09.06.2016Axel Sindram
Und schon wieder neue „kreative“ Berechnungen
Richtig rechnen ? Nein, das wird in jeder Schulaufgabe vorausgesetzt. Die Kunst des Mathematikers besteht vielmehr darin, die richtigen Annahmen zu treffen. In diesem Punkt zeichneten sich die Seilbahngegner in der Vergangenheit durch besondere Kreativität aus. Präsentiert wird stets ein umfangreiches Zahlenwerk, welches den Anschein solider Rechenarbeit und hoher Sachkompetenz erwecken soll.
Tatsächlich wird jedoch durch gezieltes Weglassen entscheidender Größen einerseits oder Hinzufügen irrelevanter Parameter andererseits ein Wunschergebnis herbeigerechnet, das sich am Ende zu einem werbewirksamen Slogan verarbeiten lässt (oder war dies vielleicht sogar von Anfang an das Ziel?). Auf diese Weise sollte sogar nachgewiesen werden, dass die Seilbahn mehr Energie verbraucht als die Schwebebahn(!) http://www.pro-seilbahn-wuppertal.de/blog/2016-01-31-1300-kw-6240-kw/
Aber es geht noch weiter:
„Durch Streichung des Uni-Express lassen sich nur 10% der Kosten der Seilbahn einsparen“
Eine Aussage ohne jede fachliche Bedeutung: Geplant war von Beginn an ein Ersatz nicht nur des Uni-Express sondern auch der Linien CE 64, 65 und 645. Trotzdem wird zum Vergleich mit der Seilbahn nur das kleinste Fahrtvolumen herangezogen und die übrigen Linien werden „übersehen“: Der Uni-Express verkehrt nur an 150 Fahrtagen mit etwa 10 Betriebsstunden, die Seilbahn dagegen ganzjährig mit 16 Betriebsstunden. Hauptsache die Zahl 10% ist in den Köpfen.
„Die Seilbahn bietet im Spitzenverkehr weniger Plätze als das jetzige Busnetz“
Hier wird die Kapazität der Seilbahn mit 2.625 Plätzen pro Stunde (warum dieser Wert, tatsächlich geplant sind 3.500) einer derzeitigen Buskapazität von 3.450 Plätzen gegenüber gestellt. Mit eingerechnet sind die Linien 603, 615, 625 (die fährt gar nicht zur Uni) und 645. Diese Linien werden aber (mit Ausnahme der Li. 645) in jedem Fall weiterfahren, so dass ihr Platzangebot dem der Seilbahn hinzuzurechnen ist !
„Die Fahrzeiten werden sich mit der Seilbahn verlängern“
An dem eindeutigen Fahrzeitvorteil der Seilbahn von 3 Min. bis zur Uni und 9 Min. bis zum Schulzentrum Süd kommt man eigentlich nicht vorbei. Mühsam gesucht werden daher Busverbindungen, die entweder
- lt. aktuellem Fahrplan schneller sind oder
- derzeit noch umsteigefrei sind, sich aber künftig durch Umstieg verlängern sollen, z.B. Cronenberg-Wall.
Auch hierbei bleiben zahlreiche Einflussfaktoren außer Acht:
- Eine seriöse Reisezeitberechnung im ÖPNV beinhaltet neben der reinen Fahrzeit auch eine „mittlere Wartezeit“, die daher z.B. bei einer im 10 – Min.-Takt verkehrenden Linie 5 Min. beträgt !
- Die mittlere Wartezeit bei der Seilbahn beträgt hingegen nur 15 Sekunden.
- Auf die tatsächlich im Alltag auftretenden ständigen Verspätungen wird mangels eigener ÖPNV-Erfahrung nicht eingegangen.
- Zum Vergleich wird derzeit die für Nord-Süd-Verbindungen günstig gelegene vorübergehende Ersatzhaltestelle Ohligsmühle herangezogen. Der neue ZOB liegt aber weiter östlich mit einer längeren Fahrstrecke und mindestens 3 zusätzlichen (hoffentlich für den Busverkehr optimierten) Ampelkreuzungen.
- Ein Großteil der zum Vergleich herangezogenen Fahrten in die Innenstadt (Wall) wird nach derzeitigem Planungsstand auch ohne Seilbahn künftig nicht mehr angeboten werden, weil die Nord-Süd-Linien am neuen ZOB enden sollen.
Dagegen wird der Umstieg in die Seilbahn als beschwerlich, zeitaufwändig und allgemein fahrgastunfreundlich dämonisiert, wobei außer Betracht bleibt, dass der Umstieg auf eine Seilbahn aufgrund der kurzen Taktzeit kaum Zeit kostet und eher mit einer Rolltreppe zu vergleichen ist.
Wir werden uns die „Faktenchecks“ weiter gründlich ansehen.
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