Kreativität als Überlebensstrategie
Sie trafen auf hochkarätige Referenten, die das Thema Kreativwirtschaft von unterschiedlichen Seiten beleuchteten: Christian Boros, Clustermanager Kreativwirtschaft des Ministeriums – creative.nrw und Agenturinhaber von boros mit Sitz in Wuppertal und Berlin, hält Kreativität für lebensnotwendig in einem globalen Markt: „Um uns gegenüber Asien zu behaupten, müssen wir uns auf unsere jahrhundertelange Tradition des Hinterfragens, Erschaffens und Erfindens besinnen.“ In Asien währten Epochen jahrhundertelang aus der Tradition des Nachahmens und der Wiederholung, in Europa dauerten künstlerische Epochen nur Dekaden. So müsse man immer wieder neu erfinden, um Arbeitsplätze zu halten. „Kreativität ist die Überlebensstrategie, die uns bleibt, wenn in Asien nur billigst produziert wird“, ist sein Appell.
Prof. Lutz Becker, Professor für Management und Führung (Karlshochschule International University) sowie Managementberater, sieht es ähnlich. Ihm ging es vor allem um die kreativen Köpfe, die Wachstum erbringen. Nachgewiesenermaßen sei das Wirtschaftswachstum in Regionen mit hohem Anteil an Künstlern und Kreativen ungleich stärker. „Dies macht auch eine neue Ansiedlungspolitik erforderlich, keine abgesteckten Gewerbeflächen mehr, sondern Orte, an denen Kreative gerne leben und arbeiten.“
Der Macher des „unperfekthaus“ hat das umgesetzt: Reinhard Wiesemann, IT-Unternehmer und Kreativwirtschaftsinvestor bietet in Essen jedem Kreativen kostenfrei einen Raum zum Ausprobieren und Erfinden. Voraussetzung ist, dass die Besucher des Hauses zuschauen können. „Es müssen nicht immer große Fördermittel sein, sondern Infrastrukturen geschafft werden, um Ideen auf kleinerem Niveau zu ermöglichen. Erweisen sie sich als erfolgreich, kann man sie weiter fördern.“
Dass die Zusammenarbeit mit Kreativen ein Unternehmen zur Weltmarktführerschaft bringen kann, bezeugte Thomas Richter, Leiter Business Development, Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG. Seit 1983 arbeiten die Hersteller exklusiver Armaturen mit einer externen Kreativagentur am Design der Produkte, Werbeagenturen schaffen das Bewusstsein für das Markenversprechen „Spirit of Water“, Werbefotografen setzen die Produkte in Szene und vieles mehr. „Die Kreativen geben Impulse und konfrontieren uns mit neuen Ideen.“
Die Moderation der anschließenden Diskussion übernahm Joachim Beck, Inhaber von BECK UND CONSORTEN. Hier wurde nochmal deutlich, dass Kreativwirtschaft ein Wirtschaftsfaktor mit zugleich kultureller Bedeutung ist. Unternehmen täten gut daran, mehr kreatives Potential für sich zu nutzen. Kreative ermutigen dazu, in völlig neuen Alternativen zu denken und eingetretene Pfade zu verlassen. Unsere offene und freie Gesellschaft ist der Standortvorteil, hier ist Kreativität möglich. Jetzt gilt es, weiteren Raum dafür zu schaffen. Dass Städte durch Kreativwirtschaft attraktiver werden, zeigte allein schon der Veranstaltungsort. In der Huppertsbergfabrik arbeiten viele Dienstleister und Kreative unter einem Dach, damit haben sie eine ehemalige Produktionsstätte zu attraktivem neuen Leben erweckt.
Ausstellung bergischer ideenpreis
Hier hat übrigens auch die Lobomob GbR ihren Sitz, eine der vier Preisträger des bergischen ideenpreises. Die rund 30 Wettbewerbsbeiträge konnte man sich hier in einer Ausstellung anschauen, sechs von ihnen werden derzeit im Rahmen des Bergischen ThinkTank zur Marktreife weiterentwickelt.
Nach einem Jahr Projektlaufzeit des Bergischen ThinkTank können die Projektleiter Dr. Mira Stock und Oliver Francke ein positives Fazit ziehen. Die gut besuchte Podiumsdiskussion zur Kreativwirtschaft mit hochkarätigen Referenten, die zum Teil auch auf Bundesebene auf vielen Ebenen an der Entwicklung dieser Branche teilhaben, war auf jeden Fall ein weiterer Höhepunkt.
Quelle: PM Bergischer ThinkTank/BEA vom 02.09.10
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