07.04.2011CtEvD
Rutschautos werden grüner
Der Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht für die Region Bergisches Städtedreieck hat gezeigt, „Green Design“ ist das Handlungsfeld, um das man sich in der Region verstärkt bemühen sollte. Schließlich bieten sich mit Industrieunternehmen, dem renommierten Studiengang Industriedesign und den Umweltinstituten vor Ort beste Voraussetzungen.
Das „zukunftsforum 2011“ war hier ein erster Schritt, im Mittelpunkt standen daher die neuen EU-Richtlinien zur energie- und ressourcenschonenden Produktion, die sog. Ökodesign-Richtlinien – ein wichtiger Baustein der Gesamtthematik Green Design.
EU-Richtlinie – wie geht das?
Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der Bergischen Entwicklungsagentur begrüßte zu dem „echten, bergischen Gemeinschaftsprojekt“, das nicht nur viele Institutionen verbinde, sondern auch Kreative mit der Industrie. Ziel sei es, ein Cluster zu bilden – hier aber aus mehreren Branchen.
Christoph Nieder (Rinke Connect GmbH) moderierte den ersten Teil, in dem mit Vorträgen das Thema von verschiedenen Seiten betrachtet wurde. Dr. Floris Akkerman von der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) stellte dar, wie eine EU-Richtlinie entsteht und wer für die Einhaltung verantwortlich ist – in erster Linie der Hersteller. Für viele Produkte gibt es bereits Verordnungen, gibt es noch keine, können sich Produzenten in Deutschland über das Konsultationsforum einbringen (www.ebpg.bam.de).
Von unliebsamer Verordnung zum Produkt
Dass eine frühe Reaktion auf eine Verordnung auch zur Erfolgsstory werden kann, berichtete Prof. Martin Topel von der Bergischen Universität. Als Anfang der 90er die Verpackungsordnung in Kraft setzte, hat man für das Werkzeugunternehmen Festo sogenannte Systainer entwickelt. Aufbewahrungskisten für einzelne Werkzeuge konnten durch Verschlüsse beliebig verknüpft werden und so wurde Verpackung zum materialreinen, stapelbaren Produkt, das dank Postzulassung auch zum Versand geeignet war. Heute wird der „Systainer“ auch in anderen Branchen genutzt, beispielsweise zum Transport von Blutkonserven. „Nutzen Sie eine EU-Verordnung als Anreiz, etwas weit über das geforderte Maß zu entwickeln, um neue Maßstäbe zu setzen“, appellierte Topel aus seinen Erfahrungen heraus.
Ein Licht aufgegangen
Welche Auswirkungen eine solche Richtlinie auf alle Bereiche in einem Unternehmen haben kann, das konnte Marco Müller vom Wipperfürther Lampenwerk Radium naturgemäß bestens darstellen. Schon früh hat man zur Verwendung von Energiesparlampen aufgerufen, der älteste Lampenhersteler Deutschlands musste dann auch alles umstellen, von der Fertigung, über Warenwirtschaft, Lieferanten, Internet bis zur Verpackung. „Der Markt verändert sich, die Kommunikation ist Sache des Herstellers“, weiß Müller. Und auch die Marktüberwachung, denn schwarze Schafe gebe es immer.
Wie macht man ein Produkt „grüner“?
Nach so viel Information ging es dann zum praktischen Teil: In vier interdisziplinäre Gruppen aufgeteilt durften die Teilnehmer das Design des berühmten roten Rutschautos überdenken, welches bei Generationen von Kleinkindern für spaßige Mobilität sorgt. Vorinformiert durch einen Film, der die Produktion dokumentierte, wurden Vorschläge diskutiert, verworfen und die Ergebnisse zuletzt gesammelt. Interessanterweise kamen alle Gruppen zu ähnlichen Ergebnissen: Multifunktionalität war gefordert, die Materialwahl (Polyethylen) soll überdacht werden, ein Car-Sharing oder -Leasing wurde genauso vorgeschlagen wie ein Modulbausatz.
Projektleiter Oliver Francke hat schon ein Resümee aus dieser Veranstaltung gezogen: „Je interdisziplinärer man arbeitet, also Produzent, Designer und Forscher einbindet, desto innovativer und schneller ist man in der neuen Produktentwicklung.“
Grundlage für die nächste Runde „bergischer ideenpreis“
Das „zukunftsforum“ hat nicht nur die Ökodesign-Richtlinie als industrierelevantes Thema behandelt, sondern diente auch der Themenfindung zur nächsten Runde des „bergischen ideenpreis“, der wieder echt bergische Produkte hervorbringen soll. „Wir werden uns jetzt die Querschnittsthemen aus den Workshops betrachten“, so Francke. Das Netzwerk Bergischer ThinkTank wird also schon in Kürze wieder die Möglichkeit zur konkreten Zusammenarbeit haben, diesmal für eigene Produkte.
PM BEA om 07.04.11
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