Stadt schafft Fakten auf der Hardt

Die Ankündigung der Stadt, dass der Abriss der Gebäude der ehemaligen Pädagogischen Hochschule auf der Hardt am kommenden Montag beginnen soll, stößt bei der Fraktion DIE LINKE auf großes Unverständnis.

 

Gerd-Peter Zielezinski, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE: „Trotz der öffentlichen Diskussion um den Erhalt des Gebäudeensembles und eine mögliche Nachnutzung, will die Stadt auf der Hardt Fakten schaffen. Viele Fragen aus der Öffentlichkeit sind von der Stadt noch nicht beantwortet. Auch eine Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion steht noch aus. Wir fragen uns, ob die Stadt sie erst nach Abrissbeginn beantworten will. Die Fraktion DIE LINKE wendet sich entschieden gegen diesen hastigen Abriss. Die schnelle Umsetzung des Ratsbeschlusses bestätigt uns in unserer Einschätzung, dass das Areal, wenn es nicht mehr als Ausweichquartier für Schulen benötigt wird, für die mögliche Bebauung mit ‚exklusivem Wohnungsbau‘ vorgehalten werden soll.“

 

Hier die Kleine Anfrage vom 1.9.2020:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

im Zusammenhang mit dem geplanten Abriss der Gebäude der ehemaligen Pädagogischen Hochschule auf der Hardt haben sich für uns folgende Fragen ergeben und wir bitten um Antwort.

Wir bitten um Auflistung aller Baumängel an den Gebäuden und eine detaillierte Kostenaufstellung für deren Beseitigung.

Der Abriss der Gebäude wird unter anderem damit begründet, dass eine potentielle Asbestbelastung vorliegt, die die Sanierung der Gebäude verteuern und verzögern würde. Bei welchen Sanierungsarbeiten würden astbestbelastete Arbeiten ausgeführt werden müssen?

Die Stadt Herne hat im März 2020 eine Richtlinie zum Umgang mit asbesthaltigen Putzen, Klebern und Spachtelmassen herausgegeben. Der Verband deutscher Ingenieure aus dem Jahr 2015 (VDI) und der Arbeitskreise der Gebäude- und Immobilienwirtschaft des Städtetags NRW haben Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Asbestbelastungen herausgegeben. Allen diesen technischen Hinweisen ist eines gemeinsam: sie empfehlen nicht den Abriss des Gebäudes, sondern beschreiben geeignete Sicherheitsvorkehrungen für Sanierungsarbeiten. Solange am Putz keine Arbeiten ausgeführt werden, besteht auch keine Gesundheitsgefährdung, da die asbesthaltigen Stoffe fest eingebunden sind.

Sind diese technischen Hinweise zur Bewertung der Gebäude hinzugezogen worden?

Sind die Sanierungskosten auch deshalb hochgerechnet worden, weil man das Gelände für eine hochwertige Wohnbebauung benötigt?

Schließt die Verwaltung aus, dass, nachdem das Gelände für Schulersatzbauten nicht mehr benötigt wird, es für (hochwertige) Wohnbebauung zur Verfügung steht?

 

Vielen Dank.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Susanne Herhaus               Gerd-Peter Zielezinski

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Kommentare

  1. Hans-Uwe sagt:

    Erstmals erwähnt wurde Asbest im dritten Jahrhundert vor Christus in einem Buch über Steine von Theophrast. In Athen wurde die ewige Flamme auf der Akropolis zu dieser Zeit mit einem Docht aus Asbest betrieben. Die häufigere und üblichere Bezeichnung für Asbest in der altgriechischen Sprache und die einzig mögliche Bezeichnung im Neugriechischen ist allerdings nicht άσβεστος asbestos, sondern αμίαντοςamiantos; die Wörter άσβεστοςasvestos oder ασβέστης asvestisstehen im Neugriechischen einzig und allein für Kalkstein.

    Der römische Naturforscher Plinius der Ältere[10] berichtet von bei Tisch gebrauchten Tüchern aus „unbrennbaren Leinen“, die durch das Feuer gereinigt werden konnten, sowie von Leichentüchern für Könige aus Asbestgewebe, durch die nach der Verbrennung der Leichen die Asche der Körper sicher vom Übrigen abgetrennt werden konnte.

    Obwohl im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung über Asbest von Europabis China berichtet wird, konnten sich nur sehr reiche Menschen Gegenstände daraus leisten. Bekannt ist eine Legende, welche besagt, dass Karl der Große durch die Reinigung seiner Tischdecke im Feuer seine Gäste beeindruckt habe.[11]

    Im Mittelalter ging das Wissen um die Herkunft in Europa verloren und es entstanden Gerüchte, dass es sich beim Asbest um Schuppen von drachenartigen Reptilien oder sogar um Federn des Phönix handeln könnte. Schwindler versuchten Stoffe aus Asbest als Teile der Kleidung Jesu zu verkaufen.

