01.03.2016Gedenkbuch Wuppertal
Zusätzliche Hinweise auf Tötungen im Burgholz.
An den Leiter der Zentralstelle im Lande Nordrhein-Westfalen
für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen
Oberstaatsanwalt Andreas Brendel
Staatsanwaltschaft Dortmund
Gerichtsplatz 1, 44135 Dortmund
Zum Hintergrund:
Es geht um das sog. Burgholz-Massaker von Ende Februar 1945, bei dem Wuppertaler Gestapo- und Kripobeamte 30 sowjetische ZwangsarbeiterInnen ermordet haben. Der Tatort befindet sich in einem Waldstück bei Wuppertal in der Nähe eines Schießstandes der Polizei. Die erschossenen ZwangsarbeiterInnen wurden in einem Massengrab verscharrt, das erst nach der Befreiung im September 1945 entdeckt wurde. 30 Leichen wurden gefunden und an anderer Stelle auf einem Friedhof in Wuppertal-Cronenberg beerdigt.
Bei einer Ortsbegehung stellte sich heraus, dass es in der Nähe des ehemaligen Schießstandes im Wald nicht nur eine Grube gibt, sondern dass in der Nähe des lokalisierten Massengrabes zwei weitere, in der Größe ähnliche Gruben im Wald ausgehoben und bis heute erkennbar sind. Darüber hinaus gibt es in der Nähe des Massengrabes 8 weitere Gruben. Möglicherweise handelt es sich bei den entdeckten Gruben um weitere Massengräber und /oder für Hinrichtungen vorbereitete. Gruben. Das müsste natürlich polizeilich bzw. von der zuständigen Staatsanwaltschaft in Dortmund untersucht werden.
Am 16.12. 2014 hatten wir die Staatsanwaltschaft in Dortmund in einem Brief aufgefordert, die Gruben und das umliegende Waldgebiet zu untersuchen und ein Ermittlungsverfahren wegen möglicher Tötungsdelikte einzuleiten. (https://www.njuuz.de/beitrag28565.html)
Daraufhin hat die Dortmunder Staatsanwaltschaft das LKA mit einer Voruntersuchung beauftragt, die am 3.8.2015 eingestellt wurde. Eine Untersuchung der Gruben bzw. des Waldgebietes hat bis heute nicht stattgefunden. Wir zitieren die Einstellungserklärung und werden die Hinweise und Argumente diskutieren.
Um die Angaben der Staatsanwaltschaft zu überprüfen, sind wir ins National Archives nach Kew/ London gereist und haben uns die relevanten Aktenbestände angesehen. Und wir sind (wieder) fündig geworden. Aus unserer Sicht gibt es zusätzliche Hinweise auf weitere Tötungsdelikte im Waldgebiet Burgholz in der NS-Zeit.
Auszüge aus dem Schreiben von Oberstaatsanwalt Brendel vom 3.8.2015
Aktenzeichen: 45 AR 33/14
Ermittlungsverfahren wegen der Tötung von russischen Zwangsarbeitern Ende Februar 1945 in Wuppertal und sich evtl. daran anschließenden weiteren Massakern
„Nach umfangreichen Archivrecherchen habe ich keine Veranlassung, ein Ermittlungsverfahren wegen weiterer Massentötungen im Bereich des ehemaligen Schießstandes der Polizei Wuppertal in Burgholz einzuleiten. (…) Die vorhandenen Unterlagen zu diesem Massaker lassen darüber hinaus den Schluss zu, dass das Geschehen in Wuppertal von den Ermittlern der britischen Rheinarmee kurz nach der Tat umfassend aufgeklärt worden ist. Es ergeben sich aus diesen Unterlagen keinerlei Hinweise auf weitere Erschießungen oder Begräbnisstätten in Burgholz.
