Zum Projekt Döppersberg gibt es keine Alternative

Den Kritikern des Döppersbergumbaus geht es nicht um Logik, sondern darum, ihre Unzufriedenheit mit der städtischen Gesamtsituation zu äußern. Die Mehrkosten von 35 Millionen sind bei Wuppertals Milliardenminus eine Kommastelle.
Gastkommentar von Mike Brüggemann, Betreiber der Facebook-Seite "Ja zum Döppersbergumbau"

Mike BrüggemannMike Brüggemann

Urin, Taubenkot, Asbest und PCB das ist bekanntlich die sichtbare Zusammensetzung des alten Döppersberg. Nichts in der Stadt ist peinlicher als jene heruntergekommene Harnröhre, welche als erster Eindruck Gäste aus Nah- und Fern begrüßt.

Seit 2010 geht es diesem Schandfleck deswegen Gott sei dank an den Kragen. Inzwischen ist der neue Busabstellplatz erstellt, der Querriegel abgerissen, die Brücke Immermannstraße abgerissen, ein Flutgraben verkleinert, der Vorbau abgerissen, die Baugrube für Parkdeck und Mall ausgehoben, die Str. Döpersberg wird tiefergelegt, der Wall umgebaut, die Unterfangung bzw Absicherung von Altbau und Gleis 1 ist im Bau. Millionen stecken bereits in diesen Maßnahmen.

Planungsbüro ist schuld an den Mehrkosten

Mit anderen Worten, der bisherige Eigenanteil der Stadt Wuppertal ist ohne Projektgebundende Landesförderung mehr oder weniger bereits verbaut worden. Durch gravierende Planungsfehler seitens des ersten Planungsbüros sowie der generellen Kostensteigerung von der Prognose 2007 bis Heute, ergibt es sich nun ein Mehrbedarf von 35 Millionen €. Diese 35 Millionen € gehen von der konsequenten Fortführung des Projekts aus.

„Aber es wurde doch immer versprochen, dass der Döppersberg nicht teurer wird!“ Genau genommen wurde immer nur versprochen, dass Kostensteigerungen im Projekt aufgefangen werden sollen. Das wurde bisher auch so umgesetzt, der neue Busbahnhof sollte z.B mal ein Volldach bekommen, dass wurde aus Kostengründen gestrichen. Weitere 35 Millionen € können aber nicht im Projekt eingespart werden. Die 65 Millionen € Landesförderung gibt es nur unter der Bedingung, dass eine städtebauliche Aufwertung auch noch zu erkennen ist. Würde man also weiter im Projekt sparen, riskiert man die Förderung.

Keine Alternative zur Fortführung des Umbaus

Die Option, den Eigenanteil nun um 35 Millionen € zu erhöhen, ist sicher mit Nachteilen an anderer Stelle verbunden, die Alternative zur Fortführung wäre jedoch der ewig währende Stillstand an der Baugrube, denn wer soll eine komplette Neuplanung ohne Förderung bezahlen!?

Die Baustelle zur Straße Döppersberg steht nach aktueller Planung bereits bis 2015 still, da eine Inbetriebnahme ohne Mall und Tiefgarage nicht möglich ist. Die statischen Planungen mit ihren vielfältigen Korrekturen haben Jahre gedauert, die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn ebenfalls. Nochmal bei 0 zu beginnen wäre ein finanzielles Desaster, welches die Erhöhung des Eigenanteils bei weitem in den Schatten stellt.

Den Kritikern geht es nicht um Logik

In Wahrheit geht es bei der Kritik doch auch gar nicht um Logik oder ernsthaftes prüfen der Optionen. Das Projekt Döppersberg ist ein willkommenes Opfer, an welchem sich eine generelle Unzufriedenheit mit der städtischen Gesamtsituation manifestiert.

Ohne den Neubau Döppersberg:

– Hätte Wuppertal keine Schlaglöcher
– Wäre das Schauspielhaus nicht geschlossen worden
– Wären keine Schwimmbäder geschlossen worden

usw. Das stimmt zwar alles nicht. Die Vorstellung es wäre so, ist vielen aber wesentlich angenehmer, als die komplexe Realität. Denn dann müsste man ja einfach nur dagegen sein und schon ist für andere Sachen wieder Geld da. In Wahrheit ändert der Döppersberg bzw ein Verzicht auf seinen Neubau an der prekären Gesamtsituation rein gar nichts, 35 oder 70 Millionen € sind bei einem Milliarden € Minus eine Kommastelle.

