17. Bergischer Unternehmerkongress: „Drachentanz mit dem Bergischen Löwen“

Rückblick auf einen spannenden Abend mit interessanten Eindrücken

BUK 2019 ©Malte Reiter Fotografie

Am 9.4. fand in der Glashalle der Sparkasse Wuppertal der 17. Bergischer Unternehmerkongress statt. Das diesjährige Thema stand unter dem Zeichen der chinesischen Wirtschaftentwicklung der Auswirkungen auf die europäischen und globalen Handelsbeziehungen.

Aktuelle Stellenangebote:

Begrüßung

Zunächst begrüßte Kreissprecherin Patricia Knauf-Varnhorst die zahlreichen Gäste, welche die Glashalle gut füllten.

Sie stellte kurz die Wirtschaftsjunioren vor und konnte von den über 600 Bewerbertrainings berichten, welche die Junioren in 2018 ehrenamtlich durchgeführt und begleitet hatte. Auch die enge Verzahnung der Junioren zu Politik und Wirtschaft betonte sie.
Danach leitete sie zum Thema des Abends der „Drachentanz mit dem Bergischen Löwen“ über.

Frank Sieren sollte den Abend über Chinas Marköffnung zu eigenen Bedingungen, dem weltweiten Invest, sowie das gewaltige Infrastrukturprogramm Seidenstraße referieren.

Grußworte

Doch zunächst begrüßte der Gastgeber des Hauses, Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Gunther Wölfges die Anwesenden und interpretierte das Thema aus seiner Perspektive. Dabei äußerte er die Hoffnung, dass der Drache eher Partner als Gegner sei und am Ende mehr Wohlstand für alle Handelspartner stehen möge.

Im Anschluss unterhielt Oberbürgermeister Andreas Mucke die Menge mit seinen Ausführungen. Er wies auf das bereits langjährige Engagement Wuppertaler Firmen in China hin und nannte dabei die Firmen Schmersal und Karl Deutsch als Beispiele. Auch wies er auf die erstarkende Verbindung der Länder durch die steigende Anzahl chinesische Studenten hin. Neben 3 Partnerstädten unterstützt die Stadt, vertreten durch die Wirtschaftsförderung, die Bindung durch das China Competence Center C3. Ein wichtiger Aspekt bei allen Gesprächen sei die Verhandlung auf Augenhöhe.

 

Frank Sieren

Der Gastredener des Abends Frank Sieren, ist Politikwisschenschaftler, lebt in Peking und ist publizistisch u.a. für Spiegel und  Handelsblatt tätig. Daneben hat er zahlreiche Bücher veröffentlicht.

Er begann den Beitrag mit einem kleinen Seitenhieb auf den Wuppertaler Stau. In Peking sei der Verkehr merklich flüssiger, auch die die vielen Elektro-Motorräder. Aufgrund erheblicher Smog-Probleme seinen Verbrenner seit Jahren verboten. Dieser Auftakt ließ erahnen, wo der Tenor des Abends hingehen sollte.

China sei bereit und in der Lage bei dem Strukturprojekt „Seidenstraße“ über 1 Billion Euro zu investieren.  Da die Verhandlungen mit  EU sich bisher hinzogen, habe China die Strategie geändert und den Kontakt zu einzelnen Mitgliedsstaaten gesucht. Dabei habe es bereits Erfolge in Italien und Griechenland erzielt. Auch in Osteuropa seien die Planungen weit gediehen.

Auch in Afrika engagiere sich China sehr intensiv. Dabei habe sich dort inzwischen die Handelsbeziehung verändert. Während es zunächst überwiegend um die Förderung und den Export von Bodenschätzen ging, würden chinesische Firmen sich inzwischen auch lokal eingliedern, indem sie in großer Zahl regionale Arbeiter beschäftigen und nur das Führungsteam aus Chinesen bestünde.
Danach ging er auf Chinas Art ein, Marktzutritt zu erlangen. Im 19 Jhdt hatte China ein zentralistisches Weltbild. Als Reich der Mitte schottete man sich so gut es ging ab und trieb nur in geringem Umfang Handel. Dies wurde erst durch Mao Ende des 20. Jhdts geändert. Durch sehr umfangreiche Reformen, die auch zahlreiche Tote forderte, leitete er den Wandel Chinas ein. Jedoch erst Ende der 1970er wurde eine deutlich wahrnehmbare Öffnungspolitik gestartet, die Mitte der 90er Jahre erstmals weiträumig als Bedrohung wahrgenommen wurde. Zunächst wurden überwiegend Produkte kopiert, heute liefert China für den Weltmarkt eigene Produkte und ist gleichzeitig Produzent für westliche (Nobel-)Marken.
Auch im Bereich der künstlichen Intelligenz hat China beachtliche Erfolge erzielt. Mitte der 90er besiegten Schachcomputer die besten menschlichen Spieler. 2016 gelang dies auch beim wesentlich komplexeren Go. Dies war der Startschuss für eine sehr intensive KI-Forschung, die inzwischen weithin Beachtung findet.

