Korzert: Wasserstoff aus Strom aus Müll – ineffizient und teuer

Mit großem Tamtam feiern AWG und WSW ihre – ineffiziente – Wasserstoffproduktion auf Korzert und Hybridbusse mit Wasserstoff-/Elektroantrieb.

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Bereits die Verbrennung von Hausmüll ist nicht nur extrem umweltbelastend und die Filterung der Abgase daher aufwendig. Vielmehr macht dies eine (energie-) aufwendige Nachbehandlung notwendig. Letztlich können nur etwa 15 Prozent der Energie in Strom und Fernwärme umgewandelt werden. [1] Wurden 2014 noch 136.586 MWh [2] ins Stromnetz eingespeist, waren es 2023 noch 73.924 MWh [3] (-46 Prozent).

Auf Korzert wird aus der elektrischen Energie Wasserstoff produziert. Wie Prof. Maximilian Fichtner erläutert [4], ist dies im Vergleich zum Betrieb batterieelektrischer Fahrzeuge sehr ineffizient: Am Beispiel der elektrischen Energie, die ein Windkraftrad mit 3 MWh Leistung im Jahr erzeugt – vergleiche Eingangsgrafik –, lassen sich 1.600 batteriebetriebene PKW betreiben (jeweils mit einer Fahrleistung von 20.000 km pro Jahr). Mit derselben elektrischen Energie können aber nur rund 600 PKW mit Wasserstoffantrieb betrieben werden, die dann mittels Elektrolyse Strom produzieren.

Bei sog. E-Fuels – synthetische Kraftstoffe, die mittels elektrischer Energie aus Wasser und Kohlenstoffdioxid (CO₂) hergestellt werden – können mit derselben Energiemenge nur noch rund 250 PKW betrieben werden. [5]

Nehmen wir die elektrische Energie, die von der Müllverbrennungsanlage auf Korzert 2023 ins Stromnetz eingespeist wurde: 73.924MWh. Das ist weniger als die 80.000 MWh (80 Gigawattstunden), die ein(!) Windkraftrad V236-15.0 MW vom dänischen Hersteller Vestas Wind Systems A/S liefert. Auf Korzert werden dafür aber über 400.000 Tonnen „Müll“ pro Jahr verbrannt. Mit dieser Energie lassen sich rund 14.780 Batterie-PKW betreiben, aber nur 5.540 Wasserstoff-PKW.

Mit anderen Worten: Die WSW könnten mit derselben elektrischen Energie 2,6-mal so viele Busse betreiben wie mit den Wasserstoffbussen, die im Fahrzeug wiederum elektrische Energie produzieren. Auf lange Sicht können wir uns eine solche Verschwendung elektrischer Energie nicht erlauben.

Quellen und Verweise

[1]

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCllheizkraftwerk_Wuppertal#cite_note-3

[3] https://awg-wuppertal.de/fileadmin/user_upload/homepage/download/infomaterial/AWG_Umweltdaten_2023_A5_V12_Web.pdf

[4] Prof. Maximilian Fichtner, Helmholtz-Institut Ulm: Energiespeicher der Zukunft;
Präsentation vom Februar 2025 in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie Bayern,

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/E-Fuel#Verbrennerfahrzeug

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Kommentare

  1. N. Bernhardt sagt:

    Die Hauptsache – die Müllverbrennung – wird durch Müllgebühren finanziert. Da fragt man sich eher, warum die WSW den Abnahmepreis der Fernwärme als „Nebenprodukt“ dann zeitweise verzehnfacht hat.

    Die von Rot/Grün unter Kanzler Schröder eingeführte EEG-Umlage war mal zur Finanzierung von erneuerbaren Energien – dazu gehören auch neue Stromtrassen – gedacht. Nicht, damit ein Herr Altmayer unter Kanzler Merkel mit der Umlage sog. energieintensive Unternehmen subventioniert. Heute fehlen die Stromtrassen und liegen Erzeugungskapazitäten an Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee wegen der fehlenden Stromtrassen brach.

