VRR: Update: Dritte Preiserhöhung in einem halben Jahr

Update: (4er-Ticket bleibt preisgünstiger): Keine preiswerten Tickets mehr beim Busfahrer, dann 5,5 % auf die Fahrpreise und jetzt die Tarifreform mit satten Aufschlägen. Nur noch Premium-PLUS für Wenig- und Spontan-ÖPNV-Nutzer.

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Update: Ihr braucht nicht den ganzen Text noch einmal zu lesen. Da die VRR einen falschen Preis für die 4er-Tickets in ihrer Preisliste veröffentlich hatte (viermal den EinzelTicket-Preis für ein 4er-Ticket), ergeben sich jetzt etwas andere Preisbeispiele. Und das Gemecker über den Wegfall des Preisvorteils bei 4er-Tickets kann ich mir auch schenken. Entschuldigung, liebe Leser, für die Fehlinformation und wenn Ihr Euch noch 4er-Tickets gekauft habt. Entschuldigung auch, liebe VRR, seid Ihr aber selber Schuld, oder? 


Am 1. September 2024 staunten nicht wenige, dass es in den Bussen kein 4er- und 24 StundenTicket mehr zu erwerben gab. Notgedrungen stand nun der Kauf eines Einzeltickets zum Preis von 3,40 € an. Bei einer Fahrt hin und zurück waren dies 0,55 € und damit 8,8 % mehr. Richtig teuer wurde es für Gruppen von 5 Personen, die mehr als 2 Fahrten am Tag unternahmen und nicht die Möglichkeit hatten, ein 24 StundenTicket im Vorfeld zu erwerben. So waren 5 Personen, 3 Fahrten vor dem 1. September mit einem 24 StundenTicket für 5 Personen mit 29,30 €, statt nach dem 1. September mit 51 €, gut bedient. Satte Mehrkosten von 21,70 € oder 74 %.

Am 1.Januar 2025 erhöhte dann der VRR die Preise offiziell um durchschnittlich 5,5 %. Wer jetzt glaubt, das war es für dieses Jahr und die nächste Erhöhung stände erst wieder Anfang 2026 an, wird leider enttäuscht.

Der nächste Preisanstieg für einige Tickets und Fahrten wird es schon am 1.März 2025 geben. Und dies im Zuge der versprochen und von VRR hochgelobten Tarifumstellung. Die WZ hatte darüber berichtet.

Die Vereinfachung des Ticketsystems rund um das Deutschland- und das NRW-eezy-Ticket waren der Grund für die Tarifanpassung. Und richtig, die neue Preistabelle passt auf zwei DIN-A4-Seiten, bei der jetzt gültigen sind es noch 4 Seiten. Es entfallen viele, scheinbar wenig genutzte Tickets. Unter anderem das „Ticket 1000“, das YoungTicket und das Bärenticket. Nachvollziehbar, sind doch die meisten Monats- und Abotickets teurer als das Deutschlandticket. Aber wie lange wird es noch das Deutschlandticket geben und wird es weiterhin billiger als das alte „Ticket 1000“ sein? Vor der Bundestagswahl wird sich keiner trauen, es sterben zu lassen. Doch Bayerns Ministerpräsident Söder hält das Deutschlandticket in seiner jetzigen Form für nicht mehr haltbar. Der Bund soll es alleine finanzieren. Das Schicksal des Deutschlandtickets wird auch bei der Bundestagswahl entschieden.

Neben den Preiserhöhungen am 1.01.2025 erfolgte schon eine Änderung in den Preisstufen A für alle Tickets außer dem 4-Stunden-Ticket. So entfiel die Unterscheidung in A1, A2 und A3, es gab nur noch einen Preis. Kaum verwunderlich, dass dies der Preis für Stufe A3 war. Falls man in einer Stadt mit Preisstufe A1 oder A2 wohnt, verteuerte sich das Ticket 2000 im Abo zwischen 4,40 € und 9,80 €.

Eine weitere Neuerung, die allerdings erst am 1.03.2025 in Kraft tritt, ist der Wegfall der Preisstufe D. Faktisch fällt aber nicht Preisstufe D weg, sondern Preisstufe C und Preisstufe D wird in C umbenannt. Eine Fahrt oder ein Ticket im Bereich der jetzigen Preisstufe C wird so teuer wie Preisstufe D jetzt. Hier wird es dann richtig teuer für die, die ihr Ticket 2000 aus welchen Gründen auch immer behalten wollen. Man zahlt 25 % mehr, statt 201,70 € jetzt 252,50 €.

