05.03.2024

Marx und Arbeitspsychologie – Vortrag Prof. Dr. Diestel, Uni W’tal

Der Vortrag am 05.03.24 um 19.30 h in "die Börse" untersucht den Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und psychischen Belastungen, insbesondere am Arbeitsplatz, die sich z.B. in Erschöpfung, Depressionen oder im Burnout manifestieren, aus wirtschaftspsychologischer Sicht.

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Seit 2006 dokumentieren Krankenkassen im deutschsprachigen Raum einen überproportionalen Anstieg der durch psychische Erkrankungen verursachten Fehlzeiten, die nicht nur häufiger auftreten, sondern auch vergleichsweise deutlich länger andauern. Nach Umsetzung der neoliberalen Reformen im Zuge der Agenda 2010 dürften Zeitpunkt und Zeitraum (vor allem nach der Finanzkrise 2007) der drastischen
Verbreitung von psychischen Belastungen – insbesondere am Arbeitsplatz–, Depressionen und Burnout kein Zufall sein.
Die Verbindung zwischen tiefenpsychologischen Perspektiven (Psychoanalyse), kritischer Theorie und historisch-dialektischem Materialismus hat im Forschungsdiskurs zur Analyse und Kritik gesellschaftlicher Produktionsverhältnisse sowie ideologischer Einflüsse eine lange Tradition, die allerdings einer Revision unter dem Vorzeichen aktueller psychologischer Erkenntnisse bedarf. Die Persönlichkeitssystem-Interaktionen-Theorie (PSI-Theorie) von Julius Kuhl bietet eine umfassende und differenzierte Erklärung für die Erschöpfungseffekte von produktiver Arbeit, die für Unternehmen und Organisationen renditeförderlichen Mehrwert erzeugt.

Mit diesem Beitrag soll eine neue Perspektive der Analyse der Effekte moderner kapitalistischer Ausbeutungsmechanismen über bspw. Emotionsarbeit und Selbstkontrollanforderungen erschlossen werden. Hierbei werden auch die Risiko- und Gefahrenpotentiale aktueller Ausbeutungsmechanismen mit
Blick auf reaktionäre und rechtspopulistische ideologische Tendenzen aus psychologischer Sicht thematisiert. Schließlich soll die Verknüpfung der PSI-Theorie mit dem historischen Materialismus auch Lösungen für eine
selbstbestimmte Persönlichkeitsentwicklung in einer freien, sinnstiftenden und bedürfnisorientierten Gesellschaft aufzeigen.

Der Referent Stefan Diestel ist seit November 2018 Inhaber des Lehrstuhls für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Schumpeter School of Business and Economics der Bergischen Univer-sität Wuppertal.

Ferner ist er Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit.

An der Ruhr-Universität Bochum studierte Stefan Diestel Psychologie mit dem Schwerpunkt Wirtschafts-psychologie und Organisationsberatung und promovierte zu Einflüssen von Emotionsarbeit.

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