Durch die Fähigkeit auch komplexe Bedürfnisse in Technik und Qualität befriedigen zu können, ändern sich die Machtverhältnisse zwischen China und der restlichen Welt.

In der Vergangenheit lieferte das Ausland die Technik und China steuerte den Mark bei. Beispielsweise verkauft(e) VW 40% seiner Produktion in China.

Heute ist China auf fremde Technik kaum angewiesen. 70% der eigenen Produktion werden auch in China konsumiert.

in China sei heute ein Technologiesprung zu beobachten: Anstatt die Verbrennermotoren zu perfektionieren, habe es diesen Schritt ausgelassen und entwickle nun das E-Mobil zur Perfektion. In der EU habe man sich lieber auf das Blockieren neuer Entwicklungen versteift und hänge nun hinterher. Ein Beispiel ist der Bau einer chinesischen Akku-Fabrik in Ostdeutschland, in der Technologie verwendet wird, die deutsche Firmen nicht beherrschen. Auch bei Rohstoffen sichert China seine Zukunft: So hat es Zugriff auf 75% der weltweiten Lithium-Reserven.

Im Ergebnis agiere China sehr geschickt und strategisch, während die EU Chancen verspiele, indem sie sich nicht einheitlich und einstimmig positioniert. Ein Ende der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas sei nicht absehbar, auch da 400 Millionen Einwohner noch nicht die Mittelschicht erreicht haben und so noch viel Potential für weiteren Binnenkonsum vorhanden ist.

 

Diskussionsrunde

Nach diesem teilweise ernüchternden Vortrag wurde zur Diskussionsrunde übergeleitet:
Unter der Moderation von Dr. Andreas Braasch (IQZ GmbH) gemeinsam mit Philip Schmersal (K.A. Schmersal Holding GmbH & Co. KG), Sabine Dietlmeier (AHK Greater China) und Dr. Rolf Volmerig (Wirtschaftsförderung Wuppertal), sowie dem Gast Frank Sieren, wurden über den Einfluss Chinas auf unsere regionale Wirtschaft diskutiert.Herr Schmersal betonte die rasante bauliche Entwicklung, die er bei jedem seiner Bescuhe wahrnimmt. Er sieht für seine Firme eine eher positive Perspektive, da der wachsende Wohlstand Chinas Sicherheitskomponenten erfordert, die er liefert.

Frau Dietlmeier sprach die Kundenmentalität in China an, die sich von unserer merklich unterscheidet.

Herr Sieren kam zu dem Schluss, dass China immer noch viele Detailprobleme zu lösen habe, diese aber sehr offensiv angehe und er daher kein wirkliches Hemmnis im langjährigen Wachstum sehen könne.

Herr Volmerig wies auf die Rolle des Staates hin, dessen Aufgabe es sein, Leitplanken bei Firmenaufkäufen zu setzen.

Im Ergebnis waren sich alle Diskutanten einig, dass Europa nur eine Chance habe, indem es mit einer Stimme spricht und wir Denkbarrieren und Statusdenken schnellstmöglich überwinden.

 

Abschluss

Zum Abschluss fasste Mit-Organisator Tim Blankennagel den Abend gekonnt zusammen, dankte dem großzügigen Einsatz der Sparkasse Wuppertal und setzte seinerseits einige Akzente: Er kritisierte die DSGVO als gut gemeint, aber schlecht gemacht und betonte nochmal die Menschenrechtsverletzungen in China.

Abschließend warb er für die Bundeskonferenz der Wirtschaftsjunioren, die dieses Jahr im Bergischen Städtedreieck vom 19. – 22.9. stattfindet und zu der 800 Entscheidungsträger aus ganz Deutschland erwartet werden.

Anmelden

Aktuelle Stellenangebote:

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert