Stadtverwaltung: Center-Erweiterung wird Wuppertal stärken
Am 20. Februar werden sich die Bezirksvertretung Elberfeld und der Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaft und Bauen mit der geplanten Erweiterung der City-Arkaden um bis zu 16.000 Quadratmeter befassen. In einer Vorlage hat das Ressort Bauen und Wohnen den aktuellen Stand der Überlegungen zusammengefasst. In dem Dokument heißt es, der Center-Betreiber ECE beabsichtige, das denkmalgeschützte Postgebäude sowie den Platz am Kolk zu bebauen. Außerdem sei „nach dem derzeitigen Stand auch eine teilweise Bebauung der Straße Kipdorf gewünscht“.
Die Grafik von ECE zeigt die bestehenden City-Arkaden und das geplante Erweiterungsgebiet.
Die Planungen von ECE stoßen bei der Stadt auf keine planerischen Bedenken, da in dem relevanten innerstädtischen Areal großflächiger Einzelhandel zulässig sei. Der Erweiterungswunsch von ECE sei mit den städtischen Leitlinien zur Ansiedlung von Handelsflächen „zur Wahrung und Stärkung der zentralen Versorgungsfunktionen vereinbar.“
Externe Experten sollen die Planung begleiten
ECE und Stadtverwaltung sind sich jedoch einig, dass mit einem Ausbau der City-Arkaden „in das gegebene städtebaulich-funktionale Nutzungsgeflecht der Elberfelder Innenstadt und der Stadt Wuppertal im Allgemeinen eingegriffen wird.“ Negative Auswirkungen sollen vermieden werden, indem ECE und Stadt mit Hilfe eines „renommierten Städtebaubüros“ Themen wie städtebauliche Integration, Auswirkungen auf den bestehenden Einzelhandel, Verkehr, Denkmalschutz und Architektur beleuchten.
„Den unterschiedlichen Interessengruppen, sachkundigen Bürgern und den politischen Mandatsträgern“ soll das Projekt im Rahmen von vier nicht öffentlichen Workshops (Projektvorstellung, Erwartungen, Leitidee, Zukunftsbild) erläutert werden. Die Workshops sollen von einem „geeigneten Fachbüro“ organisiert werden. Die Stadt wertet dieses Moderationsverfahren als „Ergänzung zu der gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligung der Öffentlichkeit (…), in der jede interessierte Bürgerin und jeder interessierte Bürger sich über die Planung informieren kann.“
Stadt: Center-Erweiterung wird Wuppertal stärken
In der von Baudezernent Meyer abgezeichneten Vorlage wird deutlich, dass die Experten der Stadtverwaltung dem Projekt sehr positiv gegenüberstehen. Die Erweiterung der City-Arkaden werde Wuppertal „durch die Schaffung von attraktiven Einzelhandelsflächen (…) stärken und Kaufkraft in der Stadt (…) halten.“ Es könne so dazu beigetragen werden, Bürger „an die Stadt zu binden und somit einer Abwanderung in das Umland entgegen zu wirken.“
In einer Stellungnahme zu einer Großen Anfrage der Fraktion „Die Linke“ beurteilt die Stadt die Auswirkungen der bestehenden City-Arkaden auf die Elberfelder Innenstadt positiv. Nach Eröffnung des Centers seien Passanten- und Kundenfrequenz gestiegen. Den Grund dafür sieht die Stadt in der guten Anbindung der City-Arkaden und der„quantitativen und qualitativen Aufwertung des Einzelhandelsangebotes in Elberfeld“. Negative Entwicklungen wie Leerstände und die Ansiedlung von Billiganbietern in der City seien unter anderem darauf zurückzuführen, dass Einkaufszentren vermehrt in den umliegenden Mittelzentren entstanden seien, was zu einem Bedeutungsverlust des Oberzentrums Wuppertal geführt habe. Auch neue Handelsformen wie das Shoppen im Internet hätten sich negativ auf Elberfeld ausgewirkt.
