11.08.2017Claudia Otte
Offener Brief an die Stadtspitze, Hilfe für Karim D.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie Ihnen bekannt ist, wurde der Wuppertaler Einwohner Karim D. bei der Einreise mit seiner Familie in die Türkei zu Urlaubszwecken von türkischen Behörden verhaftet. Ihm wird angeblich unerlaubte Kritik am türkischen Machthaber Erdogan vorgeworfen.
Wie Ihnen sicherlich ebenfalls bekannt ist, hat die Bundesrepublik Deutschland vor Reisen in die Türkei gewarnt. Es ist die Einschätzung auch der deutschen Behörden, dass in der Türkei seit der Ausrufung des offensichtlich permanenten Notstands nach dem angeblichen Putschversuch gegen das türkische Regime im letzten Jahr Menschen dort unter nicht nachvollziehbaren Haftgründen festgehalten werden. Nach dem wenigen, was wir bisher wissen, besteht Anlass davon auszugehen, dass dies bei Karim D. ebenfalls der Fall ist, zumal Gründe für seine Verhaftung und das dann gegen ihn ausgesprochene Ausreiseverbot durch die türkischen Behörden bisher unserer Kenntnis nach nicht erläutert wurden.
Karim D. lebt seit gut 40 Jahren in Deutschland. In Wuppertal ist sein Umfeld, hier wohnen seine Freunde. Wuppertal ist seine Stadt. Einer seiner Freunde hat sich an die deutsche Öffentlichkeit gewendet. Dennoch erklärte eine Sprecherin der Stadt gegenüber den Medien, dass der Stadtverwaltung auf Grund seiner türkischen Staatsbürgerschaft die Hände gebunden seien, man der Familie aber helfen werde, sollte sie ohne den Vater aus der Türkei zurück kehren und sein Einkommen wegfallen.
So gut gemeint, wie das sein mag, ist es bitterer Zynismus.
Ob ihm selbst, einem Wuppertaler, zu helfen ist, oder nicht, können Sie nicht von seiner Staatsbürgerschaft abhängig machen.
Die Stadt Wuppertal kann sich an die türkische Botschaft wenden und Aufklärung über die konkreten Haftgründe verlangen sowie entschieden gegen die Behandlung von Karim D. in der Türkei protestieren. Dies können Sie in jedem Fall – das zumindest schulden Sie Ihrem Einwohner.
Herr Oberbürgermeister: Das kann selbst ich als einfacher Bürger tun, sollten Sie es nicht tun. Es ist nicht einzusehen, dass die Stadt dies für einen ihrer Einwohner nicht tun könne, nur, weil er kein deutscher Staatsbürger ist.
Wir können nicht hinnehmen, dass die Stadt die Hände in den Schoß legt, wenn ein Wuppertaler in einem auch nach bürgerlichen Maßstäben eindeutig als Unrechtsstaat zu bezeichnenden Land ohne nachvollziehbaren Grund seiner Freiheit beraubt wird.
Handeln Sie und wenden Sie Sich an die türkischen Behörden. Setzen Sie Sich ein.
Ich danke Ihnen vielmals im Voraus und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
gez.
Fritz Ullmann
Direktkandidat im Wahlkreis 102, Wuppertal 1 der Internationalistischen Liste / MLPD
Mitglied der Trägerorganisation LINKEN FORUM (LF) des Internationalistischen Bündnisses
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Wir demokratischen WuppertalerInnen müssen uns solidarisch mit politisch Verfolgten zeigen.
Gesicht zeigen,
gegen Autokraten und Faschisten.
Und dabei auch gegen Kinks-Faschisten wie dich vorgehen!
Ich empfinde es als sehr fragwürdig, dass der Kandidat einer Partei, weiche regelmäßig wegen des Verdachts auf verfassungsfeindliche Aktionen von Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder beobachtet wird, hier eine Podium erhält.
Ihr Engagement in allen Ehren, aber glauben Sie im ernst, dass Erdogan und Co. sich von einem Brief eines Wuppertaler Bürgermeisters beeindrucken lassen würde?