Aus der damaligen Anklageschrift in diesem Verfahren geht hervor, dass sich das Ermittlungsteam der britischen Rheinarmee mit der Täterschaft und Teilnahme von jedem Angehörigen der Kriminal- und Gestapodienststellen in Wuppertal beschäftigt und eine exakte Tatortaufnahme durchgeführt hat.
Eine weitere Absuche des Geländes nach der Leiche des Oberstleutnant Schäfer wurde im Zuge des 1948 geführten Ermittlungsverfahrens gegen den früheren SS-Gruppenführer Rudolf Batz durchgeführt. Es ist anzunehmen, dass das Gelände seinerzeit genauen Untersuchungen unterzogen und verdächtige Stellen geprüft wurden, da zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war, dass die Leiche bereits anonym auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt worden war. Die Nachsuche hat aber keine Hinweise auf weitere Gräber ergeben.
Ferner konnte festgestellt werden, dass die Gruben bereits am 19.03.1945 vorhanden waren. Ihre genaue Herkunft, Sinn und Zweck blieben jedoch, bis auf die Grube mit den getöteten russischen Zwangsarbeitern, ungeklärt. Da die Ersatzabteilung des 76. Art.-Rgt. Anfang 1945 im Bereich Burgholz mit Bunkerarbeiten befasst war, ist ein militärischer Hintergrund bei der gewählten Lage am Höhenzug denkbar.
Tatsächliche Anhaltspunkte, die auf eine andere Zweckbestimmung hindeuten könnten, konnten aus den hier vorhandenen Unterlagen nicht entnommen werden.
Soweit ein Zeuge im damaligen Strafverfahren von einer weiteren bevorstehenden Massenerschießung am Dienstag spricht, haben sich dafür keine weiteren Hinweise ergeben. (…) Personen, die evtl. über die damaligen Geschehnisse aussagen könnten, sind in dem sog. „Burgholz-Verfahren“ gehört worden und dürften heute verstorben sein. Sie stehen daher als Zeugen nicht mehr zur Verfügung.(…) Aus diesen Gründen musste von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abgesehen werden.
Hochachtungsvoll“
(Brendel)
Oberstaatsanwalt
Stellungnahme
Nach unseren Recherchen im National Archive in Kew/London möchten wir der Dortmunder Staatsanwaltschaft in folgenden Punkten „widersprechen“:
1. „Es ergeben sich aus diesen Unterlagen keinerlei Hinweise auf weitere Erschießungen oder Begräbnisstätten in Burgholz.“
Sogar die Tageszeitung NRZ vom 15.9.1945 vermutete in dem Artikel „Ein Massengrab bei Wuppertal“ weitere Massengräber im Burgholz: „In Erwartung neuer Entdeckungen. Die Untersuchungen gehen weiter, solange neues Material über den Fall eingeht. Man nimmt an, dass noch weitere Gräber gefunden werden.“ Erstaunlicherweise wird in dem Bericht von 28 ermordeten Russen, Polen und Belgiern gesprochen. „Der Fund wurde am 28. August gemacht, nachdem drei deutsche Polizisten die ganze Nacht verhört worden waren. Einer der Polizisten, Julius Baumann, 59 Jahre alt, beging Selbstmord, nachdem er verhört worden war. (…) Die Auffindung der Leichen ist das Ergebnis von Nachforschungen, die schon seit einiger Zeit im Gange sind. Die drei verdächtigen Polizisten wurden von der `French War Crimes Investigation Team´[sic] am 27. August verhaftet.“
In den Beständen in London sind wir auch auf diese ersten Ermittlungsunterlagen des „French War Crimes Investigation Team“ gestoßen, aus denen wir hier zitieren möchten:
Aussage von Willy Spicher vom 22.9.1945
Kriminalbeamter Wilhelm Förderer von der Wuppertaler Mordkommission wandte sich an das Mitglied des Antifa-Ausschusses Wilhelm Spicher und teilte ihm folgendes mit:
„Es war aber ein öffentliches Geheimnis, dass wiederholt Erschießungen im Burgholz vorgenommen wurden.“
(National Archives Kew, WO 309/1139)
Aussage Kriminalrat Schmidt:
„Bis Februar 1945 wurden in Wuppertal Verurteilte nach Düsseldorf oder Köln zur Hinrichtung gebracht, erst wegen der vielen Bombenangriffe im Februar/März 1945 änderte sich das. Das letzte Todesurteil, das in Wuppertal verkündet wurde, war am 12. oder 13. April 1945, von einem Militärgericht. und wurde in einem offenen Bereich (draußen) in Ronsdorf ausgeführt.“
(National Archives Kew WO 309/1140)
[Anmerkung: Schmidt „vergisst“ aber die beiden Gestapo-Hinrichtungen von Zwangsarbeitern im Sommer 1943 im Burgholz und die Gestapo-Hinrichtungen von drei Zwangsarbeitern am 11. Mai 1944 im Fudickars Wald in Wülfrath-Rützkausen.]
