19.05.2023Hendrik Stötter (Red.)
Europa: So profitieren Verbraucher von der Dienstleistungsfreiheit
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Größere Auswahl beim Online-Shopping
Fast 90 Milliarden Euro geben die Deutschen jedes Jahr fürs Online-Shopping aus. Händler wie Amazon, Otto oder Zalando haben so ziemlich alles im Angebot, was sich ein Mensch wünschen kann. Und doch: Immer wieder gibt es besondere Wünsche, die die Handelsriesen nicht erfüllen können. Das kann ein ganz bestimmter Schuh in Größe 39 sein, der überall ausverkauft ist – außer bei einem kleinen Händler in Italien. Vielleicht ist es auch ein Produkt, das exklusiv über den Online-Shop eines Unternehmens in Polen vertrieben wird. Oder aber ein fremdsprachiges Buch, das nur in seinem Herkunftsland erhältlich ist. Egal, was der Grund ist: Durch das Prinzip der Dienstleistungsfreiheit ist es leichter als je zuvor, in anderen EU-Ländern etwas zu bestellen. Die Zollfreiheit und niedrige Versandkosten machen auch Produkte aus dem Ausland attraktiv. Das hat dazu geführt, dass Umfragen zufolge heute rund 70 % aller Konsumenten auch bei ausländischen Online-Shops einkaufen.
Mehr Freiheiten beim Online-Glücksspiel
Fast die Hälfte aller Deutschen nimmt gelegentlich an Glücksspielen teil, immer beliebter werden Casino-Angebote im Internet. Deutsche Online Casinos stehen aber regelmäßig in der Kritik. Die hohen Steuern auf Einsätze sowie das niedrige Einsatzlimit gelten als unattraktiv. Aufgrund der Dienstleistungsfreiheit sind jedoch auch Casinos aus anderen EU-Ländern in Deutschland verfügbar. Dort sind die Konditionen teilweise attraktiver. So schneiden Online Casinos ohne deutsche Lizenz im Experten-Check gleich in mehreren Punkten besser ab. Aufgrund einer geringeren Besteuerung bieten sie in der Regel eine höhere Auszahlungsrate. Die Nutzer haben also bessere Gewinnchancen als auf deutschen Plattformen. Casinos aus anderen EU-Ländern haben außerdem die beliebten Live-Casino-Spiele im Angebot. Die sind in Deutschland aktuell nicht erlaubt, da sie in Konkurrenz zum Angebot der staatlichen Spielbanken stehen. Die Dienstleistungsfreiheit verschafft deutschen Spielern also deutlich mehr Freiheiten im Hinblick auf ihre Spielgestaltung.
Geringere Kosten in Pflege und Handwerk
Die Kosten für haushaltsnahe Dienstleistungen stellen oft eine erhebliche Belastung dar. Die häusliche Pflege schlägt oft mit mehreren tausend Euro im Monat zu Buche, von denen nur ein Teil durch die Versicherung abgedeckt wird. Und wer eine Wohnung renoviert, muss ebenfalls tief in die Tasche greifen. Hinzu kommt, dass es oft schwierig ist, überhaupt einen Dienstleister mit freien Kapazitäten zu finden. Denn sowohl in der Pflege als auch im Handwerk fehlt es Deutschland an Fachkräften. Die Dienstleistungsfreiheit kann diese Probleme zwar nicht lösen, sorgt aber zumindest teilweise für Entlastung. Sie erlaubt es Handwerksbetrieben und Pflegediensten aus anderen EU-Ländern, ihre Dienste auch in Deutschland anzubieten. Da in Ländern wie Polen, Tschechien oder Rumänien die Lebenshaltungskosten niedriger sind, sind auch die Preise dieser Unternehmen oft deutlich niedriger. Wer eine Firma aus dem Ausland beauftragt, muss zwar einiges beachten. Die Überprüfung von Betreuungsvermittlern durch die Stiftung Warentest zeigt aber, dass es seriöse Angebote gibt.
Mehr Innovation bei digitalen Diensten
Konkurrenz belebt das Geschäft – diese Maxime gilt bei digitalen Diensten ganz besonders. Denn starker Wettbewerb erhöht den Druck, sich durch Innovationen einen Vorteil zu verschaffen. Verbraucher profitieren davon in der Form von stetigen Verbesserungen bei den Produkten. Zudem gibt es bei digitalen Dienstleistungen eine weitere Besonderheit: Sie können sich die Dienstleistungsfreiheit in der EU besonders leicht zunutze machen. Mit einer Smartphone-App oder über ihre Website können sie auf einen Schlag die Einwohner aller 27 Mitgliedsstaaten erreichen. Nationale Grenzen stellen also kaum eine Barriere für den freien Wettbewerb dar. So hat Europa erfolgreiche Unternehmen wie etwa den Lieferdienst-Riesen Delivery Hero hervorgebracht. Das Unternehmen, das 2011 in Berlin gegründet wurde, musste sich auf dem europäischen Markt gegen zahlreiche Konkurrenten wie Foodora, Foodpanda, pizza.de oder Deliveroo durchsetzen. Ein entscheidender Erfolgsfaktor waren dabei nutzerfreundliche Apps, die innovative Lösungen für die Bedürfnisse der Nutzer schufen. Auch der Streamingdienst Spotify und der Kochbox-Verkäufer Hello Fresh haben im europaweiten Konkurrenzkampf Innovationen geschaffen, die ihren Nutzern den Alltag erleichtern.
Größere Wahlfreiheit, niedrigere Preise, mehr Innovationen – die genannten Beispiele zeigen anschaulich, wie jeder einzelne EU-Bürger von der Dienstleistungsfreiheit profitiert. Und das, obwohl dieses Grundprinzip des europäischen Rechts kaum jemandem ein Begriff ist. Viele Annehmlichkeiten, die mittlerweile als selbstverständlich gelten, werden erst durch die Dienstleistungsfreiheit ermöglicht. Sie leistet damit nicht zur wirtschaftlichen Entwicklung in Europa einen wichtigen Beitrag, sondern auch zur Verbesserung des Lebensstandards.
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