>> Weitere Informationen im Ratsinformationssystem der Stadt Wuppertal
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Liegen das im Umfeld Shoppingmalls die Anzahl der Billiganbieter steigt. Man spricht vom so genannten Vampir-Effekt: Dem Umfeld wird das Blut ausgesogenen. Die Stadtverwaltung Wuppertal hat dies offenbar noch nicht erkannt. Indes, die beste Lösung wäre die City-Arkaden wieder abzureißen. Das ist natürlich nicht machbar. Es gilt zu überlegen, ob und wenn ja wie der lokaler Einzelhandel im Innenstadtbereich gestärkt werden kann
Es sollte heißen: Studien belegen das im Umfeld von Shopping morgens die Anzahl der Billiganbieter steigt.
Noch eine Korrektur: es sollte heißen: …dass im Umfeld von Shoppingmalls… Bin auf die Diktierfunktion meines Rechners angewiesen wegen Behinderung
Ist natürlich auch ein exzellenter Plan, um die geplante Investition für den Investorenkubus zu entwerten. Vielleicht bekommen wir ja einen zweiten Einheitsbrei-Bunker und als kostengünstiges Extra noch einen hässlichen (weil -> ist jetzt weniger wert) Investorenkubus oben drauf.
Strategen, so weit das Auge reicht. Nicht, dass ich den Entscheidern ihre Intelligenz absprechen will, aber es ist noch immer keine klare Linie der Städteplanung zu erkennen. Ein Statement in diese Richtung wäre wirklich wünschenswert. Oder eine öffentliche Veranstaltung. Oder ein Webcast mit Fragestunde. Es gibt so viel, was man tun könnte…
Halt Stop, Herr Gallenkamp. Ihre Vorschläge würden ja bedeuten, dass sie vorhaben so etwas wie Mitspache der Bürger umzusetzten, was am Ende schlimmstenfalls sogar in Richtung Demokratie gehen könnte. Das ist hier so wenig gewünscht wie bei S21.
Die Verwaltung(en) unternimmt alles, um die Anzahl der Mitsprecher möglichst gering zu halten. Deshalb werden Vorhaben in Hinterzimmern vorbereitet und dann den Eintscheidungs- bzw. Mehrheitsgremien unter höchstem Zeit- und Termindruck zur Entscheidung bzw. zum Abnicken vorgelegt, im besten Wissen, das in der kurzen Zeit zwischen Beschlussvorlage und Abstimmung niemand die Zeit hat 1000seitige Vertragstexte zu durchblicken. Eventuelle Zweifel bügelt dann der Fraktionszwang noch glatt. Auch beliebt: 24h vor der Abstimmung noch mal den Beschluss abändern, Debatten um Mitternacht, oder Abstimmungen bei berechenbar fast leerem Parlament. So funktioniert das System im Bund, in den Ländern und natürlich auch in den Kommunen.
Mit Demokratie hat all das nichts mehr zu tun. Unser System ist nur noch formal demokratisch, inhaltlich ist es längst etwas anderes geworden. Und so hat selbstverständlich der OB kein Interesse an einer echten Entscheidungsbeteiligung der Bürger. Er wird sich die Einwände anhören, so tun als ober er sie ernst nähme, und dann wegen „übergeordneter“ Interessen so entscheiden, wie es schon vor einem Jahr im Hinterzimmer besprochen wurde. Es ist ja erst jetzt herausgekommen, dass die ersten Planungskontakte schon im geheimen vor 12 Monaten stattfanden.
Mich wundert der Plan im nachhinein auch nicht mehr, denn ich habe mich mehr darüber gewundert, wozu das neue Parkhaus gebaut wurde. Die Arkaden schienen mit ihrem eigenen Platz wohl zurechtzukommen. Jetzt ist mir klar das dieses Parkhaus im Vorfeld der schon lange geplanten Erweiterung errichtet wurde. Interessant wird sein, wie der OB die Entscheidung gegen den Bürgerwillen rechtfertigen wird. Bin schon gespannt auf die Märchenstunde.
Dass die ersten PLanungskontakte bereits vor über 12 Monaten geknüpft wurden, halte ich nicht für verwerflich. Man kann nicht jede Idee oder jedes Konzept veröffentlichen, bevor es etwas gibt, worüber man reden kann.
Die Mechanik der Entscheidungsfindung ist sicherlich etwas komplexer. Aber es gibt auch derzeit unheimlich viele Themen, die ein Stadtverordneter durchsehen muss. Das, finde ich, liegt eher in der Verantwortung derjenigen, die diese Themen so zeitlich komprimiert auf den Tisch legen. Auch die Zeit und Energie jedes ehrenamtlichen(!) Ratsmitglied ist begrentz.