Aussage Gestapo-Beamte Karl Wilhelm Beine:
„Obgleich ich 4 Wochen vorher bereits von der geplanten Erschießung der Russen gewusst hatte, wusste ich nicht genau, ob sie zum Tode verurteilt waren und durch wen, nahm aber an, dass das Urteil auf die übliche Weise vom RSHA ausgesprochen worden war.“ [eigene Unterstreichung]
(Eidesstaatliche Erklärung von Beine, Privatarchiv L. Bhatia)
Mitteilung von H. Stursbeck vom 11.9.1945
An die Militärregierung
Betr.: Mord auf dem Schießstand-Gelände im Burgholz.
Der Polizeimeister Hagemann [sic. Hagemeier], der auf dem Schießstandgelände im Burgholz
stationiert ist, dürfte als ehemaliges aktives Mitglied der NSDAP sehr wohl in der Lage sein, weitere umfangreiche Aufklärungen in der Mordsache an […] [den] Ausländer[n] im Burgholz, sowie über die Lage weiterer Massengräber geben zu können. Hagemann [sic Hagemeier] hat nach seinen eigenen Äußerungen hin hierfür von Fall zu Fall die erforderlichen Vorbereitungen getroffen und hat selbst wie seine Tochter Inge Hagemann [sic Hagemeier] in frivoler Weise immer wieder in der Nachbarschaft erzählt, heute haben wir wieder eine Anzahl lästige Ausländer ins Jenseits befördert, die brauchen wir nicht mehr am Fressen zu halten.“
(National Archives Kew, WO 309/1141)
Auf den Schießstand-Wärter Gustav Hagemeier werden wir noch zurückkommen.
2. Die Gruben waren bereits am 19.03.1945 vorhanden.
Es ist für unsere Untersuchung unerheblich, ob die Gruben bereits am 19.3.1945 vorhanden waren. Entscheidend ist, dass es nach übereinstimmenden Aussagen die Wuppertaler Polizei ein Arbeitskommando für zwei bis drei Wochen ins Burgholz geschickt hat. Dass in diesen 2-3 Wochen nur eine Grube entstanden ist, ist unglaubwürdig.
Stellvertretend für andere Belege: Gertrud Nitze, Aufseherin im Polizeigefängnis: „Ich wußte, daß ein Arbeitskommando von Russen jeden Tag nach Burgholz fuhren für eine Zeitspanne von ungefähr 3 Wochen. Was sie dort taten, weiß ich nicht.“
(Eidesstaatliche Erklärung von Nitze, Privatarchiv L. Bhatia)
3. „Da die Ersatzabteilung des 76. Art.-Rgt. Anfang 1945 im Bereich Burgholz mit Bunkerarbeiten befasst war, ist ein militärischer Hintergrund bei der gewählten Lage am Höhenzug denkbar.“
Es gibt bisher zwei Aussagen, die auf einen militärischen Hintergrund der Gruben im Burgholz verweisen. Die Zeugen sind aber beide nicht sehr vertrauenswürdig.
