„Wir wollen von Ihnen lernen“

Die CDU im Dialog mit Gewerbetreibenden der Elberfelder City

Die CDU im Dialog mit Gewerbetreibenden der Elberfelder City – ein Abend zwischen Ärger und Hoffnungsschimmer.

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Dass man sich im nun leerstehenden Geschäft von Bilder Brinkmann traf, hatte mehr als Symbolcharakter. Leerstand – das zentrale Thema seit Jahren in der Elberfelder Innenstadt. Die Bildergalerie Brinkmann an der Schwanenstraße hat vor kurzem ihre Türen für immer geschlossen, nach mehr als 70 Jahren. In die leeren Räume hatte am vergangenen Freitagabend die CDU zum Runden Tisch geladen. Sowohl Fraktions- als auch Parteispitze waren dort, um mit Einzelhändlern und Gastronomen der City ins Gespräch zu kommen. Und obwohl die etwa 60 Gäste in Stuhlreihen und nicht wirklich am Runden Tisch saßen, ließen sich die Anwesenden nicht lange bitten.

„Wir wollen Ihnen zuhören“, sagte Fraktionsvorsitzender Hans-Jörg Herhausen in seiner kurzen Begrüßung. „Die Politik will von Ihnen, die hier vor Ort ein Geschäft, ein Restaurant oder Gebäude besitzen, lernen.“ Johannes Slawig erwähnte die scheinbar nie endende Baustelle auf der Poststraße und traf bei vielen die sowieso schon blankliegenden Nerven. Denn bereits wenige Minuten nach Beginn der Veranstaltung um 19 Uhr prasselten Nöte, Sorgen, Beschwerden, aber auch zahlreiche konstruktive Vorschläge auf Fraktionsvorsitzenden und Moderator des Abends, Michael Wessel, ein. „Politikersprech hat hier heute Abend keinen Platz“, versprach Wessel und benannte die schon viel zu oft gehörte Formulierung „Wir nehmen das mit“ als das, was sie ist: Eine Plattitüde, die jegliche Initiative im nächsten Papierkorb verschwinden lässt.

Etwa zehn Punkte sollten es bei dieser Auftaktveranstaltung werden, die man gemeinsam angehen wolle. Am Ende waren es fünf vollgeschriebene Blätter auf dem Flipchart. Gefüllt mit konkreten Forderungen, wie beispielsweise nach öffentlichen Toiletten, da sogar Hauseingänge und Aufzüge als solche benutzt werden. Ebenso Blumenkübel. Ein mehr als bezeichnendes Problem für Elberfeld. Der Verfall der Innenstadt sei am Beispiel des einstigen Abeler-Gebäudes, aber auch aufgrund der Dauerbaustelle in der Poststraße jeden Tag mitzuerleben. Die Eingänge zu Tchibo und Pieper sind permanent von Baugruben und Baggern versperrt – eine Frage der Zeit, wann auch diese Geschäfte schließen. Es gebe weder Sauberkeit noch Sicherheit, letztere sei nicht nur beim fast schon unmöglichen Begehen der Poststraße ganz pragmatisch, sondern auch im übertragenen Sinne nicht mehr gewährleistet. Von Parallelwelten ist die Rede, die sich in rasendem Tempo entwickeln.

Der Markt müsse dringend wieder zurück vor das Rathaus, es fehle an „Machern“ in der Stadt, an Kompetenz und offenbar Interesse seitens der Verwaltung. Diese habe offenbar nicht im Blick, dass ein großer Teil der Steuergelder von eben jenen gezahlt werde, deren Existenz sukzessive zerstört wird. Dies mit unternehmerischem Risiko abzutun, sei ein Schlag ins Gesicht der engagierten Einzelhändler und Gastronomen.

Es ging ans Eingemachte: Goldene Bänke, für die man Wuppertal auslache, sowie die gestückelten Einbahnstraßenregelungen im Luisenviertel seien da nur wenige Beispiele für totale Konzeptlosigkeit. Doch es gab nicht nur Beschwerden – im Gegenteil. „Wir brauchen einen professionellen City-Manager“, sagte Matthias Zenker, Vorsitzender der IG 1. Denn Initiativen und Vorschläge lägen seit Jahren der Verwaltung vor, aber nichts davon werde umgesetzt. Harter Tobak für die Gastgeber, die „gar nicht wissen, was dort alles in den Schubladen liegt“, so Wessel. Martin Bang, Chef des Wuppertal Marketings: „Vor allem dürfen Strategien und Ziele nicht an Legislaturperioden geknüpft sein.“ Eine berechtigte Forderung aus den Reihen der Anwesenden an die CDU war, dass man dringend herausfinden müsse, was denn überhaupt in der Stadt machbar sei.

Der Abend dürfte ein Augenöffner für Fraktion und Partei gewesen sein. Zumindest der Dialog geht weiter: Mit regelmäßigen Zusammenkünften und dem Versuch, einiges künftig ohne bürokratische Hürden und auf einem kürzeren und schnelleren Dienstweg anzugehen.

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Kommentare

  1. Norbert Beutel sagt:

    Beispiel: Leerstand
    Vor Jahren gab es einmal eine sog. „Zwischen-Nutzungs-Agentur“, die leerstehende Läden über und für die Hauseigentümer an Start-Ups / Jungunternehmer vermittelte, die dafür lediglich die Nebenkosten zu entrichten hatten.
    Diese, m.E. sinnvolle, Aktion zur Reduzierung oder wenigsten optischer Kaschierung des Leerstandes wurde dann aus Kostengründern (meines Wissens nach ca. 20.000 Euro p.a.) gekillt.
    Die jährlichen Kosten betrugen also gerade mal die Hälfte einer goldenen Bank.
    Sollte man da nicht besser die Bänke über eBay verkloppen und statt dessen die Zwischen-Nutzungs-Agentur (oder ähnliche Einrichtung) wieder einführen?

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