Zustand des Döppersbergs wird schöngeredet

Zumal bisher kein Kritiker ein Konzept vorgelegt hat, welches auch nur einen Cent sparen würde. Stattdessen wird der Zustand des alten Döppersberg in blinder Ignoranz schön geredet. Als sei alles nur eine Frage der Reinigung.

Frage: Welches Reinigungsmittel hilft gegen einsturzgefährdete Brücken, gegen marode Treppen, gegen Asbest und PCB, gegen Rolltreppen die nach 50 Jahren Witterung einen Vollschaden haben, gegen lebensbedrohliche Zustände an viel zu kleinen Bussteigen, gegen eine Heutzutage als nicht mehr ästhetisch empfundene Betonarchitektur inkl. Verbannung der Fußgänger untertage?

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Gegenposition:

Denkverbote und das sture Festhalten am einmal eingeschlagenen Kurs sind die falsche Reaktion auf die Kostenexplosion beim Döppersberg-Umbau.

>> Lesen Sie den Kommentar von njuuz-Herausgeber Hendrik Stötter

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Foto: privat

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Kommentare

  1. Wuppertalerin sagt:

    Es hat niemand behauptet, dass die Sanierung des Hauptbahnhofes nur eine Frage der Reinigung ist!

    Und wer gegen den Umbau Döppersberg ist, denkt nicht daran, die „eingesparten“ 35 Mill. anderweitig auszugeben, denn wir HABEN SIE NICHT!

    Ein Konzept zu Einsparungen am Döpps hat es bisher nicht gegeben, da den Bürgern noch unlängst GARANTIERT wurde, der Umbau sei im Plan, es würde nicht teurer und wenn doch, wolle man dies durch Einsparungen im Konzept auffangen.

    Mag sein, dass sich die Unzufriedenheit mit der städtischen Gesamtsituation jetzt am Projekt Döppersberg manifestiert, aber sollten wir deshalb diese Unzufriedenheit aufgeben? Es geht hier um Steuergelder. Der Wuppertaler zahlt einmal als steuerzahlender Einwohner Wuppertal, einmal als steuerzahlender Einwohner in NRW diesen größenwahnsinnigen Umbau gesamt!

    Sollte ihnen diese Stelle hinter dem Komma nichts ausmachen, so muss ich Ihnen sagen, dass das genau die Denkweise ist, die uns in den Ruin geführt hat! Sind ja alles nur Peanuts? Oder das Geld anderer?

    1. Mike Brüggemann sagt:

      Die Denkweise die Wuppertal in den Ruin geführt hat, war, dass man alles durch neue Schulden finanzieren kann. Auch Heute noch hätte sich keiner beschwert, wenn die Stadt die 35 Millionen einfach schmerzlos durch einen Kredit beglichen hätte. Was der Wuppertaler aktuell lernt ist, dass es nichts umsonnst gibt, jedes Bauprojekt verlangt seine Opfer.

      Sparen will im übrigen am Döppersberg in Wahrheit keiner, sonst würden sich die meisten nicht darüber aufregen, dass aus Kostengründen der historische Altbau von 1849 eckige Fenster bekommen soll. Das ist der mit Abstand teuerste Posten beim Neubau des Döppersberg, die Arbeiten im Altbestand bzw der Erhalt von Deutschlands ältestem Großstadtbahnhof.

      Ich glaube kaum das die Wuppertaler den gleichen Fehler einer billigen Beton-Flachdach-Lösung wie 1963 wiederholen wollen. Das wichtigste am neuen Döppersberg ist ja gerade, dass sich mehr Mühe zum Detail gegeben wird, als bei der Hauptsache-billig-Lösung vor 50 Jahren.

      1. Wuppertalerin sagt:

        Sie stellen die Behauptung auf, dass am Döppersberg „in Wahrheit“ keiner sparen wolle, und sich “ die meisten“ über eckige Fenster aufregten.
        Dazu bitte Belege, Statistiken, Umfrageergebnisse o.ä. , bevor Sie eine solche Behauptung aufstellen.
        Die Denkweise der Vergangenheit: “ Wir begleichen alles mit Kredit“ ist als Belastung des Wuppertaler Bürgers hinlänglich durch erhöhte Gebühren, Abgaben und Steuern spürbar und für viele sehr belastend( siehe jüngste Erhöhung der Grundsteuer), weitere werden folgen MÜSSEN- durch den Umbau Döppersberg.
        Mag sein, dass man vor 50 Jahren Hauptsache- billig gebaut hat, deswegen muss man nun nicht nach Koste-es-was- es -wolle-Prinzip verfahren! Den Tunnel kann man durchaus modern und ansprechend sanieren,Sicherheitsdienst und Kameras rein, den Busbahnhof mit kleinen Veränderungen belassen und schon siehr die Rechnung besser aus.