Der Hinweis, dass die „Ersatzabteilung des 76. Art.-Rgt. Anfang 1945 im Bereich Burgholz mit Bunkerarbeiten befasst war“, stammt offensichtlich aus den Aussagen des Schießstandwärters Gustav Hagemeier. Zusammengefasst behauptete Hagemeier, der von dem Hinweisgeber Stursbeck (siehe oben) als Vorbereiter von mehreren Exekutionen bezeichnet wurde, dass die Wehrmacht im Februar 1945 in der Nähe des Schießstandes Bunker bauen ließ, eine Wehrmachtsgrube dann aber von der Polizei übernommen und auf 6 m x2 m x 2m vergrößert und dann als Massengrab genutzt wurde. Hagemeier habe damit nichts zu tun und erfährt erst später von einem Wehrmachtsoffizier von der der „Befüllung“ der Grube.
Hagemeier äußerte sich in einer Vernehmung wie folgt: „Ich erkläre, im Laufe des Monats Februar 1945, der Schnee war schon weg, ich weiß aber nicht das genaue Datum, hat das 76.Art.Reg. unter dem Befehl eines Majors, ich weiß aber seinen Namen nicht, mit Arbeiten für den Bau von Bunkern über den Schießstand begonnen.“ Die Aussage geht aber noch weiter: „Diese Arbeiten wurden von etwa 12 Arbeitern, möglicherweise von „Ostarbeitern“ ausgeführt (…) unter dem Kommando eines Adjutanten und irgendwelchen Unteroffizieren. (…) Die Grube, die ich gesehen habe, war ungefähr 50 cm tief 2 m lang und 50 cm breit. (…) 2 Tage später sah ich 4-6 Personen da arbeiten. Das Loch war jetzt viel tiefer und größer. Die Arbeit wurde von einem Polizisten in Uniform [unleserlich] vom Pol. Posten 13 bewacht. (…) Auf meine Frage, wofür das Loch sei, sagte er mir, dass er das nicht weiß und er nur den Auftrag habe, ein Loch von 6 x 2 m und 2 m Tiefe zu graben. Da ich nicht mehr dazu erfuhr, ging ich weg.(…) An einem Sonntag, 5 – 10 Tage später, ging ich erneut zu diesem Platz, die Grube war etwas über 1,80 m-2m tief und 6 m lang und 2 m breit. Kurz nach dem Sonntag bekam ich Besuch von einem leitenden Polizisten. (…) Im Laufe der Unterhaltung sagte er mir, ich soll zu Hause bleiben oder meine Einkäufe erledigen. (…) Er sagte mir auch, wir wollen etwas begraben, mehr Details gab er mir nicht. Einen Tag nach diesem Sonntag kam ein Adjutant des 76.Reg. [der Wehrmacht] (…) Ich ging und er kam zu mir und sagte mir, dass man die Grube gefüllt habe.“ [Übersetzung aus dem französischen Verhörprotokoll.]
(National Archives Kew, WO 309/1139-1141)
Ein weiterer Hinweisgeber ist der Gestapo-Beamte Lorenz Waldorf:
„Als Hufenstuhl mir den Befehl für die Aushebung der Grube gab, war ich der Ansicht, das diene Verteidigungszwecken, da die Wehrmacht um Wuppertal herum solche Aushebungen machte und ich glaubte, Hufenstuhl sei ebenso für Verteidigungszwecke in Wuppertal zuständig.“
(National Archives Kew, WO 309/1139-1141)
Weiter sagte er aus: „Ich solle eine Arbeitsgruppe, bewacht von der uniformierten Polizei ins Burgholz mitnehmen und mir von Hagemeyer [sic] eine Stelle zeigen lassen, wo eine solche Grube auszuschachten sei. Bei der Ankunft im Burgholz bemerkte ich, dass die Wehrmacht einige Aushebungen und Schächte gemacht hatte und ich glaubte das sei für Verteidigungszwecke.“
(National Archives Kew, WO 309/1139-1141)
[Bewertung: Waldorf, der in späteren Vernehmungen zugeben hat, dass er persönlich einen polnischen Zwangsarbeiter 1943 im Burgholz ermordet hat und auch an der Ermordung des Polizisten Schäfer am 12. oder 13. April 1945 beteiligt war, versucht in dieser Phase der Ermittlungen den Ahnungslosen zu spielen, der nicht einordnen kann, zu welchem Zweck die Gestapo ein Arbeitskommando ins Burgholz schickt. Als möglicher Mitwisser und Akteur von weiteren Tötungen ist er natürlich daran interessiert, die Vielzahl der Gruben als militärische Baumaßnahme zu interpretieren.]
