22.02.2025N. Bernhardt
Mission accomplished. 85% radeln und scootern auf den Gehwegen
Bei einer – nicht repräsentativen – Untersuchung über anderthalb Stunden an einem Werktagnachmittag 2025 in Höhe der Bembergstraße wurden auf der Bundesallee insgesamt 20 Rad- und Scooterfahrer gezählt. Davon fuhren 17 (85 Prozent) entgegen § 2 Straßenverkehrs-Ordnung – Fahrzeuge müssen die Fahrbahnen benutzen – auf dem Gehweg, lediglich zwei Radfahrer ordnungsgemäß auf der Fahrbahn. Ein weiterer Radfahrer fuhr als Geisterfahrer auf der falschen Richtungsspur.
Noch vor wenigen Jahren lag der Anteil Fahrbahn-/Gehwegradler bei 50:50. Ein Trend hin zum Gehwegradeln war bereits erkennbar. Den richtigen Durchbruch haben jedoch erst die Leihscooter gebracht: sämtliche der sieben gezählten E-Scooter benutzen den Gehweg und damit 100 Prozent. Ist halt sicherer für die eigene Gesundheit.
Dieser erfolgreiche Trend in der Wuppertaler Verkehrspolitik führt dann bei einigen Autofahrern zu der irrigen, aber offenbar verkehrspolitisch gewünschten Annahme, E-Scooter müßten quasi als Spielgeräte auf dem Gehweg gefahren werden. Der Effekt: wer als Scooterfahrer noch die Benutzung der Fahrbahn wagt, wird von einigen Kraftfahrern geschnitten und bedrängt. Vielleicht wechselt der ein oder andere Zweiradler dann doch sicherheitshalber lieber auf den Gehweg…
Nebenbei wurde durch die dämliche Schaltung der Fußgängerampel in Höhe Bembergstraße acht Rotlichtverstöße festgestellt. Die Ampel für den Fahrzeugverkehr in Ostrichtung zeigt für Linksabbieger aus der Morianstraße oft die ganze Zeit „Grün“ zeigt, bis diese kurz vor der Wupperbrücke sind, um dann nach Dickfich-Manier den Finkestinger zu zeigen und auf Rot umzuschalten. In Gegenrichtung unterbricht das Rot an der Fußgängerampel den Verkehrsfluß Richtung Brausenwerth, so daß die Fahrzeuge an der Fußgängerampel warten, anstatt die Grünphase an der zentralen Kreuzung (Döppersberg/Morianstraße) nutzen zu können.
Diese Politik erzieht keine Verkehrsteilnehmer zur Rücksicht, sondern höchstens zu Egoisten im Straßenverkehr. Vielen Dank an Rat und Verwaltung für diese Lektion.
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Naja, es soll Leute geben, die regelmäßig njuuz-Artikel darüber verfassen, welche lebensbedrohlichen Gefahren dem Radverkehr auf der Straße (Hünefeldstraße, Friedrichstraße, …) lauern.
Und dann gibt es städt. Mitarbeiter, die überzeugt sind, dass Fahrräder sowieso nur auf Rad- und Gehwegen durch die Stadt bewegt werden dürfen (und die Fahrt an jedem Radweg-Ende-Schild unweigerlich vorbei ist).
Womöglich hat das Folgen. Radeln und Scootern auf dem Gehweg hat jedenfalls keine.
Ist der Gehweg voll, ist mehr Platz auf der Straße. Als Alltags-Radfahrerin soll mir das recht sein.
Je weniger Radfahrer auf der Fahrbahn fahren, desto exotischer werden sie dort von Autofahrern betrachtet und entsprechend behandelt. Das ist nicht gerade der Sicherheit des Zweiradverkehrs dienlich, finde ich.
So ist es. 1 Radfahrer auf 100 Autos: Der Radfahrer ist falsch. 1 Auto auf 100 Radfahrer: Der Autofahrer ist falsch. Das ist der Grundgedanke der Critical Mass.
Deswegen halte ich es für klüger, mehr für die Attraktivität des Radverkehrs zu tun als für die Sicherheit.
Ohne Sicherheit auf dem Rad steigen viele Menschen aber auch nicht aufs Rad um. Schuweg zu unsicher? → Mamataxi. Route von A nach B zu aufm Rad zu unsicher? Nehme ich lieber das Auto.
Die Erfindung des E-Bikes und der Bau der Nordbahntrasse haben mehr Leute aufs Rad gebracht als das Gesamtwerk der einzelnen Radweg- und Schutzstreifenstückchen, roter Kriegsbemalung und sogar Einbahnstraßen-, Busspur-, Fußgängerzonen- und erst recht Gehwegfreigaben in ganz Wuppertal.