12.09.2024SPD-Ratsfraktion
Tempo 30 durch Lärmaktionsplan – Augen auf auch für den Busverkehr
Lärm macht krank. Diese Tatsache stellt auch die Fortschreibung des sogenannten Lärmaktionsplans (LAP) heraus. Mit der Fortschreibung des LAP schlägt die Verwaltung eine Reihe von Maßnahmen vor, die von der Politik beschlossen werden sollen. Hierzu gehört unter anderem auch die Einführung von Tempo-30-Regelungen auf mehreren Teilabschnitten von Hauptverkehrsstraßen. Auf Initiative der SPD-Fraktion gibt es zu den Tempo-30-Regelungen einen Änderungsantrag, der zusammen mit den Fraktionen der CDU und der FDP eingebracht wurde.
Dazu führt Sedat Ugurman, Vorsitzender des Verkehrsausschusses, aus: „Tempo-30-Regelungen können eine Maßnahme sein, um den Verkehrslärm zu reduzieren. Die Begründung des Änderungsantrags zum Verwaltungsvorschlag merkt allerdings an: Die Erfahrungen mit der Umsetzung von Tempo 30 aus Lärmschutzgründen, z. B. im Bereich der Heckinghauser Straße, zeigen, dass die Maßnahmen wenig Akzeptanz hervorrufen und kontraproduktive Folgen haben. Insbesondere sind nicht beabsichtigte negative Auswirkungen auf die Fahrplanstabilität der Busse und daraus folgend die Kosten des ÖPNV festzustellen. Die Beschaffenheit der Fahrbahnoberfläche hat einen wesentlichen Einfluss auf die Lärmbelastung. Offenporiger Asphalt, auch bekannt als Flüsterasphalt, kann zusätzlich zu herkömmlichen und intakten Fahrbahnbelägen die Lärmbelastung um 6 bis 8 dB(A) senken, ohne dass hieraus negative Folgen für die Umlaufzeiten des ÖPNV und den Verkehrsfluss entstehen. Deshalb wird in dem Antrag gefordert, dass in den entsprechenden Bereichen anstelle von Tempo-30-Regelungen offenporiger und lärmmindernder Asphalt (OPA) als Straßenbelag aufgebracht wird, um die Ziele des Lärmaktionsplanes zu erreichen.“
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Wenn es eine vernünftige Abwägung zwischen der Reisegeschwindigkeit der Kfz und der Lärmbelastung gäbe, wäre man vielleicht zu dem Ergebnis gekommen, dass wegen der vielen Ampeln die Heckinghauser Str. besonders gut für eine Tempo-30-Strecke geeignet ist. (Ein Beschleunigen und Abbremsen auf bzw. von Tempo 30 statt Tempo 50 brächte nur geringe Zeitverluste.) In diesem Fall träfe das besonders auf den Busverkehr zu, der ja außer an Ampeln auch an Haltestellen bremsen und beschleunigen muss. Das wären dann ingenieurwissenschaftliche und keine politischen Überlegungen.
Aus der Erfahrung mit dem Lärmschutz-Abschnitt an der Bahnstraße weiß ich aber, dass solche Abwägungen keine Rolle spielen. Der Lärmschutz musste irgendwo hin, und deswegen sollen tausende Autofahrer hier täglich für 22 Häuser auf ein paar hundert Metern in die Eisen und wieder aufs Gas gehen.
Daher würde es mich nicht wundern, wenn der auf eine EU-Richtlinie zurückgehende Lärmaktionsplan auch in seiner Fortschreibung flächendeckend dicht an die Akzeptanz von Plastikdeckeln an Getränkeflaschen heranreicht.
Eine Maßnahme zur Beschleunigung des Busverkehrs wäre der Umbau der Haltestellenbuchten zu Buscaps. Der Bus hält auf der Fahrbahn. Kein Einfahren und Warten beim Ausfahren. Ein paar Parkplätze würden auch noch abfallen.
Eine Optimierung der Ampelschaltung mit Vorrangschaltung würde ein über ein Übrigens tun.
„Flüsterasphalt“ ist ein wenig irreführend, denn der Asphalt flüstert nicht. Der offenporige Asphalt (OPA) ist nicht nur teuer, sondern in der Haltbarkeit ziemlich beschränkt (8 bis 13 anstelle ca. 25 Jahre bei normalem Asphalt).
Auf die stattdessen angeordneten Tempo-30-Strecken müssen sich die WSW genauso einstellen wie der motorisierte Individualverkehr (MIV). Es jedenfalls ziemlich einfach gedacht, entweder die Busfahrer wegen des nun engeren Fahrplans das Tempo 30 ignorieren zu lassen, oder bei der Stadt für eventuell zusätzlich notwendige Busse zur Aufrechterhaltung des Taktes die Hand offen zu halten. Ein Pendler kann das auch nicht, weil er wegen des Lärmschutzes nun täglich fünf Minuten länger unterwegs ist.