In einer weiteren Aussage von Waldorf heißt es:
„Ich stieg zuerst aus und zeigte Hagemeier die Stelle, die ausgegraben war. (…) Als im Burgholz die Leute alle erschossen waren, wurde das Loch von uns zugeschaufelt. Hagemeier besorgte die Spaten hierzu. Er sagte mir noch, dass das Loch gut zugemacht werden müsste, dass es nicht von Unbefugten entdeckt würde.“ (National Archives Kew, WO 309/1139-1141)
In einer dritten Variante von Waldorf hieß es:
„Etwa Anfang Februar bekam ich den Auftrag von Hufenstuhl, ein Loch, 12 x 2, und 2 Meter tief, anfertigen zu lassen. Die Ausgrabung wurde durch ein Kommando des Polizeipräsidiums Wuppertal durchgeführt. Ich bin daraufhin mit einem Wachtmeister der Schutzpolizei zum Schießstand Burgholz gefahren, wo ich nach Anweisung des Schießstandwärters Hagemeyer [sic], dem Polizeibeamten die Stelle zur Ausgrabung angab. Am nächsten Morgen fuhr ich mit einem Arbeitskommando von etwa 10 Häftlingen und einer Begleitmannschaft von 2 Polizisten nach Burgholz, wo ich den ganzen Morgen bei der Ausgrabungsarbeit verblieb. Ich weiß nicht, was für Häftlinge es waren, die diese Arbeit verrichteten. Nach etwa 14 Tagen wurde die Fertigstellung der Ausschachtung der Dienststelle gemeldet. Ich wußte zu der Zeit nicht, weshalb diese Ausschachtung gemacht wurde.“ (…)
(Eidesstaatliche Erklärung von Waldorf, Privatarchiv L. Bhatia)
[Eindeutig beschreibt Waldorf die Rolle von Hagemeier, als denjenigen, der sowohl bei der Auswahl der Stelle, als auch an der Beseitigung der Spuren beteiligt war. Auch Hagemeier wurde nicht mehr als Zeuge im Burgholz-Verfahren bemüht.]
4. „Eine weitere Absuche des Geländes nach der Leiche des Oberstleutnant Schäfer wurde im Zuge des 1948 geführten Ermittlungsverfahrens gegen den früheren SS-Gruppenführer Rudolf Batz durchgeführt. Es ist anzunehmen, dass das Gelände seinerzeit genauen Untersuchungen unterzogen und verdächtige Stellen geprüft wurden.“
Auch die Ermittlungsarbeit der britischen Militärregierung muss man kritisch überprüfen. Nach unseren Recherchen sind z.B. wichtige Zeugen wie der Kriminalkommissar Wilhelm Förderer nicht im Hauptverfahren im Burgholzcase als Zeugen einbezogen worden, obwohl z.B. Förderer umfangreiche Aussagen gemacht hat. Zudem ist es nur eine Vermutung, dass das Waldgebiet genau untersucht worden ist. Außerdem wird man die Suche nach einer Einzelleiche wie bei Schäfer nach anderen Kriterien organisiert haben als die Suche nach Massengräbern.