    Auch die Merit-Order an der Leipziger Strombörse war –angeblich– dazu gedacht, vorrangig die Erneuerbaren zu fördern, solange diese teurer als die fossil befeuerten Kraftwerke sind. Heute ist es genau umgekehrt, werden die letzteren nur noch äußerst widerwillig angeschmissen, vgl. „Dunkelflaute“:

    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/dunkelflauten-strom-preise-deutschland-102.html

    Blechen tut wie immer der Verbraucher dafür: 2024 mit durchschnittlich 40 Cent pro Kilowattstunde. Ich bin nicht bereit, damit auch noch die ressourcenaufwendige Herstellung von Wasserstoff für die WSW-Öko-Werbeartikel mitzufinanzieren. Mittel- und langfristig können kann sich das keine Volkswirtschaft leisten, schon gar nicht im großen Maßstab.
    Die WSW hatten mal einen Gelenkbus mit sog. Supercaps, also Kondensatoren, die beim Bremsen erzeugten Strom speichern und den Bus damit ca. 3 km antreiben konnten. Aber auch dies war nur ein subventioniertes Vorzeigeprojekt ohne langfristigen Nutzen. Eingestellt wurde hingegen der jahrelang im Einsatz befindliche Bus mit Gasantrieb.
    Die Wasserstoff-Flotte senkt ja nur lokal den Ausstoß von Abgasen. Dafür haben wir den auf Küllenhahn. Es wäre schön, wenn tatsächlich alle Abfälle recycelt würden, die nach Stand der Kryotechnik auch wiederverwertet werden könnte. Zudem gibt es bisher auch Zuschüsse zu der Anschaffung der millionenteuren Wasserstoffbusse. In der Regel schwindet das Interesse der WSW, wenn aus Berlin und Düsseldorf dafür kein Geld mehr kommt.
    Das war bei dem Vorschlag für den Aufbau eines O-Busnetzes in Wuppertal nicht anders: Nein, wollen wir nicht, weil zu teuer. Solingen betreibt hingegen erfolgreich Batteriebusse, die im Hauptnetz der Oberleitung „nebenbei“ geladen werden. Wie in dem Videobeitrag erläutert wird, sinken die Kosten für die Batterien und steigen proportional deren Lebensdauer an, so daß ein Akku ein ganzes Busleben lang hält. Bisher müssen selbst die WSW nach 7-8 Jahren den Dieselmotor gegen einen neuen tauschen.

  2. Susanne Zweig sagt:

    Auf Korzert wird ja nicht Müll verbrannt, um Strom zu produzieren, sondern um Müll zu beseitigen. Der Strom ist ein Nebenprodukt. Wenn Sie zur Müllverbrennung eine Alternative kennen, sollte Sie die im Text erwähnen.
    Ich erinnere mich dunkel, dass die WSW 2014 mal einen batteriegetriebenen Bus getestet haben (njuuz.de/home/gruen/wsw-testen-elektrobus/) mit dem Ergebnis, dass er die Straßen nicht hochgekommen ist. (Die Batterien wiegen ein paar Tonnen, das ist im Winter nicht hilfreich.) Wasserstoffbusse sind mutmaßlich leichter und vor allem schneller betankt. Und irgendwann muss ein Unternehmen auch eine Entscheidung treffen.

    Wenn das mit der Energiewende aus Windkraft was werden soll, werden auch Speicherkapazitäten für Flautenzeiten gebraucht. Ein Wasserstoffnetz ist dabei nicht die schlechteste Lösung. Sollte das Fortschritte machen, könnten sich die WSW gleich anschließen.

    Man unterschätzt schnell den Energiehunger von Kraftfahrzeugen und von Bussen erst recht. Würden die WSW von ihren 300 Bussen zukünftig 100 als Elektrobusse gleichzeitig mit 150 kW aufladen (dauert knapp 1 h!), sind wir bei 15 MW Netzbelastung. Dafür allein müsste man 3 Windräder betreiben! Mit Wasserstoff kann man die Stromspitzen viel besser verteilen.

    Aber gut, dass das mal technisch diskutiert wird und nicht immer nur klimapolitisch.

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