Für die einige Nutzer, die nicht oft genug mit dem ÖPNV unterwegs sind, lohnt sich ein Deutschlandticket nicht. Für sie kann es ebenfalls teurer werden und das zum zweiten Mal in diesem Jahr. So fällt u.a. die Kurzstrecke weg.

Das preiswerteste Ticket für Wenigfahrer mit Smartphone war das 10er Ticket. So kostet mit ihm jetzt eine Fahrt in der Preisstufe A umgerechnet 2,81 €. Auch dieses Ticket entfällt. Preislich folgte das 4er-Ticket mit 3,30 €. Das Ticket wird es auch weiter geben.

Nimmt man den Wegfall des 10er-Tickets und die Umstellung der Preisstufen zusammen, so kann eine Fahrt von Wuppertal nach Krefeld auch mal gerne 65 % teurer werden. Beim alten 4er-Ticker Preisstufe C zum neuen 4er-Ticket der neuen Preisstufe C sind es noch 40 %. Kundenfreundlichkeit geht, glaube ich, anders.

Der VRR möchte uns gerne das eezy-Ticket schmackhaft machen. Ein Ticket, das am Smartphone beim Einstieg aktiviert und beim Ausstieg deaktiviert wird. Berechnet wird nach der Luftlinie zwischen Ein- und Ausstieg (0,29 € pro Kilometer plus 1,73 € Grundpreis). Maximum ist jeweils der Preis für ein Einzelticket in der Preisstufe. Durch den Grundpreis wird in der Stadt sehr schnell der Preis für ein Einzelticket fällig. Zum Ausprobieren kann man in der VRR-APP einmal seine eigenen benutzten Strecken eingeben. Es wird der ungefähre Preis für die Fahrt angezeigt. Ob sich das eezy-Ticket lohnt, ist dann sehr individuell.

Nachteil des eezy-Tickets ist und bleibt das Smartphone und der Datenschutz. Wer kennt nicht Orte, an den es kein Internet gibt. Der Standortdienst muss immer eingeschaltet sein und die Batterie vollgeladen. Hängt das Smartphone oder die App, liegt das Betriebsrisiko beim Kunden und ein erhöhtes Beförderungsgeld von 60 € wird fällig. Und will man wirklich, dass die Verkehrsunternehmen Start-, Zielort, die Zeiten und Fahrstrecke speichern und mir zuordnen können?

Steht man beim Umsteigen an einer Haltestelle oder Bahnhof und das Verkehrsmittel hat Verspätung oder fällt aus, so konnte man beim Papierticket noch auf Nachsicht hoffen, falls man später kontrolliert wurde und das Ticket die maximale Dauer überschritten hatte. In der eezy-App bucht das Programm beim Überschreiten einfach ein zweites Ticket. Da ist es auch wenig tröstlich, wenn es innerhalb des VRR einen 24h-Preisdeckel von 28,90 € gibt. Fährt man noch in oder durch andere Preisverbünde von NRW, sind es 34,50 €.

Auch in einem anderen Fall bucht die App einfach ein zweites Ticket. Gibt es keine Verbindung, die annähernd Luftlinie darstellt, so kann es bei großen Abweichungen zum zweiten Ticket kommen. Und zwar dann, wenn der Umweg gezwungen oder freiwillig, weil schneller, einen Punkt erreicht, der weiter als dreimal die Luftlinie zwischen Start- und Zielort betragt. Was im ländlichen nicht ungewöhnlich ist, wenn es zwischen zwei kleinen Orten keine direkte Verbindung gibt und man einen Umweg über eine größere Stadt machen muss.

Kommen wir zum Guten innerhalb des Negativen. Noch bis zum 28.2.2025 gekaufte Tickets der Preisstufe C im ganzen Tarifgebiet VRR (zurzeit Preisstufe D) können bis Ende des Jahres benutzt werden. Dies bestätigte mir die VRR-Hotline und die WSW-Geschäftsstelle Elberfeld. Dort und bei der WSW-Hotline versicherte man mir auch, dass das 10er-Ticket in der APP bis Ende des Jahres erhalten bleibt, wenn es vor dem 1.03.2025 gekauft wurde. Leider kann man immer nur ein 10er-Ticket aktiv haben, also nicht mehrere auf Vorrat kaufen.

