16.09.2010Georg Sander
„Seit März leben wir in einer anderen Welt“
Hans-Jürgen Adorf, Vorsitzender der Geschäftsführung von E/D/E (Einkaufsbüro Deutscher Eisenhändler GmbH) mit über 1000 angeschlossenen Handelsunternehmen und weiteren knapp 400 Einzelhändlern, kann der allgemeinen Wirtschaftskrise durchaus auch etwas Positives abgewinnen: „Für uns war die Krise eine neue Erfahrung. Aber in den Zeiten, in denen es etwas ruhiger war, konnten wir wenigstens unser Logistikzentrum in Betrieb nehmen.“ Die letzten „Kinderkrankheiten“ des neuen Zentrums werden bereits in wenigen Wochen restlos behoben sein.
Überhaupt sieht man in der Chefetage des Langerfelder Unternehmens wieder mit Optimismus in die Zukunft. „Seit März leben wir in einer anderen Welt“, lautet Adorfs Zwischenfazit für das laufende Jahr. In der Tat liegen die Umsatzveränderungen in den zurückliegenden 6 Monaten wieder souverän über der Nulllinie, die sie im Jahr 2009 konjunkturbedingt noch konsequent unterboten hatten.
Adorf: „Seit März haben wir wieder gigantische Zahlen. Alle unsere Kernbereiche wachsen zweistellig. Trotz aller Unsicherheiten gehen wir davon aus, dass das Wachstum weitergehen wird. Das Umsatzminus aus 2009 werden wir voraussichtlich fast ausgleichen können.“
Die positive Entwicklung zeigt sich auch bei der Zahl der Beschäftigten. 750 feste Mitarbeiter und 50 Auszubildende arbeiten für E/D/E, 38 Leiharbeitnehmer konnten jetzt in feste Beschäftigungsverhältnisse übernommen werden. Weitere Übernahmen in dauerhafte Arbeitsverträge sind geplant. Für Adorf zeigt dies, dass Leiharbeit durchaus geeignet ist, Arbeitnehmer an ein Unternehmen heranzuführen, sie zu qualifizieren und schließlich in den Mitarbeiterstamm zu integrieren.
Das E/D/E schließt wegen der positiven Tendenz jetzt wieder an seine vor der allgemeinen Wirtschafts- und Finanzkrise gesteckten Ziele an. Im ersten Halbjahr 2010 erwirtschaftete das Wuppertaler Familienunternehmen einen Gesamtumsatz von rund 2,2 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Steigerung um 192 Millionen Euro oder 9,6%. Damit liegt das E/D/E weit über der ursprünglich geplanten Umsatzsteigerung von 3,3%. Für das aktuelle Jahr wird ein Umsatzergebnis von 4,5 Milliarden Euro (plus 10%) angepeilt. Somit würde das E/D/E sein zweitbestes Umsatzergebnis in der Firmengeschichte erreichen. „Damit wären beste Grundlagen geschaffen, um 2011 wieder zu unserer mittelfristigen Wachstumsstrategie CHALLENGE 2012 zurückzukehren“, sagt Adorf.
In fast allen Warenbereichen können die Rekordumsätze aus 2008 bereits in diesem Jahr wieder erreicht oder überschritten werden. Schließlich schlossen die Warenbereiche bis auf die Gartentechnik das erste Halbjahr 2010 mit Wachstumsraten zwischen 5,1% und 14,5% ab. Der Stahlsektor zog sogar um 25% an, allerdings war er durch die allgemeine Wirtschafts- und Finanzkrise auch besonders gebeutelt.
„Nach den derzeitigen Erkenntnissen gehen wir davon aus, dass die vorliegenden Trends in den einzelnen Warenbereichen auch in den nächsten Monaten anhalten werden“, sagt Adorf. Für das noch verhaltene Wachstum der ersten sechs Monate im Lagergeschäft werden nach Abschluss des Integrationsprozesses der alten in die neue Logistik für das zweite Halbjahr Zuwachsraten oberhalb von 10% erwartet, so dass diese Geschäftsart deutlich über Plan abgeschlossen werden kann.
Mitgliederzuwachs, ein allgemeiner Preisanstieg und eine erhöhte Nachfrage waren die Gründe dafür, dass der Geschäftsbereich Stahl im ersten Halbjahr 2010 einen Gesamtumsatz von 280 Millionen Euro erreichen konnte. Dies ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum um immerhin 56 Millionen Euro oder 25%. „Wir erwarten für das Gesamtjahr ein Wachstum um etwa 150 Millionen Euro oder 35% auf annährend 600 Millionen Euro“, sagt E/D/E Chef Adorf.
Die Haustechnik erreichte mit 424,4 Millionen Euro einen Rekordumsatz. Die Steigerung in der ersten Hälfte 2010 beträgt 42,3 Millionen Euro (plus 11,1%). Gründe dafür sind leistungsstarke Marketingpakete der Mitgliedergruppen und die Gewinnung neuer marktstarker Partner im Inland und bei im europäischen Ausland. Insgesamt erwartet der Fachbereich Haustechnik in 2010 bis zu 900 Millionen Euro Umsatz.
Die Bereiche Beschläge, Sicherheitstechnik, Bauelemente und Befestigungstechnik haben 2009 wegen der Konjunkturprogramme nur am Rande unter der Wirtschaftskrise gelitten. Auch in den ersten sechs Monaten 2010 verzeichnen diese Produktbereiche konstante Wachstumsraten um 6%. Mit knapp 610 Millionen Euro wurde der leichte Rückgang aus 2009 wieder ausgeglichen, sodass nahezu exakt das bisher höchste Umsatzergebnis aus 2008 wieder erreicht wurde. Zum Jahresende könnte ein Gesamtumsatz von knapp 1,3 Milliarden Euro realisierbar sein.
Der Abwärtstrend bei Werkzeugen, Maschinen, Technischem Handel, Arbeitsschutz und Betriebseinrichtungen ist im ersten Quartal 2010 gestoppt worden. Zur Jahreshälfte konnte ein Umsatzwachstum um rund 60 Millionen Euro oder 8,5% auf insgesamt 765 Millionen Euro erzielt werden, mit monatlich weiter wachsender Tendenz. Bei E/D/E geht man davon aus, dass diese positive Entwicklung in den nächsten Monaten anhalten wird, sodass zum Jahresende ein Zuwachs in diesem von der Wirtschaftskrise besonders hart getroffenen Bereich von 150 Millionen Euro (gut 10% Zuwachs) erwartet werden kann.
Der Umsatz in Deutschland zog im ersten Halbjahr 2010 leicht auf 1,9 Milliarden Euro an, gegenüber 1,8 Milliarden in der ersten Hälfte 2009. Die E/D/E Aktivitäten in Europa spiegeln sich in einer Umsatzsteigerung auf 242 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten 2010 wieder, nach 225 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Gründung der ZEDEV Einkauf und Service AG in Gemeinschaft mit einem Kooperationspartner in Zürich ist vollzogen, das Lager einschließlich Organisation wurde realisiert. Im kommenden Jahr will sich E/D/E auch in Italien und Frankreich engagieren.
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Lesen Sie morgen im zweiten Teil des Berichts: Wie das E/D/E im Rahmen seines gesellschaftlichen Engagements soziale und kulturelle Projekte in Wuppertal fördert.
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Fotos: E/D/E
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