14.10.2011Bergische Blaetter
Editorial Bergische Blätter 19.2011
Korruptionsskandale wirken sich meist nicht nur auf das Hier und Jetzt aus, sondern haben in vielen Fällen auch lange Nachwirkungen, wie seit vielen Jahren die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal, kurz GWG, immer wieder feststellen muss. Sanierungsstau, Ankäufe, Verkäufe und Rückmietverträge haben das zum größten Teil städtische Unternehmen erheblich ins Straucheln gebracht – und sorgen auch jetzt noch dafür, dass die Zahlen noch lange nicht gut sind.
So handelt sich die GWG alleine mit der Seniorenanlage am Springer Bach in diesem Jahr einen Verlust von 800.000 Euro ein, berichtet Geschäftsführer Harald Rölleke. Das resultiert aus einem Rückmietvertrag nach dem Verkauf der Anlage: Der sah Mieten vor, die definitiv nicht erreicht werden, aber in „juristisch einwandfreien Verträgen“ als Rendite für die Käufer festgeschrieben sind – und zwar bis zum Jahr 2017.
Derzeit ist die Seniorenanlage zwischen 82 und 90 Prozent ausgelastet, heißt es bei der GWG. Wolle man mit den Mieten auskommen, müsse wohl eine Auslastung von 140 Prozent her, vermutete – nicht ganz ernst gemeint – ein Kollege. Doch wenn man den Zahlen glaubt, hat er gar nicht so unrecht. Also heißt es bei der GWG: Weitere sechs Jahre auf die Zähne beißen und sparen. Denn auch die dringend notwendigen Sanierungen sind zwar inzwischen zum Großteil abgeschlossen, hinterlassen aber ebenfalls Kredite, die abbezahlt werden müssen. Und in einer Stadt wie Wuppertal, in der mehr Menschen eher weg- als hinziehen, kann man die Mieten auch nicht so einfach anheben.
Was bleibt ist, sich endgültig vom Bauherrengeschäft zurückzuziehen, noch einiges an Wohnungen zu verkaufen und den Rest so gut wie möglich zu vermieten. Dafür hat man dann nach Berechnungen einer Unternehmensberatung jedoch zu viele Mitarbeiter. 13 GWG-Beschäftigte mit einem befristeten Vertrag werden diesen nicht verlängert bekommen und 19 weitere Festangestellte müssen mit einem Wechsel innerhalb des Konzerns Stadt rechnen.
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