24.03.2023Wirtschaftsförderung Wuppertal AöR
Großes Interesse an PV-Anlagen auf Gewerbedächern
In Zeiten steigender Energiepreise ist eine zuverlässige, bezahlbare Stromversorgung für Unternehmen überlebensnotwendig. Mit der Produktion von Solarstrom auf dem eigenen Gewerbedach erlangen Unternehmen nicht nur mehr Unabhängigkeit und Wirtschaftlichkeit bei ihrer Stromversorgung, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, den sie öffentlichkeitswirksam nutzbar machen können.
Dass das Thema auf offene Ohren bei den Wuppertaler Unternehmen stößt, zeigte sich beim gestrigen Info-Abend. Rund 50 Teilnehmer*innen folgten der Einladung von NRW.Energy4Climate, der Bergischen IHK, der Stadt Wuppertal und der Wirtschaftsförderung. Unter dem Motto „Mehr Photovoltaik auf Gewerbedächern“ gab es Fachvorträge, aber auch Diskussionsspielraum über Chancen, Umsetzungsmöglichkeiten sowie mögliche Hindernisse beim Einsatz von PV-Anlagen.
Die Berger-Gruppe aus der Kohlfurth präsentierte sich als Gastgeber. Eine Location, die nicht besser hätte passen können. Schließlich installierte das Unternehmen, das im Spezialmaschinenbau tätig ist, kürzlich Wuppertals drittgrößte Photovoltaikanlage mit ca. 5000 Quadratmeter Fläche auf seinen Dächern.
Vor der Planung den Bedarf klären
Ewald Schäfer von der Energieberatungsagentur EANRW vermittelte zunächst Grundwissen über Solarzellen und ihre Leistungsfähigkeit. Je nach Dachbeschaffenheit, Lage und Umwelteinflüsse sind verschiedene Modelle und Montagemöglichkeiten denkbar. Um eine Anlage zu planen, die wirklich zum Bedarf des Unternehmens passt, hat der Experte einen Tipp: „Nehmen Sie sich eine Woche Zeit und sammeln Sie alle Informationen über Ihren Stromverbrauch, um ein genaues Bedarfsprofil zu erstellen“. Neben den Fragen, ob das Gebäude die Voraussetzungen für die PV-Installation erfüllt, gilt es weitere Themen im Vorfeld zu klären. Unter anderem zur angepeilten Leistung. Wieviel Eigenbedarf kann abgedeckt werden und welchen Anteil möchte man ins Netz einspeisen? Wichtig ist auch die Frage nach der Finanzierung. Auch hier gibt es mehrere Möglichkeiten, von der Eigeninvestition über ein Pachtmodell bis zur Direktlieferung über einen Drittanbieter. Viel Aufwand der im Vorfeld nötig ist, aber: „Eine PV-Anlage lohnt sich, wenn man dadurch seinen Eigenbedarf decken kann. Die derzeitigen Strompreise machen es wirtschaftlich“, so Schäfer. Zudem bieten Förderprogramme aus Landesebene wie „progress.nrw“ und auf Bundesebene das Programm „Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW)“ Möglichkeiten, finanzielle Zuschüsse zu erhalten. Zum Beispiel für Beratungsleistungen und der Konzepterstellung für eine PV-Anlage. Auch ein Blick in das Starterpaket Klimaneutraler Mittelstand lohnt sich.
PV im Bestand: Auf Gegebenheiten reagieren
Von der Theorie in die Praxis ging es im zweiten Themenblock. Geschäftsführer Dr. Michael Groß und Prokurist Thomas Rath von der Berger-Gruppe gaben den Gästen Einblicke, wie in ihrem Unternehmen das „Großprojekt Photovoltaik“ realisiert wurde. Die Installation auf einer Bestandsimmobilie, die seit der Unternehmensgründung 1957 vielfach durch An- und Umbauten verändert wurde, brachte einige Herausforderungen mit sich. Schließlich müssen viele Auflagen und Anforderungen erfüllt werden. Vom Umgang mit unterschiedlichen Dachwinkeln bis zur Einhaltung der Brandschutzvorschriften bei der Kabelführung – Thomas Rath, der das Projekt leitete, musste viel Detail- und Kommunikationsarbeit leisten. An vielen Stellen war auch Geduld gefragt. Auf die Frage aus dem Publikum, ob er ein solches Projekt wieder durchführen wurde, antwortete Rath aber mit einem klaren Ja. Michael Groß fügte hinzu, dass bei der Berger-Gruppe nicht allein die Frage nach der Wirtschaftlichkeit ausschlaggebend für die Entscheidung nach einer PV-Anlage gewesen sei. Stattdessen wolle man sich nachhaltiger aufstellen, um „einen Beitrag für die nächste Generation zu leisten“, so Groß. Das Familienunternehmen in dritter Generation deckt nun knapp die Hälfte seines Energiebedarfs aus seiner eigenen PV-Anlage decken. Das sind rund 40 Prozent der Energieleistung, die die Anlage erzeugt. Die übrigen 60 Prozent werden ins Netz eingespeist und können um die 100 Haushalte versorgen.
PV im Neubau: Bei der Planung mitdenken
Anders als im Bestand gibt es im Neubau mehr Möglichkeiten, um auf die Anforderungen einer PV-Anlage zu reagieren. Davon berichtete Adrian Schrewe von den Wuppertaler Stadtwerken. Der Rohbau der neuen WSW-Zentrale an der Bromberger Straße ist fast fertig gestellt. Neben einer PV-Anlage auf dem Dach sind auch Module an der Fassade geplant. Insgesamt soll ein Autokratiegrad von 16 Prozent bei der Stromversorgung erreicht werden. „Man konfiguriert kein Gebäude für eine PV-Anlage, sondern prüft, was mit den Plänen vereinbar ist“, so Schrewe. Trotzdem gibt es natürlich etwas Spielraum, zum Beispiel bei der Anordnung von Klimaanlagen und Lüftungsschächten, die der PV-Anlage nicht im Weg sein dürfen. Auch eine Dachbepflanzung lässt sich zusammen mit einer Solaranlage planen. Es müssen nur einige Faktoren mehr bedacht werden wie eine geeignete Unterkonstruktion oder die Art der Bepflanzung. Auch die Zugänglichkeit zum Dach für Wartungsarbeiten und Kontrollgänge sowie eine notwendige Absturzsicherung sind Themen, die bereits bei der Bauplanung eine Rolle spielen.
Weitere Veranstaltungen geplant
Zahlreiche Nachfragen aus dem bunt gemischten Publikum zeugten von dem großen Interesse an der Thematik. Unternehmensvertreter*innen aus Metallverarbeitung und Werkzeugbau nahmen ebenso teil wie Großhandel und Handwerk. Als Reaktion auf die starke Nachfrage bieten die Organisatoren eine weitere Veranstaltung vor den Sommerferien an. Interessierte können sich vorab auf eine Warteliste setzen lassen.
Kontakt:
- Wirtschaftsförderung Wuppertal, Jürgen Altmann, altmann@wf-wuppertal.de
- Bergische IHK, Martina Faseler, faseler@bergische.ihk.de
- Energy4Climate, Thomas Heider, thomas.heider@energy4climate.nrw
- Stadt Wuppertal, Ruth Mörschel, moerschel@stadt.wuppertal.de
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen