Studie: Breite Einmündungen „begünstigen erhöhte Geschwindigkeiten beim Abbiegen“

„… und verlängern den zu querenden Weg für zu Fuß Gehende“.

Einmündung Nibelungenstraße an der Lüttringhauser Straße: 30 Meter Fußweg von Gehweg zu Gehweg.
Foto: Einmündung Nibelungenstraße an der Lüttringhauser Straße: 30 Meter Fußweg von Gehweg zu Gehweg. Die Anlage einer Querungshilfe wurde abgelehnt.

Well, what do you know? Wenn man in Wohngebieten und Tempo-30-Zonen Kreuzungen mit breiten Fahrbahnen anbietet, müssen Autofahrer beim Abbiegen weniger bremsen. Und man lädt Fahrzeugführer beim Abbiegen dazu ein, Fußgängern beim Abbiegen deren Vorfahrt zu nehmen und zu schneiden. Obwohl diese beim Abbiegen nach § 9 (3) Straßenverkehrs-Ordnung Vorrang haben. Hätten. Weil in Wuppertal bekanntlich Landrecht gilt.

Nun sind Politik und Verwaltung stets hellwach, wenn es irgendwo Zuschüsse gibt, auch wenn man damit profane Dinge feststellt, die seit Jahrzehnten den Verkehrsteilnehmern das (Zusammen-) Leben schwer macht oder Dinge mal wieder nicht nach Norm und Stand der Technik, sondern nach politischem Willen umgesetzt wurden.

Einer dieser neueren Studien aus diesem Programm ist der „Fußverkehrs-Checks NRW 2024
Stadt Wuppertal“. [1] Dort wird auf Seite 38 unter „B3 Querungsdistanzen verringern / Übersichtlichkeit am Knotenpunkt schaffen“ lapidar festgestellt, daß breite Kreuzungen und Einmündungen „erhöhte Geschwindigkeiten beim Abbiegen“ begünstigen und „den zu querenden Weg“ für Fußgänger verlängern, „so daß es zu Konflikten mit Kfz-Verkehr kommt“. Vorsichtige und langsame Fußgänger würden sich dann „lange auf der für sie unsicheren Fahrbahn aufhalten.“

Als Maßnahmenempfehlungen werden Sperrflächen, vorgezogene (verbreiterte) Gehwege und Mittelinseln vorgeschlagen, damit – aus der Sicht der Verkehrsteilnehmer – (a) Fußgänger nicht so lange die Fahrbahn queren und damit den Autofahrern „im Weg“ sind und (b) sich baulich bessere Sichtbeziehungen ergeben, in denen sich die Verkehrsteilnehmer sehen können.

Ob diese Maßnahmen aus dem teuer bezahlten „Check“ umgesetzt werden, steht in den Sternen. Wenn, dann ist dies mit völlig überteuerten PR-Projekten wie 500 Meter Aue für inzwischen 5 Millionen Euro am wahrscheinlichsten, während andernorts ein dutzend Brücken vergammeln..

Sitzbänke sind keine Verkehrszeichen

Politik und Verwaltung sollten eigentlich für Hinweise aus der Mitte dankbar sein, wie sich die Verkehrssicherheit mit einfachen Mitteln verbessern läßt. Da aber diese dem Landrecht im Wege stehen, werden die Vorschläge viel zu oft und dann mit den dollsten „Argumenten“ totgeschlagen. Ein Verkehrsspiegel ermöglicht es Autofahrern, nicht einsehbare Kurvenbereiche zu beobachten. Aber: In Wuppertal dürfen keine Verkehrsspiegel angeordnet werden, da diese keine Verkehrszeichen sind. [3] Nach der Logik müssen auch alle Sitzbänke entfernt werden, denn die sind auch keine amtlichen Verkehrszeichen…

Auch der Verkehrsausschuß als zuständiges politisches Gremium zum Abnicken der obigen Verwaltungsvorlagen beweist in jeder Sitzung, was er von Bürgeranregungen hält: nichts. Denn diese werden seit Jahren auf die hinterletzten Plätze der Tagungsordnung gesetzt, wo die Petenten dann bis zum Ende der Sitzung vergammeln können, um dann maximal fünf Minuten reden zu dürfen. Das kann um 17.00 Uhr sein, oder eben um 20.00 Uhr. Bis dahin sind mindestens die Hälfte der Ausschußmitglieder zumindest gedanklich schon im Feierabend.

[1] Endbericht des Fußverkehrs-Checks, VO/0168/25
https://ris.wuppertal.de/vo0050.asp?__kvonr=33047

[2] Anlage einer Querungshilfe an der Einmündung Nibelungenstraße/Lüttringhauser Straße, vom September 22. Im Ratsinformationssystem nicht auffindbar. „Suche“ spuckt nur eine Fahrbahnerneuerung aus dem Jahre 2013 aus.
https://up.picr.de/49381450hp.pdf

[3] Vohwinkler Straße – Anbringen eines Verkehrsspiegel, VO/1130/22,
„Verkehrsspiegel sind keine Verkehrszeichen oder –einrichtungen im Sinne der Straßenverkehrsordnung (StVO) und können daher nicht nach § 45 StVO von der Straßenverkehrsbehörde angeordnet oder genehmigt werden.“
https://ris.wuppertal.de/getfile.asp?id=298843&type=do

Anmelden

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert