24.09.2023

Wuppertal Fahrradstadt 2025 – Gemeinsam und mutig zur Umsetzung!

Wuppertal hat das Ziel, bis zum Jahre 2025 Fahrradstadt zu werden – so lautet ein Ratsbeschluss von 2013. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion vor vollbesetzen Reihen in der Pauluskirche fragte der ADFC Wuppertal/Solingen: Wann geht es endlich los?

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Nur zwei Jahre vor 2025 und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das 2018 verabschiedete städtische Radverkehrskonzept bisher nur in wenigen Bereichen umgesetzt wurde, sicher eine berechtigte Frage.

Lorenz Hoffmann-Gaubig, Vorsitzender des ADFC Wuppertal/Solingen betonte zur Eröffnung die Unzufriedenheit des ADFC mit den Fortschritten. Er definierte eine Fahrradstadt als „eine Stadt, in der man gerne Fahrrad fährt und in der die notwendige Infrastruktur dafür vorhanden ist.“ Dies liege in Wuppertal aber noch in weiter Ferne.

Prof. Jürgen Gerlach ©Reinhold Weber

In seinem Impulsvortrag erläuterte Prof. Jürgen Gerlach, der Anteil des Radverkehrs am gesamten, innerstädtischen Verkehr in Wuppertal liege nur im mittleren einstelligen Bereich– verglichen mit anderen Städten in NRW ist das einer der hintersten Plätze. Eine Veränderung der Innenstädte sei nicht nur für die Ausweitung des Radverkehrs notwendig: die Reduzierung von Unfällen, Schaffung von Aufenthaltsqualität und die Ertüchtigung für heiße Sommer und Starkregenereignisse sorgen laut Prof. Gerlach für ebenso großen Handlungsbedarf. Mit positiven Beispielen aus anderen Städten wie Bottrop, Dortmund, Münster oder Wien untermauerte Prof. Gerlach seine Forderungen: „Es muss pragmatische Lösungen geben: kurzfristig realisierbare kleinere Maßnahmen wie Begrünung, Poller und Fahrradbügel an Kreuzungen und Knotenpunkten, die helfen, Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität zu verbessern.“

In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert durch Michaela Heiser, ergänzte Kirsten Haberer von der IG Fahrradstadt, welche Rolle Bürgerengagement spielen kann: „Mit Fienchen haben wir ein kostenloses Verleihsystem für Lastenfahrräder in Wuppertal etabliert, das durch Spenden finanziert wurde“. Darüber hinaus organisiert sie die regelmäßigen „Kidical Mass“ Fahrraddemos in Wuppertal für kinder- und fahrradfreundliche Orte, sichere Schulwege und selbstständige Mobilität.

Sedat Ugurmann und Kirsten Haberer ©Reinhold Weber

Sedat Ugurmann, der Vorsitzende des Verkehrsausschuss der Stadt Wuppertal betonte, dass Flächen bei der Planung gerecht zwischen Auto-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr aufgeteilt werden müssen. Er bestritt im Verlauf der Diskussion, dass es Politik und Verwaltung an Mut fehle, notwendige Veränderungen für die Radinfrastruktur durchzuführen; alle Fraktionen stünden hinter dem Ratsbeschluss. Ugurmann begründete die mangelnde Geschwindigkeit beim Ausbau der Radinfrastruktur mit den leeren Kassen der Stadt. Er traf mit dieser Einschätzung allerdings auf Unverständnis der anderen Diskussionsteilnehmer. Diese argumentierten, dass die gegebene Flächenverteilung aktuell einseitig den Autoverkehr bevorzuge.

Dr. Jürgen Rüdiger, Geschäftsführer der „Connected Mobility GmbH“, einer Tochter der Stadt Düsseldorf mit „Startup-Charakter“ erläuterte, dass Budget durchaus verfügbar ist. Er sorgte dafür, dass ein Raunen durch die Pauluskirche ging: „Wir fokussieren in Düsseldorf drei unserer Mitarbeiter darauf, Fördermittel für den Bau von Fahrradgaragen, Mobilitätsstationen, Lastenradautomaten und Carsharing-Stationen einzuwerben – bisher waren das 30 Millionen Euro.“ Lorenz Hoffmann-Gaubig vom ADFC ergänzte, dass bisher in Wuppertal fast keine Fördermittel für die Förderung der Fahrradinfrastruktur aus den Töpfen von Bund und Land eingeworben wurden. So sei für den Umbau des Unterdörnen ein Großteil des für Radverkehr zur Verfügung stehenden städtischen Budgets aufgebraucht worden. Dabei wäre dieses Projekt sicher in hohem Maße förderfähig durch das Land gewesen. Das verbrauchte städtische Geld fehle aber jetzt, um andere Projekte schneller umzusetzen.

„Die Eröffnung jeder unserer Mobilitätsstationen, geplant sind 100 Stück verteilt über das ganze Düsseldorfer Stadtgebiet, feiern wir immer mit einem Fest mit lokalen Musikern, Vereinen und Stadtteilinitiativen – dadurch überzeugen wir die Anwohner, dass Plätze ohne Autos eine hohe Aufenthaltsqualität haben können“, fügte Dr. Rüdiger noch hinzu.

Zahlreiche Wortmeldungen zum Ende der Veranstaltung zeigten das große Interesse der Veranstaltungsbesucher, die zu einem großen Teil mit dem Fahrrad angereist waren. Es gab viel Beifall für Beiträge, die mehr Mut in Politik und Verwaltung forderten und dabei auf die positiven Beispiele aus anderen Städten verwiesen. Geld für Maßnahmen scheint verfügbar, Wuppertal muss es nur abrufen. Dazu ist es aber notwendig, so der ADFC, dass man Flächen tatsächlich neu aufteilt und nicht die umweltfreundlichen Verkehrsträger gegeneinander ausspielt, sondern den Raum für motorisierten rollenden und ruhenden Verkehr einschränkt. Nur so lassen sich ein Gewinn an Lebensqualität, das Einhalten von Klimazielen und eine sichere Mobilität voranbringen.

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