    19. und 20. Jahrhundert Bearbeiten
    In der Neuzeit fand Asbest erstmals in den 1820er-Jahren eine ernsthafte Anwendung. Die Fasern wurden zu feuerfester Kleidung für Feuerwehrleute verarbeitet. Bald kamen Anwendungen wie feuerfeste Dächer oder Wärmedämmungen für Dampfmaschinen hinzu. 1887 wurde die Firma Seitz in Bad Kreuznach gegründet, nachdem die Weinhändler Theo & Geo Seitz die hervorragenden Filtrationseigenschaften von Asbestanschwemmfilternentdeckten.[12]

    Am 15. Juli 1900 erhielt der Österreicher Ludwig Hatschek als Besitzer einer Asbestwarenfabrik ein österreichisches Patent für Eternit. Damit begann ein Boom in der Verwendung von Asbest zur Herstellung sehr unterschiedlicher Produkte (zum Beispiel Faserzementfür Dachschindeln, Dach-Wellplatten, Fassadenverkleidungen, Rohre, Blumentröge, Knöpfe, Telefon-Gehäuse, Teile für elektrische Geräte und dergleichen). In Deutschland erfolgt 1912 die Gründung des Fulgurit-Werk Luthe und 1929 in Berlin die Deutsche Asbestzement AG (DAZAG).

    Im Zweiten Weltkrieg wurden Postsäcke, Getränkefilter, Zahnpasta(als Polierzusatz) und Fallschirme für Bomben mit bzw. aus Asbest hergestellt. In Gebäuden wurden tragende Stahlteile mit Spritzasbest zum Brandschutz versehen. Auf Schiffen und U-Booten wurde Asbest zur Dämmung von Rohrleitungenverwendet.

    Asbest fand Einsatz als temperaturfester Dämmstoff, als feuerfeste Zwischenlage für Abzweigdosen und hinter Öfen in Holzhäusern, als Bestandteil von Bremsbelägen und Dichtungen (auch als weiche Schnur für Ofentüren) sowie in Laboren als feuerfeste Unterlage.

    Schweißgasflaschen („Acetylengasflaschen“) enthielten früher Asbest als Füllung. Das in dieser porösen Masse befindliche „Dissousgas“ ist unter nur mäßigem Druck in flüssigem Aceton gelöstes Schweißgas Ethin. Seit jeher wurde hier Asbest verwendet, später mit „a“ markiert, inzwischen ist es in den Flaschen durch Kieselgurfüllung ersetzt.

    Asbesthaltiges (oder allgemein faserhaltiges) Talkum konnte als Füllstoff, Trenn- und Gleitmittel beispielsweise bei der Kabel-, Reifen- und Gummiwarenherstellung verwendet werden, das geht aus TRGS517 hervor.

    In Babypuder – Hauptbestandteil ist Talkum – des Herstellers Johnson & Johnson sind durch interne Kontrollen 1971 bis Anfang 2000 wiederholt kleinere Mengen Asbest nachgewiesen worden, doch diese Analysenergebnisse seien nie an die Aufsichtsbehörde gemeldet oder publiziert worden.[13]

    Entdeckung der Gesundheitsgefahren Bearbeiten
    Mit zunehmendem Asbestverbrauch stiegen auch die Gesundheitsgefahren. Bereits um 1900 wurde die Asbestoseals Krankheit entdeckt. 1943 wurde Lungenkrebs als Folge von Asbestbelastungen als Berufskrankheitanerkannt, und seit 1970 wird die Asbestfaser offiziell als krebserzeugend bewertet. Als erstes Asbestprodukt wurde Spritzasbest 1969 in der DDR[14] und 1979 in der Bundesrepublik Deutschland verboten. Zu dieser Zeit wurde Asbest bereits in über 3000 Produkten eingesetzt. Es folgten weitere Einschränkungen, bis 1990 in der Schweiz[15] und Österreichsowie ab 1. Januar 1993 in Deutschlanddie Herstellung und Verwendung von Asbest generell verboten wurden. In der Europäischen Gemeinschaft hatten nach einer 1999 erlassenen Richtlinie alle Mitgliedsstaaten bis 2004 Beschränkungen für das Verwenden und Inverkehrbringen von Asbest einzuführen.[16]

    Dass es einige Jahrzehnte dauerte, um von der Erkenntnis der Gesundheitsgefährdung durch Asbest bis zum Verbot (siehe GefStoffV) des Materials zu gelangen, schreibt die Sachbuchautorin Maria Rosellioffensiver Lobbyarbeit zu. So habe beispielsweise der Schweizer Verein „Arbeitskreis Asbest“ durch engagierte Interessenvertretung im Namen der Zementindustrie die Gift-Klassifizierung von Asbest in der Schweiz um neun Jahre verzögert.[17]

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