Ich zitiere: „Das, finde ich, liegt eher in der Verantwortung derjenigen, die diese Themen so zeitlich komprimiert auf den Tisch legen.“ War genau Teil meiner Kritik, am modernen „demokratischen“ Entscheidungsprozess. Wenn man es recht bedenkt, haben wir aber Anlass zu der Vermutung, dass die Absicht die Erweiterung durchzuboxen hinter den Kulissen bereits mit der Genehmigung des neuen Parkhauses gefallen ist. Der Abriss und Neubau dürfte eine gewaltige Investition gewesen sein, die aber für die Arkaden in der aktuellen Form nicht notwendig gewesen wäre. Der hier investierte Betrag kommt nicht dadurch wieder herein, dass jetzt die Schlange zum vorhandenen Parkhaus kürzer wird. Wer bisher in der City Arkaden wollte kam auch dort hin. Abriss und Neubau, insgesamt mit Sicherheit eine 7-stellige Investitionssumme, machen nur Sinn in Zusammenhang mit den jetzt bekannt gewordenen Plänen zur Erweiterung.
Lieber Günther Neugebauer,
„Welche hochwertigen Einzelhändler sind denn von dem Ausbau der City-Arkaden betroffen?“, fragen Sie.
Ich möchte Ihnen eine ganz persönliche Antwort geben: Die Schneiderei Burscheid, ein Unternehmen, das es bereits seit nahezu 100 Jahren in Wuppertal gibt und der letzte (aktive) Repräsentant der historischen Textilmetropole Wuppertal ist. Ich habe dieses Unternehmen vor 23 Jahren übernommen und es seitdem mit einem hohen Verantwortungsgefühl, mit Herzblut, Arbeit, Investitionen und einem hohen persönlichen Einsatz Schritt für Schritt in die Gegenwart geführt. Neben dem „normalen Betrieb“ habe ich auch für renommierte Werbekunden, Tony Cragg und Tänzerinnen des Tanztheaters Pina Bausch gearbeitet. Schauen Sie mal auf meine Internetseite: http://www.schneiderei-burscheid.de. Über diese Seite erreichen mich übrigens Anfragen aus ganz Deutschland.
Ohne hier irgendjemandem zu nahe treten zu wollen, darf ich wohl behaupten, dass eine Schneiderei mit diesem umfassenden Know-how und der handwerklichen Qualität in Wuppertal und auch der weiteren Umgebung einzigartig ist. Was hier zerstört werden könnte, ist nicht nur ein Traditionsunternehmen, sondern auch mein Lebenswerk. Wenn die Schneiderei Burscheid vor der Sinnlosigkeit eines noch größeren, seelenlosen Konsumtempels weichen muss, werde ich weder die Motivation noch die Kraft noch die finanziellen Mittel haben, noch einmal komplett von vorn anzufangen.
Und sicher werde ich nicht in die City-Arkaden ziehen! Denn mein Unternehmen zeichnet sich durch Individualität, persönliche Beratung und Nachhaltigkeit aus – und nicht durch ein uniformes Einerlei-Angebot.
„Naja, Verlierer gibt es eben immer…“, habe ich schon gehört. Aber hier verliere nicht nur ich. Sondern auch die Stadt Wuppertal. Fragen Sie meine Kunden…
Anke Schulz
Schneiderei Burscheid
Welche hochwertigen Einzelhändler sind denn von dem Ausbau der City-Arkaden betroffen?
Backshops, die Fabrikware anbieten; Lebensmittel-Einzelhändler, die Billiglöhne zahlen; Telefonanbieter alle 2 Meter? Wegen mir können die alle verschwinden. Läden wie Abeler, Christ, Tchibo sind eh schon in den Arkaden vertreten und andere Läden, die hochwertige Ware anbieten, werden vielleicht dann auch dort einziehen. Ich finde es bequem, alles unter einem Dach zu haben.
Man sollte aber auf jeden Fall an den Denkmalschutz denken, hässliche Gebäude haben wir hier in Wuppertal ja schon zu Genüge.
