18.12.2023

„Lückenschluss“ der Nordbahntrasse am Diek?

Zur Zeit diskutieren Politik und Verwaltung über einen „Lückenschluss“ der Nordbahntrasse zwischen „Bergischem Plateau“ (Luhnsstraße) und Wittener Straße.

In dieser Diskussion ist unter anderem von der Bezirksvertretung (BV) Oberbarmen die Rede. Da es sich um eine Landesstraße (L 891) handelt, ist nicht die BV, sondern der Verkehrsausschuss für politische Entscheidungen zuständig.

Sieht man einmal im Ratsinformationssystem nach, stößt man zum Thema „Am Diek“ auf die Vorlage VO/0813/20¹. Diese sieht für den Abschnitt Diek/Beule zwischen Luhnstraße und Wittener Straße eine Einbahnregelung in Ost-West-Richtung vor, um eine Fahrspur als Radfahrstreifen ausweisen zu können. Allerdings wurde diese Vorlage gar nicht im Verkehrsausschuss entschieden, sondern „von der Verwaltung zurückgezogen“.

Rückblickend darf die Frage gestellt werden, warum die Trasse auf 1,3 km überhaupt bebaut und damit unterbrochen werden musste, ohne einen lächerlichen Streifen von zwei bis drei Metern für einen Trassenweg freizuhalten. Denn nun dürfen wir uns mit dem straßenverkehrlichen Murks herumschlagen, den diese „Lösung“ allen eingebrockt hat.

„Die anderen Fußgänger“

Da ist zunächst hinter Wichlinghausen das „Bergische Plateau“, auf dem Radfahrer auf knapp einem Kilometer als „die anderen Fußgänger“ geführt werden. Das ist ein Gehweg (Zeichen 239 StVO), der per Zusatzzeichen 1022-10 „auch“ für Radfahrer freigegeben wird. Nicht nur kommen sich Radfahrer und Fußgänger auf dem Miniweg in die Quere, E-Scooterfahrer müssen hier ihr Gefährt schieben.

Rücksicht im Verkehr heißt vom Sinn her, dass Verkehrsteilnehmer untereinander Rücksicht geben und nehmen müssen. Viel zu oft müssen sie aber auf unzulängliche Verkehrs- und Infrastrukturplanung Rücksicht nehmen, wie die 16 Radfahrer, die an der EDEKA-Ausfahrt in den letzten zwei Jahren über den Haufen gefahren wurden.

Der Grund: Der Radverkehr wird hinter dem Bergischen Plateau ebenso als „die anderen Fußgänger“ auf dem Gehweg geführt (Zeichen 239 + ZZ1022-10). Nur sind „die anderen Fußgänger“ wesentlich schneller unterwegs als die echten.

„Vision Zero“ statt „Zero Vision“: STOP-Schild von wo man nichts sieht

Ein weiterer Punkt: Vom Edeka-Parkplatz kommend soll man an einem Punkt anhalten (STOP-Zeichen 206 StVO), wo man die Fußgänger von rechts gar nicht sieht (Mauer, Zaun) und von links viel zu spät wahrnehmen kann. Wieder eine der herausragenden verkehrsrechtlichen Anordnungen, bei denen sich Verkehrsteilnehmer möglichst in die Quere kommen.

Das ist der gleiche Murks wie an der Ausfahrt der City-Arkaden zum Kipdorf, wo man den Gehweg links und rechts gar nicht einsehen kann. Also fährt man raus, zumindest auf den Gehweg, wo man etwas sehen kann, und hat schwupps einen Fußgänger oder Radfahrer auf oder unterm Auto.

Menschen sollen sich näherkommen, aber bitte nicht durch solche hirnrissigen verkehrsrechtlichen Anordnungen. Da verwechselt die Verwaltung das Prinzip von „Vision Zero“ (keine schweren Verletzungen im Verkehr) mit „Zero Vision“ (keine Sicht, oder Denke von der Tapete bis zur Wand).

Eine Lösung für die EDEKA-Ausfahrt am Diek wie die City-Arkaden ist die Reduzierung auf eine Ausfahrspur und auf einen Punkt weiter zur Fahrbahn, wo „man auch was sieht“, also den Scheuklappenblick aufweitet. Auch nebeneinander ausfahrende Fahrzeuge nehmen sich gegenseitig die Sicht und verbreitern den Gefahrenbereich auf dem Gehweg.