        1. Mike Brüggemann sagt:

          Und woher sollen die Millionen für eine Sanierung des Tunnels kommen? Sie wissen schon, dass eine Sanierung teurer würde, als der Abriss!? Angenommen man hätte den Vorbau sanieren wollen, nach der Asbest-Entkernung, dem entfernen der PAK haltigen Deckenplatten wäre nur noch ein Stahlgerippe übrig-geblieben.

          Nachdem man diese Deckenplatten entfernt hatte, kam übrigens ein Dach aus Glasbausteinen zum Vorschein, welches als schwerer Baufehler bereits Anfang der 70er Jahre zugemauert werden musste. Damals waren Glasbausteine abgestürzt und hätten beinahe Passanten schwer verletzt.

          Beim Tunnel verhält es sich ähnlich, der größte Teil der Bausubstanz wäre auch bei einer Sanierung nicht mehr zu halten.

          1. Wuppertalerin sagt:

            Von einer Sanierung des Bahnhofsvorbaus habe ich nicht gesprochen. Dieser war aufgrund der Asbestbelastung etc. nicht zu halten.
            Das der größte Teil des Tunnels der Bausubstanz des Tunnels bei einer Sanierung nicht mehr zu halten sei- bitte mit Zahlen belegen.
            Die Tieferlegung der B7 und die damit verbundene Vollsperrung für 2 (oder 3 oder 4….?) Jahre ist im Zusammenhang mit den Problemen der Umfahrung (erst recht im Winter, bei einem techn. Ausfall der Schwebebahn, Baustellen oder Sperrungen der A46 etc. ) und dem schon jetzt vorhandenen Sanierungsstau unserer Straßen ( welche dann ja 7 Jahre gänzlich unsaniert bleiben sollen) eine Schnapsidee. Die zitierte Aussage unseres Baudezernenten in Radio Wuppertal:“ Der Verkehr wird sich schon einen Weg suchen…“ schlichte Schönfärberei. Wuppertaler Unternehmer und der Elberfelder Einzelhandel werden es empfindlich spüren. Von den dafür erforderlichen (unkalkulierbaren Kosten) des Umbaus der B7 abgesehen.

            Abspecken des gesamten Konzepts, alles andere ist Verschwendung von Steuergeldern und hoffentlich bald ein Straftatsbestand.

  2. mm sagt:

    „Die Mehrkosten von 35 Millionen sind bei Wuppertals Milliardenminus eine Kommastelle.“

    Den Satz gabs doch schon mal, irgend etwas mit Erdnüssen…

    1. Michael Vokoun sagt:

      Darf ich fragen wie Alt Sie sind? Welche Erfahrung haben Sie was solche Großprojekte betrifft?
      Ist Ihnen Bewusst das Wuppertal aufgrund der schlechten Finanziellen Situation schon die Höchsten Grundsteuern hat, die Teuersten Kita Plätze?
      Sind Sie schonmal mit dem Auto in Wuppertal Beruflich unterwegs?

      Glauben Sie wirklich daran das die Mehrkosten von 35 Millionen die letzten Mehrkosten sind? Das der Zeitplan gehalten werden kann?
      Nennen Sie mir ein Großprojekt das in Wuppertal nicht den Kostenrahmen gespregt hat und im Zeitfenster lang.

      Hier geht es nicht drum den Bau zu Stoppen sondern Geld zu sparen. Sind die 35 Millionen nicht da muss am Bau gesparrt werden oder bestimmte Arbeiten aufgeschoben werden bis das Geld dafür da ist.

      Was glauben Sie wie die jetzt schon Maroden Strassen und Brücken aussehen wenn 7 Jahre nichts gemacht wird?

      Schauspielhaus konnte nicht gehalten werden, da zu teuer. Schwimmbäder werden geschlossen und Abgerissen, da zu teuer. Aber der Döpp darf kosten was er will.

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