01.06.2011SHollweg
Öffentliche Veranstaltung zum Döppersbergumbau – das neue Tor zur Stadt
Nach kurzer Eröffnung durch Bernhard Simon, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion, verschaffte Frau Schnell (Projektleiterin der Stadt Wuppertal für die Umgestaltung des Döppersberg) den ca. 130 Zuhörern in einem kurzen und informativen Vortrag über den Döppersbergumbau Einblicke. Ergänzend gab Frau Betz (stellvertretende Projektleiterin Döppersbergumbau) Informationen zur Verkehrsplanung während der 5 Bauphasen.
Bernd Hardt, MdB, moderierte die zweistündige Veranstaltung, die Teilnehmer der Podiumsdiskussion – Dr. Slawig (Stadtdirektor und Kämmerer der Stadt Wuppertal), Herr Müller (Stadtverordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung), Herr Kirchsieper (Vizepräsident der IHK Wuppertal/Solingen/Remscheid) und Herr Coenen (Interessengemeinschaft 1 (IG 1) des Elberfelder Einzelhandels und Geschäftsführer des Kaufhofs ) – werden zu den Teilnehmerfragen entsprechend einbezogen. Großteils können die Fragen aus dem Publikum zufriedenstellend beantwortet werden, wie z.B. „Komme ich trockenen Fußes vom Schwebebahnhof zum Busbahnhof“ – ja, weil die Geschäftspassage überdacht ist; „Warum ist der Busbahnhof nicht komplett überdacht“ aus Kostengründen; „was passiert mit dem Gebäude der Bundesbahndirektion?“ Dr. Slawig antwortet, dass man seitens der Stadt mit dem privaten Investor latent im Gespräch sei, was die zukünftige Nutzung anbelangt. Da gehen die Interessen etwas auseinander. Herr Coenen betont, dass die City eine Nutzung der ca. 30.000 qm für ein Nobel-Marken-Center nicht verträgt, Einzelhandel und IG1 sind ganz deutlich dagegen!
Auch der geplante Investorenkubus erzeugt Fragen aus dem Publikum: „Gibt es Investoren?“ Anfragen ja, aber auch hier bisher konkret keine Erfolgsmeldung. Frau Abeler unterbreitet den Vorschlag, den Kubus teilweise als Begegnungsstätte für Kunst und Kultur zu nutzen.
Die Notwendigkeit des Döppersbergumbaus wird von allen Beteiligten betont. Das Erscheinungsbild der Stadt muss verändert werden. Gerade in Zeiten von Strukturproblemen und Haushaltsdefiziten muss Wuppertal zeigen, dass es städtebaulich etwas bewegen und sich entwickeln will.
Weiter mit:
Vorab ein Lob an die CDU. Sie hat das Döppersberg-Umbaukonzept nochmals präsentiert und anschließend eine weitgehend unzensierte Diskussion darüber zugelassen. Der Fehler dieser Veranstaltung war sicherlich, dass sie (ohne Schuld der Veranstalter) nur ein Verkündigungspodium sein konnte. Eine echte Fundamentalkritik an den Umbauplänen, die von zwei oder drei Diskussionsteilnehmern geäußert wurde, wurde dann doch mit Hinweis auf lange politische Entscheidungswege und dem drohenden Verlust von Fördergeldern abgewürgt. Herr Slawig überraschte mit einem deutlichen Bekenntnis zu möglichen Kostenrahmenüberschreitungen. Fahrradfahrer hatte man bis dato mit eigenen Fahrspuren am Bahnhof vergessen. Frau Abeler kritisierte den Investorenkubus – ich stimme ihr zu und schlage eine Tony Cragg Plastik an dieser Stelle vor.
Das Problem des Döppersberg-Umbaukonzeptes besteht darin, dass der Umbau wohl fast zehn Jahre lang die wichtigste Verkehrsachse der Stadt – und damit die zentrale Lebensader – blockiert. Wenn danach eine fundamentale Verbesserung eintreten würde, wäre dies vertretbar. Das neue Verkehrskonzept erscheint aber als deutlich schlechter als bisher. So verschlechtert sich die ÖPNV-Nutzung für den überwiegenden Teil der Innenstadtbesucher; sie werden künftig von der Morianstraße oder dem Wall abfahren. Die Busse am Döppersberg fädeln sich heute bei der Haltestellenabfahrt überwiegend ampelfrei in den fließenden Verkehr ein. Wenn Busse am neuen Busbahnhof, wie es hieß, eine Vorrangschaltung an der Ampel erhalten, heißt das nichts anderes, als dass der PKW-Verkehr mit noch längeren Stauungen als bisher schon zu rechnen hat. Am Wall darf man in der Umbauphase einen Dauerstau der Busse erwarten. Der Ausbau zur Befahrung in beide Richtungen mag auf einem Reißbrett funktionieren, Gelenkbusse stehen dort aber schon heute häufig im Stau, weil bereits kleine Hindernisse in der Fahrspur ein Überholen verhindern.
Die Umbaupläne lassen mich erschaudern. Fast alle Details sind offensichtlich Ergebnisse politischer Kompromisse, nicht aber von geeigneten Verkehrs- und Stadtplanern erarbeitet. Ich kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen nicht erkenntnisresistent sind und die sich abzeichnende „Verschlimmbesserung“ des Döppersberg noch abgewendet werden kann.