2007 wurden in den Kreuzungsausbau Am Diek/Vor der Beule/Königsberger Straße (VO/0646/05²) für rund 850.000 Euro, daher eine in VO/0813/20 angedachte Einbahnregelung kontraproduktiv, weil damit auch Verkehre über Weiherstraße/Wittener Straße den Radverkehr kreuzen, der normalerweise Vor der Beule nach links direkt auf die Wittener Straße abbiegt und damit den Radverkehr nicht tangiert.

Mit dem Erbe des Brückenabrisses und der umfangreichen Bebauung auf der ehemaligen Bahntrasse ist es wohl das beste, den Radverkehr auf die Straße zu verlagern und dort Tempo 20/30 anzuordnen. Denn auf einer Fahrbahn gibt es auch nur je einen Verkehrsstrom aus zwei Richtungen, den man beim Ausfahren beachten muss.

Weitere Anregungen bitte in die Kommentare.

Links:
1) Vorlage VO/0813/20: https://ris.wuppertal.de/to0050.asp?__ktonr=106774
2) Vorlage VO/0646/05: https://ris.wuppertal.de/vo0050.asp?__kvonr=5309
Verkehrszeichen in Deutschland: https://de.wikipedia.org/wiki/Bildtafel_der_Verkehrszeichen_in_der_Bundesrepublik_Deutschland_seit_2017

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Kommentare

  1. Susanne Zweig sagt:

    Dass der meistbefahrene Radweg Wuppertals am Bergischen Plateau auf einem Gehweg weitergeführt wird, kann ich mir nur mit bewusster Sabotage erklären.
    Aufgabe der Planer (vor über 15 Jahren) war, die Nordbahntrasse (4 m Radweg, 2 m Gehweg) auf dem vielleicht 50 Meter breiten, ebenen Streifen Brachland hinter dem Wichlinghauser Bahnhof einfach fortzusetzen. Herausgekommen ist die Aufspaltung in einen Gehweg (2,5 m) und einen freigegebenen Gehweg (3 m). Als Planungsfehler wäre das wohl ein verschossener Elfmeter ohne Torwart.
    Am Diek scheinen die Würfel gefallen, wenn man der Pressemeldung
    wuppertal.de/presse/meldungen/meldungen-2023/dezember/am-diek.php
    glauben darf. Dort steht, dass die Unfallkommission einen Beschluss gefasst hat und ihre Beschlüsse sofort umgesetzt werden müssen.
    Der Beschluss lautet, dass „Radfahrer und Autofahrer sich künftig die Straße teilen werden“. Natürlich haben sich Radfahrer und Autofahrer die Straße bisher auch geteilt, schließlich ist das der Normalfall bei der Straßenbenutzung. Die eigentliche Meldung ist wohl, dass der Gehweg nicht mehr befahren werden darf, was auch der Normalfall bei einer Gehwegbenutzung sein sollte.
    Die einzigen Maßnahmen, die dem hohen Radverkehrsanteil an der Nordbahntrassen-Lücke jetzt noch Rechnung tragen, sind die geplante Temporeduzierung auf 30 km/h und ein paar Piktogramme. Wenn wieder zuerst der Gehweg gesperrt wird und die Piktogramme Wochen später folgen, haben wir eine „Hünefeldstraße 2.0“. Vielleicht denkt diesmal einer dran…

    1. N. Bernhardt sagt:

      Tja, Rolle rückwärts beim Verkehr, nur einen Radweg können wir nicht mehr bauen – ist ja alles zugebaut, was an Trasse einst da war.

      Die Umlaufsperren oder landläufig Drängelgitter behindern nicht nur den Radverkehr, sondern auch Rollstuhlfahrer, Personen mit Kinderwagen und Kinder bis 8, die Rad auf dem Gehweg fahren müssen.

      1. Susanne Zweig sagt:

        Wenn die Gehwegsperrung kommt, entstehen zwei neue neuralgische Punkte: Im Sommer werden an der Umlaufsperre Richtung Westen hunderte Radfahrer in der Spitzenstunde zuerst die Straße „Vor der Beule“ queren und kurz vor der Rechtskurve „Am Diek“ wieder links in die Luhnsstraße abbiegen.
        Für die 19 % der Autofahrer, die laut Sinus-Institut nur noch Verkehrsregeln einhalten, deren Sinn sie erkennen, würde ich neben Tempo 30 außerdem ein Vz 101 oder 138 mit Zusatzschild „Starker Radverkehr“ o. ä. empfehlen.
        Trotzdem fürchte ich, dass die Unfallkommission im Herbst wieder anlassbezogen tagen muss.

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