Hier, Herr Neugebauer, widersprechen sie sich doch selbst. Auf der einen Seite sagen sie, gäbe es in der Elberfelder City sowieso nur noch Billiganbieter, andererseits sollen durch die Erweiterung „andere Läden, die hochwertige Ware anbieten“ vielleicht dort einziehen. Doch wo sollen die herkommen. Jeder Kaufmann kann sich anhand der Einkommenstatistiken ausmalen was ihn hier erwartet. Da wird niemand von außen kommen, wegen dem hohen EK Niveau in Wuppertal. Wer irgendwo des EK wegen hinwill geht nach Düsseldorf. Aber im Rest der City sind auch noch etliche Boutiquen usw., und diesen Rest will ECE noch abschöpfen, solange bis für deren leere Landenlokale tatsächlich nur noch 1-Euro überbleibt. Was ist mit diesem wunderschön sanierten Haus Fahrenkamp. Die oberen 2,5 Etagen sind leer. Warum ist denn in dieses tolle Ambiente bisher keiner eingezogen? Im Saturn steht auch ein großes Ladenlokal leer, und warum sind die wohl ausgezogen. Fazit 1: ECE wird versuchen alles was noch nicht 1-Euro ist unter (s)einem Dach zu vereinen. Stellen sie sich mal vor wie dann die City aussieht. Nur noch billig und jede Menge Leerstand. Fazit 2: Was Wuppertal fehlt ist Einkommen das ausgegeben werden kann. Und für alle Dummköpfe die es bis jetzt noch nicht kapiert haben: eine Vergößerung des Angebots führt nicht zu mehr Einkommen, sondern nur zu einem (Um)Verteilunsgwettbewerb zwischen den Anbietern, der in diesem Fall von ECE wahrscheinlich gewonnen wird. Von dieser Monopolstruktur hat der Kunde gar nichts, denn er bezahlt am Ende die horrenden Mieten die ECE verlangt.
Die Planung kommt bestimmt durch… Man sollte das Center dann wenigstens besser an die Stadt anbinden.. z.B. mit Fußgängerbrücke Richtung der Straßen, die Richtung City führen (z.B. Richtung Extrablatt), um die City nicht noch durch die Hauptstraße abzubinden…
Der Bau ist bereits beschlossene Sache, das ergebnisoffene Planungsverfahren ein Täuschungsmanöver des OB. Auch zu sehen in Lokalzeit Bergisches Land, wo gestern Abend rauskam, dass die ersten Kontakte schon vor über einem Jahr stattfanden.
Hier der Link zum Beitrag: Mehr Fläche für die Arkaden: Fluch oder Segen für Wuppertal [05:09 min]: http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/lokalzeit_bergisches_land.xml
Dort auch zu sehen, die Ergebnisse einer bundesweiten Studie in über 60 Städten, die klar zeigt dass diese innerstädtische Center die ehemalige City entwerten und in 1-Euro Shop Gebiete verwandelt.
Zitat aus obigen Artikel: „Negative Entwicklungen wie Leerstände und die Ansiedlung von Billiganbietern in der City seien unter anderem darauf zurückzuführen, dass Einkaufszentren vermehrt in den umliegenden Mittelzentren entstanden seien, was zu einem Bedeutungsverlust des Oberzentrums Wuppertal geführt habe. Auch neue Handelsformen wie das Shoppen im Internet hätten sich negativ auf Elberfeld ausgewirkt.“
Im Klartext, die Stadtverwaltung gibt zu und hat die negativen Auswirkungen der Arkaden bereits erkannt, schiebt sie aber auf das Entstehen weiterer Shoppingcenter in den Unterzentren ab. Und jetzt soll also ein noch größers Center hier den Trend wieder umkehren. Was ist denn das für ein offensichtlicher Blödsinn. Das Ergebnis der Anfrage bestätigt genau das was ich in einem früheren Post gesagt habe: die anderen kommen auf dieselbe Idee (sich ein Shoppingcenter bauen zu lassen).
Es bleibt dabei, die Erweiterung der Arkaden ist ein Verteilungskampf, dem der Rest der noch funktionierenden City zum Opfer fallen wird. Ich weiss nicht wie dumm man sein muss, um zu glauben, dass durch eine Erweiterung des Angebots die Kaufkraft steigt. Letzteres gibt es nur die steigende Löhne, und die sind nirgendwo in Sicht. Der OB verschafft hier einem Anbieter ein Monopol auf attraktive Einzelhandelsflächen. Das ist nicht seine Aufgabe und jeder sollte sich selbst mal fragen, warum er das wohl tut.