Editz Enz auf der Buchvorstellung am 5.11.2015 in der Citykirche
Auch wenn wir natürlich wissen, dass die meisten Täter und Zeugen des Burgholz-Massakers verstorben sein dürften und unser Anliegen sich auf die Aufklärung von weiteren Tötungsdelikten im Burgholz und auf die Untersuchung der Gruben bezieht, möchten wir doch darauf hinweisen, dass die Annahme der Staatsanwaltschaft bezüglich der verstorbenen Zeugen falsch ist und nicht auf eine sorgsame Recherche hinweist. So konnten wir auf unserer Buchvorstellung am 5. November 2015 in der Citykirche die hundertjährige Edith Enz als Ehrengast begrüßen. Sie war Gefangene im Polizeigefängnis und war eine wichtige Zeugin im Burgholzcase.
Soweit unsere Argumente
Fassen wir die wichtigsten Aussagen nochmal zusammen:
Der Kriminalkommissar Wilhelm Förderer behauptet, es wäre ein „ein öffentliches Geheimnis, dass wiederholt Erschießungen im Burgholz vorgenommen wurden.“ Zudem berichtete der Zeuge Stursbeck, dass sich der Schießstandwärter Gustav Hagemeier mit seiner Beteiligung an den Hinrichtungen in der Nachbarschaft gebrüstet hätte und er habe „selbst wie seine Tochter Inge Hagemeier in frivoler Weise immer wieder in der Nachbarschaft erzählt, heute haben wir wieder eine Anzahl lästige Ausländer ins Jenseits befördert, die brauchen wir nicht mehr am Fressen zu halten.“
Diese zusätzlichen Hinweise verstärken aus unserer Sicht die Indizien, die wir schon am 6.12.2014 der Staatsanwaltschaft vorgelegt haben:
Aussage Artur Hugendick:
„Ober trug an dem Tage die SD-Uniform. Dabei fragte ich ihn, wie er zu dieser Uniform käme, worauf er mir antwortete, sie hätten an dem fraglichen Tage im Burgholz mehrere Russen erschossen, woran auch er teilgenommen hätte. Hierbei äußerte er noch, dass das eine ganz prima Angelegenheit [sic] wäre, und am kommenden Dienstag würden weitere Erschießungen vorgenommen. Sofern ich Lust hätte, würde er mich dazu einladen. Ich habe dieses Ansinnen jedoch sofort abgelehnt, und wir haben über dieses Thema nicht weiter gesprochen. Hierzu kann u.a. auch Herr Herbert Römer von Schloß Lüntenbeck gehört werden.”
(Auszug aus der Personalakte Wilhelm Ober)
Der Gestapo-Beamte Waldorf hatte in seiner Funktion als Leiter des Arbeitskommandos, das die Grube ausheben sollte, ausgesagt: „Etwa Anfang Februar bekam ich den Auftrag von Hufenstuhl, ein Loch, 12 x 2, und 2 Meter tief, anfertigen zu lassen. (…) „Alle Beamten wurden jetzt gerufen und mußten sich alle an der Zuschaufelung des Grabes beteiligen. Von dem 12 Meter langen Grab wurden nur 6 Meter Länge zugeschaufelt, und die offene Seite mit einer Holzwand abgesteckt.“
(Eidesstattliche Erklärung Waldorf, Privatarchiv L. Bhatia)
Das bedeutet, dass die Grube möglicherweise für weitere Hinrichtungen präpariert war. Ein anderer Täter, Peters, spricht von einer etwa 5 m langen Grube, Hagemeier von einem Loch von 6 x 2 m und 2 m Tiefe.
Aus unserer Sicht gibt es also weiterhin Handlungsbedarf!
Wir fordern eine gründliche Untersuchung der Gruben und des benachbarten Waldgebietes nach Munition und sterblichen Überresten. Vielleicht können auch Experten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, ArchäologInnen oder Pater Patrick Desbois von Yahad – In Unum Hilfestellung geben.
Wuppertal 29.1.2016
Lieselotte Bhatia
Stephan Stracke, Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal e.V.
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen