Nordbahntrasse: Streit zwischen Stadtverwaltung und Wuppertalbewegung eskaliert

Der Oberbürgermeister legt den Verhandlungsführern der Wuppertalbewegung nahe, entweder ihr Verhalten zu ändern oder von ihrer Position zurückzutreten.

Oberbürgermeister Peter Jung (Foto) vermeidet es normalerweise, Meinungsverschiedenheiten in der Öffentlichkeit auszutragen. Wenn er jetzt einen Text publiziert, in dem er von „einem schweren Streit“ zwischen der Wuppertalbewegung und der Stadtspitze spricht, heißt das übersetzt, dass zwischen der Rathausführung und den Initiatoren der Nordbahntrasse die Fetzen geflogen sein müssen.

Jüngster Streitpunkt in der langen Liste von Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten ist die Frage, ob der Engelnbergtunnel zum Schutz der darin lebenden Fledermäuse über den Winter geschlossen werden muss oder nicht. Die Bewegung hält es für ausreichend, den Zugang zum Tunnel durch Hinweisschilder und Zäune zu verbieten. Die Stadt verweist jedoch auf die Schonzeit für Fledermäuse von Oktober bis April und hält die Schließung des Tunnels für unvermeidlich. Schuld habe die Wuppertalbewegung, die den verabredeten Zeitplan für den Tunnelausbau nicht eingehalten habe.

In seinem Text betont Jung, die Nordbahntrasse sei ein „großartiges Projekt“. Die Stadt stecke all ihre Kraft in die Umsetzung – gemeint ist damit angesichts der prekären Haushaltslage natürlich keine finanzielle Unterstützung, sondern ein „hohes Maß an personellen Ressourcen“ und „Engagement für die Sache“ durch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

Für den Oberbürgermeister kann es keinen Zweifel daran geben, dass die penible Befolgung von Förderrichtlinien und die genaue Einhaltung der Vorgaben des Artenschutzes „oberste Priorität“ haben müssen, damit die Fördergelder des Landes nicht gefährdet werden.

Dann wird Jung deutlich: „Das Vorgehen maßgeblicher Vertreter der Wuppertalbewegung“ habe schon öfter zu Unstimmigkeiten geführt und sei nun in einem „heftigen Streit“ eskaliert. Das sei so nicht länger hinnehmbar. Jung wirft den Trassenaktivisten vor, auf Mitarbeiter der Verwaltung „ungerechtfertigten Druck“ auszuüben und Unrichtigkeiten und Unterstellungen zu verbreiten. Schuld am offenbar völlig zerrütteten Verhältnis zwischen Rathaus und Stadtverwaltung seien alleine „einige wenige Mitglieder“ der Bewegung.

Jung stellt immer wieder mehr oder weniger offen klar, dass er nicht die Wuppertalbewegung in Gänze kritisiert, sondern nur deren Verhandlungsführer. Gemeint sind vermutlich in erster Linie Dr. Carsten Gerhardt und Olaf Nagel.

Jungs Kritik mündet schließlich in einem Satz, der als offene Kampfansage in Richtung der Spitze der Wuppertalbewegung gedeutet werden muss: „Bei einigen wenigen Vertretern der Wuppertal Bewegung ist […] zurzeit keine Basis für eine gedeihliche Zusammenarbeit im Sinne des Projektes mehr erkennbar.“ Jung fordert, bei den Kritisierten müsse sich das „Verhalten oder die eingenommene Rolle“ ändern, wenn das Projekt Nordbahntrasse realisiert werden soll. Anders ausgedrückt: entweder, die Vereinsspitze passt ihren Kommunikationsstil den Wünschen der Stadt an – oder die betreffenden Verhandlungsführer treten von ihrer Position zurück. Andernfalls sei die Nordbahntrasse gestorben.

>> Zur Erklärung des Oberbürgermeisters.

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Foto: Christian Kitazume

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