000 Männer als mobile Killertruppe mindestens 500.000 Juden, Rotarmisten, Kommunisten, Sinti und Roma und Patienten psychiatrischer Anstalten durch Massenerschießungen und Gaswagen.
Hintergrund der Forderung ist die „neue Rechtsauffassung“ nach dem Demjanuk-Urteil, die aktuell bereits zur Verurteilung des in Auschwitz eingesetzten SS-Wachmanns Reinhold Hanning und zu neuen Ermittlungsverfahren wegen der NS-Verbrechen u.a. in Majdanek, Stutthof geführt hat und auch eine (neue) Verfolgung und Verurteilung der Massenmörder aus den Einsatzgruppen und Polizei-Bataillonen möglich macht, wenn man denn (noch lebende) Tatverdächtige recherchieren kann.
Die Einsatzgruppen gehören zu jenen Einheiten, die nur zu dem Zweck aufgestellt worden sind, Morde zu begehen. Deswegen könnten deren Mitglieder wegen Beihilfe zum Mord verurteilt werden, selbst wenn ihnen die Beteiligung an einer konkreten Tat nicht nachgewiesen werden kann.
Seit Mai 2016 wissen wir durch einen Artikel im britischen Telegraph, dass die Zentrale Stelle in Ludwigsburg nach Auswertung der Liste des Simon-Wiesenthal-Zentrums noch 8 lebende Mitglieder der Einsatzgruppen erfasst hat. Ermittlungsverfahren gegen die Acht sind aber nicht eingeleitet worden.
Besonders letztere verwahren nach wie vor Personalakten von (lebenden) Polizisten, die noch in der NS-Zeit eingesetzt waren. Insbesondere in den Personalakten, wie der Fall des Wuppertaler Kriminalbeamten Wilhelm Ober beweist, sind Einsatzzeiten bei den Einsatzgruppen dokumentiert, die für eine Strafverfolgung zentral sind. Darüber hinaus sind Abkommandierungen und Listen weiterer Einsatzgruppen-Mitglieder zu finden.
(Zu den Besonderheiten des Aktenzugangs in Wuppertal siehe https://www.njuuz.de/beitrag30544.html)
Wir fordern die Aufnahme von Ermittlungsverfahren gegen die Mitglieder der Einsatzgruppen und die lückenlose Herausgabe der Personalakten von NS-belasteten Polizisten!
Wir rufen zur Unterstützung unserer Forderungen auf!
Lieselotte Bhatia
Stephan Stracke
www.wuppertaler-widerstand.de
ErstunterzeichnerInnen:
Prof. Dr. Heinz Sünker, Rudolf-Carnap-Senior-Research-Professur, Universität Wuppertal
Dogan Akhanli, Schriftsteller, Köln
Ulrich Klan, Wuppertal
Gerd-Peter Zielezinski, Wuppertal
Dr. Wolfgang Proske, Gerstetten
Andreas Bialas, MdL NRW
Josef Neumann, MdL NRW
Dietmar Bell, MdL NRW
Harald Thome, Dozent für Arbeitslosen- und Sozialrecht, Wuppertal
Jan Sudhoff, Bildungsreferent für politische Bildung, Wuppertal
Prof. Dr. Ahlrich Meyer, Oldenburg
Ulrike Düwel, IG Metall Wuppertal
Arbeitskreis Regionalgeschichte e. V. aus Neustadt am Rübenberge, Region Hannover
Ruth Yael Tutzinger, Wuppertal
Jan Hertogen, Soziologe, Belgien
Jean Giot, Namur, Belgien
Prof. Dr. Manfred Brusten, Wuppertal
Mark Tykwer, Wuppertal
Cornelia Siebeck, Historikerin
Horst Krämer, Solingen
Eric van Praag, Bruxelles
Paula Hirsch, Bruxelles
Weiter mit:
Jeder weitere Verzögerung seitens der Justiz, muss sofort beendet werden. Das sind wir den Opfern, das sind wir der Geschichte, das sind wir der Gerechtigkeit schuldig.