Für Wenig- und Spontannutzer wird in vielen Fällen der ÖPNV teuer und nicht mehr so attraktiv. Sicher ein falsches Zeichen, um Menschen vom Auto in Bus und Bahn zu bekommen. Dies gilt besonders für Menschen ohne Smartphone und durch das beschränkte Kaufangebot an Tickets im Bus durch den Fahrer. Ebenso für die, die sich die Tickets nicht vorher am Automaten, in den Geschäftsstellen oder am Kiosk kaufen können.

Man stelle sich mal den Aufschrei der Autofahrer vor, wenn die Tankstellen nur noch ihre Premium-Kraftstoffe verkaufen. Und den Verkauf von Diesel, E10 und E5 einstellen würden. Begründung: einfache Lagerhaltung.

Kleiner Hinweis noch: Der VRR ist kein Privatunternehmen. Er wird von den teilnehmenden Städten und damit von unseren Kommunal-Politikern kontrolliert.

Links:
VRR_Preise_2025.pdf
<https://www.vrr.de/fileadmin/user_upload/pdf/service/downloads/Weitere_Broschueren_und_Tarifinformationen/VRR_Preise_2025.pdf>

VRR-Preistabelle_ab_dem_01.03.2025.pdf (beide Tabellen enthalten noch den falschen Preis für 4er -Tickets)
<https://www.vrr.de/fileadmin/user_upload/bild/Presse/Zusatzinfo_Pressemeldungen/VRR-Preistabelle_ab_dem_01.03.2025.pdf>)

https://www.vrr.de/fileadmin/user_upload/pdf/service/downloads/Weitere_Broschueren_und_Tarifinformationen/VRR_Preise_2025_ab_Maerz.pdf

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Kommentare

  1. Susanne Zweig sagt:

    Das Deutschlandticket ist eine feine Sache. Nicht weil es so billig ist, sondern weil es so einfach ist. Der günstige Preis bringt aber viele Verkehrsverbünde in die Bredouille, weil lokale Monatstickets ursprünglich teurer als das Deutschlandticket waren.

    Schade, dass der VRR immer noch nicht auf die Idee kommt, selber mit einem einfachen Tarifsystem den Umsatz anzukurbeln. Warum gibt es z. B. kein 30-Minuten-Ticket für 3,60 €, 45-Minuten-Ticket für 4,50 €, 60-Minuten-Ticket für 5,20 €, …

    In die ausgeklügelte Struktur aus 88 Tarifgebieten und 19 Regionen möchte sich doch niemand vertiefen, der mal schnell von Wanne-Eickel nach Solingen-Ohligs muss. Eine Uhr hat jeder.

  2. N. Bernhardt sagt:

    Imgrunde kann man nur noch mit dem Auto im Stau stehen, oder zu Hause bleiben. Die Schieneninfrastruktur ist marode und bedingt ständige Baustellen mit Ersatzverkehr, Züge kommen verspätet oder gar nicht. Während die alte VRR-Fahrplanauskunft sogar ohne Javascipt und Cookies arbeitet, darf man mit der neuen erst einmal warten, bis sich der Webserver und alle angeschlossenen Funkhäuser bequemen, den Inhalt und liefern und ressourcenlastig im Webbrowser aufzubauen.

    Dazu kommen die überhhten Preise, die um ein Vielfaches schneller stiegen als die Inflation. Das 24h-Ticket gilt natürlich nicht mehr für 5, sondern nur noch eine Person. Für 5 Personen errechnet sich der Fahrpreis auf 36,50+4×6,60 Euro. Sehr kundenfreundlich.

    Wie übrigens „damals“ die Preisstufe D eingeführt wurde, hieß es, dies sei im Vorgriff zur Erweiterung des VRR-Gebiets. Gleichzeitig wurde im bestehenden Tarifgebiet der Preis für das verbundweite Ticket (2000, 9h Abo) von rund 50 auf 80 Euro angehoben (60%). Erst ein Jahr später kam dann tatsächlich der Niederrhein (Gegend um Xanten) zum VRR-Tarifraum dazu, freilich als Preisstufe E, die einige Jahre später in der Stufe D aufging. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob nun die Preise der Stufe D oder E für das dann verbundweite Ticket D übernommen wurden.

    Freilich wird nun der Preis nicht wieder um 37,5% gesenkt (entsprechend 80 auf 50€), sondern einfach die Preise der Stufe D für die neue VRR-weite Stufe C übernommen.

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