Wuppertal feiert neuesten „Fahrradstraßen“-Coup

Heute im Angebot: Die Sackgasse Rutenbecker Weg vom Sonnborner Ufer zur Kläranlage Buchenhofen.


Praxis: Rutenbecker Weg = LKW-Parkplatz. Punkt. Nix „Fahrradstraße“.

Weil man mit 1,3 km in den Medien mit »Wuppertals längster „Fahrradstraße“« werben kann. Weil da schön viele LKW von und zur Kläranlage fahren. Weil das ein Campingplatz und Geheimtip für LKW-Fahrer ist, die dort übernachten. Weil sich dort niemand um Tempo 30 schert, die theoretisch in einer „Fahrradstraße“ gelten. – Denn da galt ja vorher nie Tempo 30, und es steht auch künftig dort nicht explizit.

Weil man als Radfahrer nie weiß, ob der LKW sicher über einem auf der Autobahn fährt, oder einen demnächst von hinten überfährt. Weil schlicht weder die Sicherheit der Radfahrer durch diese Maßnahme verbessert wird, noch „Radverkehr gebündelt“ wird.

Weil die einzige Möglichkeit, am Ende weiterzukommen, ein „gemeinsamer Geh- und Radweg“ ist, der Radfahrer ausbremst und Richtung Müngsten zentimeterhohe Betonkanten aufweist. Motto: Je Müngsten, desto potentielle Schadeinwirkung.


Foto: Ende des Radwegs von Müngsten in Kohlfurth. Die offiziell „Baustelle“ genannte Verkehrsgefährdung führt Radfahrer geradewegs (1) in die offene Baugrube und (2) steht nur ein Bohrer des Fahrzeugs links im Weg (Pfeil). Weil der gesamte Weg und seine Umgehung ja unbedingt komplett zugestellt werden müssen, darf man entweder sein Gefährt über die Baugrube respektive den querstehenden Bohrer heben, oder eben in der schlecht beleuchteten Dunkelheit darüberfallen.

Anmelden

Kommentare

  1. Susanne Zweig sagt:

    Die Fahrradstraße führt nicht in eine Sackgasse, sondern auf den Radwanderweg Sonnborn – Müngsten. Der Radweg ist zwar in einem durchwachsenen Zustand (im Norden besser als im Süden), aber das ist leider Sache von Straßen.NRW und nicht der Stadt Wuppertal und tut seiner Beliebtheit kaum einen Abbruch.
    Insofern ist die Fahrradstraße als Verlängerung an der Stelle sinnvoll platziert. Schade, dass man mit einem vernünftigen Anschluss an den Tal-Radfahrstreifen Richtung Elberfeld oder auch nur ins Stadtteilzentrum Sonnborn den Sack nicht zugemacht hat.
    Die fahrenden LKW werden die neue Fahrradstraße auf die Probe stellen. Radfahrer sollten ihr Recht also auch wahrnehmen. Sie können jetzt in Gruppen nebeneinander fahren und sollten sich von unberechtigtem Gehupe oder Geschimpfe nicht ins Boxhorn jagen lassen. In parkenden LKW sehe ich keine Gefahr.
    Einmal mehr gewundert hat mich die Pressemeldung der Stadt zum Rutenbecker Weg:
    „…Bislang war das Radfahren lediglich auf dem freigegebenen Gehweg in Fahrtrichtung Süden möglich…“
    Nein, liebe Fahrradexperten, es gibt verrückte Leute, die statt auf dem Gehweg zum Radfahren glattweg die Straße benutzen. Manche sogar dann, wenn der Gehweg freigegeben ist.
    Es wäre echt schön, wenn sich im Jahr 2025 langsam auch bei der Fahrradstadt herumspricht, dass Fahrräder Fahrzeuge sind.

    1. N. Bernhardt sagt:

      Wie Name sagt: Radwanderweg. Absteigen und wandern. Langsam fahren und bremsen, wenn Fußgänger oder entgegenkommende Radfahrer auftauchen. Im Dunkeln unbeleuchtet. Sämtliche Abzweige ins Burgholz sind als reine Gehwege (Zeichen 239) ausgewiesen, d.h. im Umkehrschluß über die „Fahrradstraße“ sind lediglich Kohlfurth oder Ziele ab 10 km Entfernung mit dem Rad erreichbar. Fraglich ist, welche Bündelungswirkung erreicht wird, für die Fahrradstraße eingerichtet werden (sollen). Fraglich auch, wie dort die Sicherheit für den Radverkehr erhöht werden soll, wenn der einzige Unterschied ein Schild „Fahrradstraße“ ist. Man ist ja nicht mal in der Lage, die Zweitereiheparker auf der Friedrich-Ebert-Straße zu verscheuchen und damit den Radweg freizuhalten. Dann klappt die Tempo-30-Überwachung auf einer „Fahrradstraße“ nach JWD doch erst recht nicht.

  2. Trottel sagt:

    Es gibt viel lobenswertes und zukunftsorientiertes Engagement, Ihres gehört dazu, danke. Weiter so und viel Erfolg.

    Die Philosophie „Fahrrad-Stadt Wuppertal“ scheint bei der Kommunalverwaltung und OB Schneidewind (Die Grünen, Chef der Stadtverwaltung) eher Phantasie für Belastungsteste anzuregen (erinnert sei hier z.B. an Neue Friedrichstraße, Am Wall).
    Bleibt zu hoffen, dass die zuständige Verwaltung nicht lernresistent ist und das Projekt „Fahrrad-Stadt Wuppertal“ zukünftig besser gestaltet. Dann kann das Bahn-Projekt „Deutschland-Takt“ positiv flankiert werden. Auf 2070 freue ich mich schon bald.

    1. N. Bernhardt sagt:

      Wuppertal ist offenbar im Wettbewerb mit anderen Städten wie Duisburg, wo man „Radweg“ mit kurzem „e“ spricht: Das Rad muß weg, aus dem Verkehr gezogen werden. Behindert den Kraftverkehr. Gefährdet Fußgänger. Kostet zu viel Geld. Oder so. 100 Meter Alibi-Radweg werden heldenhaft als „Fahrradstadt“ gefeiert, während die anderen hunderte Kilometer Straßen wenn überhaupt bescheidene Patchwork-Infrastruktur mit fragwürdigem blauen Radlolli Radfahrer zur Benutzung zwingen will.

      Der seit 2014 in Duisburg angekündigte Ruhrschnellweg RS1 wird ja auch irgendwann 2040+ in Angriff genommen. Erst müssen auf der vorgesehenen Trasse diverse Bahnstrecken ertüchtigt oder ausgebaut werden, dann folgt noch die Logistik-Diagonale, weil es in 35 Jahren nach Ausbau des Binnenhafens nicht zu einem Verkehrskonzept gereicht hat, die LKW weiter munter durch Innenstadtstraßen fahren und inzwischen eine Brücke zur A40 bröselt.

      http://www.youtu.be/LeOGObw_X1A

      Die Leidtragenden sind die Verkehrsteilnehmer von heute und von morgen.

      Oder wie sagt Wolfgang (Autor des Videos): Mit Alibi-Maßnahmen kann man ja ganze Zeitungsseiten füllen anstatt zu sagen: „Das wird nix.“

Neuen Kommentar verfassen

Schreibe einen Kommentar zu N. Bernhardt Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert