Sachkundige Bürger verunsicherten die Gutachter der DEUTAG

Einer Blamage für den DEUTAG Konzern kam eine Veranstaltung am Donnerstag in Vohwinkel gleich: Im voll besetzten Saal der Evgl. Kirchengemeinde Gräfrather Str. verunsicherten die Nachfragen der Anwohner die bestellten Gutachter. Diese sollten die Ungefährlichkeit des geplanten Asphaltmischwerkes (AMW) darlegen.

Im Rahmen der so genannten „frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit“ informierten der Niederlassungsleiter der DEUTAG, verschiedene Gutachter sowie Vertreter der Verwaltung und der Politik die interessierten Vohwinkler über das geplante Projekt.

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In weiten Bereichen zeigten sich die Bürger sachkundig und kritisch und blieben dabei -fast- immer ruhig und rational. Das konnten sie sich auch leisten, hatten sie doch eine Reihe guter Argumente auf ihrer Seite: Da ist nicht nur das Negativbeispiel in Nächstebreck sehr greifbar, sondern auch der früher oder später anstehende Ausstieg aus der Braunkohle.

Die Wuppertaler Stadtverwaltung sieht das vorsichtiger: Herr Röhrig von der Stadtverwaltung: „Wir können hier nicht den Braunkohleausstieg für ganz Deutschland übernehmen.“ lautete seine leicht entnervte Antwort auf die Frage einer Vohwinklerin, ob es nicht möglich sei, dem Anlagenbetreiber eine weniger umweltbelastende Befeuerungsart vorzuschreiben.

Auch die Frage, ob die Süderweiterung des Kalksteinbruchs in die Gutachten mit eingeflossen sei, brachte Politik, Verwaltung und Gutachter etwas aus dem Konzept. Denn obwohl hier ältere Rechte vorliegen (die Genehmigung, weitere 16,9 Mio. Tonnen Kalkstein abzubauen, ist von 2009) und der Kalkabbau natürlich auch Staub, Dreck und Lärm erzeugt, ist bisher noch niemand auf die Idee gekommen, dies auch in die Gutachten mit einfließen zu lassen.

Der DEUTAG-Sprecher hingegen reagierte knapp und sachlich auf die Frage, ob andere Standorte geprüft worden seien: Anfragen in umliegenden Städten seien negativ beantwortet worden. Das wunderte die Anwesenden nicht. Sie wiesen darauf hin, dass es in Düsseldorf einen gravierenden Mangel an bezahlbarem Wohnraum gäbe – da läge Vohwinkel in attraktiver Nähe für viele Beschäftigte in der Landeshauptstadt….wenn es denn passende Wohnungen gäbe. Diese sind in unmittelbarer Nähe zum geplanten Neubau des AMW zwar seit längerem geplant – ob sie auch realisiert werden und zu größerer Attraktivität der „freundlichen Ecke“ Wuppertals führen, hängt aber erheblich davon ab, ob der Vohwinkler Norden weiterhin mit Landschaftsschutzgebieten und attraktiven Erholungsgebieten aufwarten kann, oder ob eine schwarze Industrie die Idylle zwischen Steinbrüchen und landwirtschaftlicher Nutzfläche auf lange Zeit hin verunstaltet, wenn nicht gar vergiftet.

Zwar sollten die fachkundigen Gutachter die Bürger davon überzeugen, dass bei dem Bau des AMW alle Grenzwerte für jedwede Emission eingehalten werden – Beruhigung brachte das allerdings nicht. Zu groß ist das Misstrauen der Bevölkerung gegen nackte Zahlen, wenn dagegen die Erfahrung der Mitbürger vom anderen Ende Wuppertals steht. Auch das dortige AMW ist nach aktuellem technischen Stand erbaut und erfüllt alle gesetzlichen Bestimmungen.

wie in Wuppertals Osten, so bald auch am westlichen Ende der Stadt?Wie in Wuppertals Osten, so bald auch am westlichen Ende der Stadt? ©Herribert Boernichen

Nachdenklich macht, dass nicht ein Politiker, auch kein Fachmann des Podiums, sondern ein Sprecher der Interessengemeinschaft Frischluft Wuppertal West die Frage eines besorgten Bürgers nach den Unterschieden zwischen beiden Wuppertaler Werken beantworten konnte: Beide Werke werden vom gleichen Anlagenbauer gebaut, nach den gleichen technischen Vorgaben. Einzige Unterschiede: das Vohwinkler Werk soll um 60 % größer werden und es liegt so vor der Stadt, dass bei der vorherrschenden Hauptwindrichtung aus Südwest sämtliche Emissionen direkt in die alten, gewachsenen Stadtteile Vohwinkel und Sonnborn ziehen!

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Kommentare

  1. Markus Höller sagt:

    Wo war eigentlich bei dieser Veranstaltung der Extra bezahlte Dezernent für Bürgerbeteiligung H.Paschalis ???????

  2. Manchmal ist man nur noch sprachlos!
    Auch dieses Projekt ist ein schlechtes Beispiel dafür, wie Interessen der Bürger berücksichtigt werden sollten! Reichen die schlechten Erfahrungen in Nächstebreck mit einer solchen Anlage wirklich nicht aus und hier an dieser Stelle einmal deutlich kritischer hin zu schauen???

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