13.06.2023evangelisch wuppertal
Was können wir uns noch leisten?
Das Überschuldungsrisiko der Inflation steht im Fokus der Aktionswoche Schuldnerberatung. Die Diakonie Wuppertal informiert über ihre Hilfsangebote.
Unbezahlte Rechnungen, Mahnverfahren und Energiesperren: Die Aktionswoche Schuldnerberatung weist auf das gestiegene Überschuldungsrisiko in der Inflation hin. Die Diakonie Wuppertal beteiligt sich am Mittwoch (14.6.) mit einem Infostand in der Barmer Innenstadt.
Die Inflationsrate ist in Deutschland auf einem so hohen Niveau wie zuletzt vor 25 Jahren. Mit der Folge, dass immer mehr Menschen ihre Rechnungen nicht bezahlen können. Es kommt zu Mahnverfahren und Energiesperren. „Viele Menschen machen sich große Sorgen und sind verunsichert, wie sie die Zukunft bewältigen können. Das erleben wir tagtäglich in unserer Schuldnerberatung“, sagt Anke Lichte, Leiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung der Diakonie Wuppertal.
Nicht wenige Haushalte müssten bereits ein Drittel des Einkommens allein für den Wohnraum ausgeben und eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht. Umso schwieriger werde es dann, die gestiegenen Energiekosten und die deutlich teureren Lebenshaltungskosten zu stemmen.
Der Mensch im Mittelpunkt
In der Aktionswoche Schuldnerberatung, die vom 12. bis 16. Juni stattfindet, informiert die Diakonie Wuppertal am Mittwoch, 14. Juni, über ihr Beratungsangebot an einem Informationsstand in der Barmer Innenstadt. In der Zeit von 9:00 Uhr bis 14:00 Uhr stehen Mitarbeiter:innen des Arbeitskreises der Schuldnerberatung in Wuppertal, bestehend aus Diakonie Wuppertal, AWO und der Verbraucherzentrale, für Fragen zur Verfügung.
Die jährlich stattfindende Aktionswoche steht diesmal unter dem Motto „Was können wir uns noch leisten? – Überschuldungsrisiko Inflation“. Dazu aufgerufen hat die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). In ihr sind die sozialen Schuldnerberatungsstellen zusammengeschlossen, von denen es bundesweit mehr als 1.400 gibt, etwa 260 davon gehören zur Diakonie.
„Als eine der gemeinnützigen Schuldnerberatungen ist es uns ein Anliegen, in der Diskussion über Inflation und ihre Folgen die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die aufgrund ihrer Einkommenssituation besonders von der Inflation betroffen sind“, sagt Anke Lichte. Daher unterstützt sie die Forderungen zur Aktionswoche.
Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung
„Wir brauchen einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung“, fordert sie. Das sei angesichts des deutlich wachsenden Beratungsbedarfs dringend notwendig, denn die Zugänge zur Schuldnerberatung sind deutschlandweit sehr uneinheitlich.
„Vor Ort haben wir einen Zugang zur sozialen Schuldnerberatung für alle Wuppertaler Bürger:innen. Aber in anderen Kommunen können nur Ratsuchende, die Bürgergeld oder Sozialhilfe erhalten, ohne jegliche Einschränkung kostenfrei beraten werden“, beklagt Anke Lichte. Zudem müsse es einen zukunftsweisenden Ausbau der Finanzierung von sozialer Schuldnerberatung geben.
Die Schuldnerberaterin fordert einen generellen Pfändungsschutz von existenzsichernden Leistungen. Solange es den nicht gebe, sei eine finanzielle Abwärtsspirale für viele Haushalte vorprogrammiert. Diese führe dann auch dazu, dass die grundlegenden Dinge wie Strom und Gas nicht mehr bezahlt werden können, so dass es zu Energiesperren komme. Die dürfe es für Verbraucher:innen nicht mehr geben, verlangt Anke Lichte mit allen Schuldnerberatungen der Verbände.
Text und Foto: Aktionswoche Schuldnerberatung/Diakonie Wuppertal
Redaktion: KK/sd
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